langt, aber keinen bekommen, da er daselbst unbekannt gewesen. Jn voller Verzweiflung habe er nun seine Zuflucht zu seinen Messern, einem Federmesser, einem Barbiermesser und einem Taschenmesser genommen. Gestern Morgen um 10 Uhr sey er nach einem einsamen Ort im Walde gegangen, habe sich den Rock ausgezogen und einige Adern öffnen wollen. Am linken Arm habe er mit dem Federmesser den Versuch gemacht die Adern zu durchschneiden -- aber vergebens. Er habe also die Weste aufgeknöpft, das Hemd aufgeschnitten, und mit dem Taschenmesser zwischen den Rippen hindurch zu kommen versucht, es habe aber nicht gehn wollen, daher er sich in der größten Wuth mit dem Taschenmesser zwey Stiche in den Leib gegeben, wobey er so stark ausgehohlt, daß das Messer bis an das Heft in den Leib gegangen. Die Kräfte hätten ihn gleich so verlassen, daß er noch einige Stiche nur sehr schwach führen können, zumal er stark gezittert und ihn die Wunden sehr geschmerzt hätten. Einige Minuten sey er auf dem Platze herum gegangen, bald aber sey ihm ein Schwindel und eine solche Ermattung angekommen; daß er sich auf den Bauch niederlegen müssen. Jn der gewissen Hoffnung bald zu sterben, habe er einige Zeit ganz still gelegen; da er aber kalt geworden und die Wunden aufgehört zu bluten, habe er wohl gemerkt, daß es mit dem Tod noch Zeit haben werde. Er habe nun gesucht, sich mit dem Barbiermesser den Hals ab-
langt, aber keinen bekommen, da er daselbst unbekannt gewesen. Jn voller Verzweiflung habe er nun seine Zuflucht zu seinen Messern, einem Federmesser, einem Barbiermesser und einem Taschenmesser genommen. Gestern Morgen um 10 Uhr sey er nach einem einsamen Ort im Walde gegangen, habe sich den Rock ausgezogen und einige Adern oͤffnen wollen. Am linken Arm habe er mit dem Federmesser den Versuch gemacht die Adern zu durchschneiden — aber vergebens. Er habe also die Weste aufgeknoͤpft, das Hemd aufgeschnitten, und mit dem Taschenmesser zwischen den Rippen hindurch zu kommen versucht, es habe aber nicht gehn wollen, daher er sich in der groͤßten Wuth mit dem Taschenmesser zwey Stiche in den Leib gegeben, wobey er so stark ausgehohlt, daß das Messer bis an das Heft in den Leib gegangen. Die Kraͤfte haͤtten ihn gleich so verlassen, daß er noch einige Stiche nur sehr schwach fuͤhren koͤnnen, zumal er stark gezittert und ihn die Wunden sehr geschmerzt haͤtten. Einige Minuten sey er auf dem Platze herum gegangen, bald aber sey ihm ein Schwindel und eine solche Ermattung angekommen; daß er sich auf den Bauch niederlegen muͤssen. Jn der gewissen Hoffnung bald zu sterben, habe er einige Zeit ganz still gelegen; da er aber kalt geworden und die Wunden aufgehoͤrt zu bluten, habe er wohl gemerkt, daß es mit dem Tod noch Zeit haben werde. Er habe nun gesucht, sich mit dem Barbiermesser den Hals ab-
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langt, aber keinen bekommen, da er daselbst unbekannt gewesen. Jn voller Verzweiflung habe er nun seine Zuflucht zu seinen Messern, einem Federmesser, einem Barbiermesser und einem Taschenmesser genommen. Gestern Morgen um 10 Uhr sey er nach einem einsamen Ort im Walde gegangen, habe sich den Rock ausgezogen und einige Adern oͤffnen wollen. Am linken Arm habe er mit dem Federmesser den Versuch gemacht die Adern zu durchschneiden — aber vergebens. Er habe also die Weste aufgeknoͤpft, das Hemd aufgeschnitten, und mit dem Taschenmesser zwischen den Rippen hindurch zu kommen versucht, es habe aber nicht gehn wollen, daher er sich in der groͤßten Wuth mit dem Taschenmesser zwey Stiche in den Leib gegeben, wobey er so stark ausgehohlt, daß das Messer bis an das Heft in den Leib gegangen. Die Kraͤfte haͤtten ihn gleich so verlassen, daß er noch einige Stiche nur sehr schwach fuͤhren koͤnnen, zumal er stark gezittert und ihn die Wunden sehr geschmerzt haͤtten. Einige Minuten sey er auf dem Platze herum gegangen, bald aber sey ihm ein Schwindel und eine solche Ermattung angekommen; daß er sich auf den Bauch niederlegen muͤssen. Jn der gewissen Hoffnung bald zu sterben, habe er einige Zeit ganz still gelegen; da er aber kalt geworden und die Wunden aufgehoͤrt zu bluten, habe er wohl gemerkt, daß es mit dem Tod noch Zeit haben werde. Er habe nun gesucht, sich mit dem Barbiermesser den Hals ab-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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langt, aber keinen bekommen, da er daselbst unbekannt gewesen. Jn voller Verzweiflung habe er nun seine Zuflucht zu seinen Messern, einem Federmesser, einem Barbiermesser und einem Taschenmesser genommen. Gestern Morgen um 10 Uhr sey er nach einem einsamen Ort im Walde gegangen, habe sich den Rock ausgezogen und einige Adern oͤffnen wollen. Am linken Arm habe er mit dem Federmesser den Versuch gemacht die Adern zu durchschneiden — aber vergebens. Er habe also die Weste aufgeknoͤpft, das Hemd aufgeschnitten, und mit dem Taschenmesser zwischen den Rippen hindurch zu kommen versucht, es habe aber nicht gehn wollen, daher er sich in der groͤßten Wuth mit dem Taschenmesser zwey Stiche in den Leib gegeben, wobey er so stark ausgehohlt, daß das Messer bis an das Heft in den Leib gegangen. Die Kraͤfte haͤtten ihn gleich so verlassen, daß er noch einige Stiche nur sehr schwach fuͤhren koͤnnen, zumal er stark gezittert und ihn die Wunden sehr geschmerzt haͤtten. Einige Minuten sey er auf dem Platze herum gegangen, bald aber sey ihm ein Schwindel und eine solche Ermattung angekommen; daß er sich auf den Bauch niederlegen muͤssen. Jn der gewissen Hoffnung bald zu sterben, habe er einige Zeit ganz still gelegen; da er aber kalt geworden und die Wunden aufgehoͤrt zu bluten, habe er wohl gemerkt, daß es mit dem Tod noch Zeit haben werde. Er habe nun gesucht, sich mit dem Barbiermesser den Hals ab-
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/58>, abgerufen am 17.07.2024.
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