Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793.
Und doch wollt' ich immer noch anfangen, doch glaub' ich immer noch, daß ich Sie blos zu früh verlassen mußte. Jch hätte doch einen Eingang machen müssen, und der wollte sich immer gar nicht finden. Ach ich bin schon wieder viel schlechter, viel unruhiger und wilder geworden! --
Und doch wollt' ich immer noch anfangen, doch glaub' ich immer noch, daß ich Sie blos zu fruͤh verlassen mußte. Jch haͤtte doch einen Eingang machen muͤssen, und der wollte sich immer gar nicht finden. Ach ich bin schon wieder viel schlechter, viel unruhiger und wilder geworden! — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0096" n="96"/><lb/> weißen Huͤgeln, die eine Schwindeltiefe von Wollust errathen zu lassen, weil Jhr Kuß, Jhr himmelwaͤrts hinsterbendes Auge Dich an das letzte Entseelen der Wonne erinnerte, weil Du schon Plane machtest die jenes Gespraͤch wuͤrden zerstoͤrt haben, weil Du befuͤrchtetest Dich bei dem muthwilligen schaͤkernden <choice><corr>liebefordernden</corr><sic> lieaefordernden</sic></choice> Maͤdchen laͤcherlich zu machen. — Ja das wars, Elender! Freilich schickte Sie Dich diesmal bald fort, aber waren Deine Vorsaͤtze nicht schon rein geschwunden? Wuͤrdest Du das Wort — Tugend haben vor Jhr aussprechen koͤnnen? O warlich nicht! Ein Antrag ganz anderer Art brannte aus Deinen Augen, dehnte Deinen Arm so begehrlich um ihre runden Huͤften herum. Schien Sie nicht eben deswegen Dich wegzuschicken, weil Sie etwas Entehrendes in Deinen langen schwebenden Seufzern ahndete! O Himmel! — Aber was ist Sie auch fuͤr ein Maͤdchen? Jhren Reiz und ihre Koketterie beschreibt kein Ausdruck. Das ist mehr als ich tragen kann.</p> <p>Und doch wollt' ich immer noch anfangen, doch glaub' ich immer noch, daß ich Sie blos zu fruͤh verlassen mußte. Jch haͤtte doch einen Eingang machen muͤssen, und der wollte sich immer gar nicht finden.</p> <p>Ach ich bin schon wieder viel schlechter, viel unruhiger und wilder geworden! —</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0096]
weißen Huͤgeln, die eine Schwindeltiefe von Wollust errathen zu lassen, weil Jhr Kuß, Jhr himmelwaͤrts hinsterbendes Auge Dich an das letzte Entseelen der Wonne erinnerte, weil Du schon Plane machtest die jenes Gespraͤch wuͤrden zerstoͤrt haben, weil Du befuͤrchtetest Dich bei dem muthwilligen schaͤkernden liebefordernden Maͤdchen laͤcherlich zu machen. — Ja das wars, Elender! Freilich schickte Sie Dich diesmal bald fort, aber waren Deine Vorsaͤtze nicht schon rein geschwunden? Wuͤrdest Du das Wort — Tugend haben vor Jhr aussprechen koͤnnen? O warlich nicht! Ein Antrag ganz anderer Art brannte aus Deinen Augen, dehnte Deinen Arm so begehrlich um ihre runden Huͤften herum. Schien Sie nicht eben deswegen Dich wegzuschicken, weil Sie etwas Entehrendes in Deinen langen schwebenden Seufzern ahndete! O Himmel! — Aber was ist Sie auch fuͤr ein Maͤdchen? Jhren Reiz und ihre Koketterie beschreibt kein Ausdruck. Das ist mehr als ich tragen kann.
Und doch wollt' ich immer noch anfangen, doch glaub' ich immer noch, daß ich Sie blos zu fruͤh verlassen mußte. Jch haͤtte doch einen Eingang machen muͤssen, und der wollte sich immer gar nicht finden.
Ach ich bin schon wieder viel schlechter, viel unruhiger und wilder geworden! —
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