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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.

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Dieser moralische Krieg ist so gut eine Geburt unserer Barberei wie jener, wo es Menschenleben gilt.

Werden wir alle einst so weit kommen, daß wir die Stimme der reinen Wahrheit zu hören vermögen, werden wir einmal die Kinderschuhe vertreten, jenes zänkische eigensinnige grillenhafte Wesen fahren lassen, dann rotten wir uns nicht mehr zusammen, von der Betrügerei entflammt, um ein Land zu erobern, wo vor einigen Jahrhunderten ein außerordentlicher Mensch gelebt hatte, oder um Leute zu zwingen, daß sie künftig nicht mehr diesem, sondern gerade dem Menschen gehorchen, dessen Sklaven wir sind; und eben so wenig werden wir dann nöthig haben uns gegen unsere Neigungen zu erklären. Wir werden dann keine Helden mehr haben, verdammt in ewigem Widerspruch mit sich selbst zu leben, aber wir werden alle Menschen seyn, und uns daran genügen.

Er. Aber wenn der Krieg, wie Sie sagen Barbarei ist, wenn wir erst dann reine Menschen sind, wenn diese Barbarei aufhört, so ist es doch wohl indessen jedes biedern Mannes Pflicht dieser Vollkommenheit von seiner Seite entgegen zu kommen, von seiner Seite wenigstens keinen Krieg, das ist, keine gewaltsame Auflösung sich widersprechender Prinzipien, zu veranlassen. Der Mann der folglich so handelt, daß der Grundsatz, worauf seine Handlungen gebauet sind, wenn er der Grundsatz der ganzen Welt wäre, alle Disharmonie aufhübe, trägt


Dieser moralische Krieg ist so gut eine Geburt unserer Barberei wie jener, wo es Menschenleben gilt.

Werden wir alle einst so weit kommen, daß wir die Stimme der reinen Wahrheit zu hoͤren vermoͤgen, werden wir einmal die Kinderschuhe vertreten, jenes zaͤnkische eigensinnige grillenhafte Wesen fahren lassen, dann rotten wir uns nicht mehr zusammen, von der Betruͤgerei entflammt, um ein Land zu erobern, wo vor einigen Jahrhunderten ein außerordentlicher Mensch gelebt hatte, oder um Leute zu zwingen, daß sie kuͤnftig nicht mehr diesem, sondern gerade dem Menschen gehorchen, dessen Sklaven wir sind; und eben so wenig werden wir dann noͤthig haben uns gegen unsere Neigungen zu erklaͤren. Wir werden dann keine Helden mehr haben, verdammt in ewigem Widerspruch mit sich selbst zu leben, aber wir werden alle Menschen seyn, und uns daran genuͤgen.

Er. Aber wenn der Krieg, wie Sie sagen Barbarei ist, wenn wir erst dann reine Menschen sind, wenn diese Barbarei aufhoͤrt, so ist es doch wohl indessen jedes biedern Mannes Pflicht dieser Vollkommenheit von seiner Seite entgegen zu kommen, von seiner Seite wenigstens keinen Krieg, das ist, keine gewaltsame Aufloͤsung sich widersprechender Prinzipien, zu veranlassen. Der Mann der folglich so handelt, daß der Grundsatz, worauf seine Handlungen gebauet sind, wenn er der Grundsatz der ganzen Welt waͤre, alle Disharmonie aufhuͤbe, traͤgt

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[85/0087] Dieser moralische Krieg ist so gut eine Geburt unserer Barberei wie jener, wo es Menschenleben gilt. Werden wir alle einst so weit kommen, daß wir die Stimme der reinen Wahrheit zu hoͤren vermoͤgen, werden wir einmal die Kinderschuhe vertreten, jenes zaͤnkische eigensinnige grillenhafte Wesen fahren lassen, dann rotten wir uns nicht mehr zusammen, von der Betruͤgerei entflammt, um ein Land zu erobern, wo vor einigen Jahrhunderten ein außerordentlicher Mensch gelebt hatte, oder um Leute zu zwingen, daß sie kuͤnftig nicht mehr diesem, sondern gerade dem Menschen gehorchen, dessen Sklaven wir sind; und eben so wenig werden wir dann noͤthig haben uns gegen unsere Neigungen zu erklaͤren. Wir werden dann keine Helden mehr haben, verdammt in ewigem Widerspruch mit sich selbst zu leben, aber wir werden alle Menschen seyn, und uns daran genuͤgen. Er. Aber wenn der Krieg, wie Sie sagen Barbarei ist, wenn wir erst dann reine Menschen sind, wenn diese Barbarei aufhoͤrt, so ist es doch wohl indessen jedes biedern Mannes Pflicht dieser Vollkommenheit von seiner Seite entgegen zu kommen, von seiner Seite wenigstens keinen Krieg, das ist, keine gewaltsame Aufloͤsung sich widersprechender Prinzipien, zu veranlassen. Der Mann der folglich so handelt, daß der Grundsatz, worauf seine Handlungen gebauet sind, wenn er der Grundsatz der ganzen Welt waͤre, alle Disharmonie aufhuͤbe, traͤgt

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/87>, abgerufen am 21.11.2024.