Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.
(Nun da sind wir ja vollkommen einstimmig mit allen Freunden. Gott gebe Tausenden den herrlichen himmlischen Sinn des wachsenden Lichtes zum wahren edeln, ja höchsten Besten der Welt und ihrer paradiesischen Verjüngerung!) "Der Verfasser redet überdem noch einem gewissen Enthusiasmus, den viele Schwärmerey nennen, das Wort, und tadelt diejenigen, die ihre Religion auf die Vernunft allein bauen wollen." (Nemlich auf die idealische, dialektische, die in der Welt noch nie mit sich selbst einig, noch immer offenbar streitig ist. Was das für ein gewisser Enthusiasmus ist, erhellt im ewigen Triebe der Vernunft, zu höchstem Recht, Licht und Gut. Eine Hauptstelle über Schwärmerey in dem Buch, die Einsamkeit der Weltüberwinder, ist folgende p. 129. "Die Rechtschaffenen wissen und merken alle, daß die Entzückung nur etwas Vorübergehendes ist, und kein Bestandwesen der Vereinigung mit Gott ausmacht; sie wissen, daß diese Vereinigung nur in der lautersten, tugendhaftesten Gottähnlichkeit zu suchen ist, worzu nicht unstete Sinnlichkeit, sondern der freie Wille, (praktisch lautre unparteiische Vernunft) unbeweglich gerichtet seyn muß." -- Wer außer aller unsteten Sinnlichkeit, nur in der lau-
(Nun da sind wir ja vollkommen einstimmig mit allen Freunden. Gott gebe Tausenden den herrlichen himmlischen Sinn des wachsenden Lichtes zum wahren edeln, ja hoͤchsten Besten der Welt und ihrer paradiesischen Verjuͤngerung!) »Der Verfasser redet uͤberdem noch einem gewissen Enthusiasmus, den viele Schwaͤrmerey nennen, das Wort, und tadelt diejenigen, die ihre Religion auf die Vernunft allein bauen wollen.« (Nemlich auf die idealische, dialektische, die in der Welt noch nie mit sich selbst einig, noch immer offenbar streitig ist. Was das fuͤr ein gewisser Enthusiasmus ist, erhellt im ewigen Triebe der Vernunft, zu hoͤchstem Recht, Licht und Gut. Eine Hauptstelle uͤber Schwaͤrmerey in dem Buch, die Einsamkeit der Weltuͤberwinder, ist folgende p. 129. »Die Rechtschaffenen wissen und merken alle, daß die Entzuͤckung nur etwas Voruͤbergehendes ist, und kein Bestandwesen der Vereinigung mit Gott ausmacht; sie wissen, daß diese Vereinigung nur in der lautersten, tugendhaftesten Gottaͤhnlichkeit zu suchen ist, worzu nicht unstete Sinnlichkeit, sondern der freie Wille, (praktisch lautre unparteiische Vernunft) unbeweglich gerichtet seyn muß.« — Wer außer aller unsteten Sinnlichkeit, nur in der lau- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0050" n="48"/><lb/> verwenden, das ist edel und Pflicht. So viel von der Einsiedeley!«</p> <p>(Nun da sind wir ja vollkommen einstimmig mit allen <choice><corr>Freunden</corr><sic>Freuden</sic></choice>. Gott gebe Tausenden den herrlichen himmlischen Sinn des wachsenden Lichtes zum wahren edeln, ja hoͤchsten Besten der Welt und ihrer paradiesischen Verjuͤngerung!)</p> <p>»Der Verfasser redet uͤberdem noch einem gewissen Enthusiasmus, den viele Schwaͤrmerey nennen, das Wort, und tadelt diejenigen, die ihre Religion auf die Vernunft allein bauen wollen.«</p> <p>(Nemlich auf die idealische, dialektische, die in der Welt noch nie mit sich selbst einig, noch immer offenbar streitig ist. Was das fuͤr ein gewisser Enthusiasmus ist, erhellt im ewigen Triebe der Vernunft, zu hoͤchstem Recht, Licht und Gut. Eine Hauptstelle uͤber Schwaͤrmerey in dem Buch, die Einsamkeit der Weltuͤberwinder, ist folgende p. 129. »Die Rechtschaffenen wissen und merken alle, daß die Entzuͤckung nur etwas Voruͤbergehendes ist, und kein <hi rendition="#b">Bestandwesen der Vereinigung mit Gott</hi> ausmacht; sie wissen, daß diese Vereinigung <hi rendition="#b"> nur in der lautersten, tugendhaftesten Gottaͤhnlichkeit</hi> zu suchen ist, worzu <hi rendition="#b">nicht unstete Sinnlichkeit,</hi> sondern der freie Wille, (praktisch lautre unparteiische Vernunft) unbeweglich gerichtet seyn muß.« — Wer außer aller unsteten Sinnlichkeit, nur in der lau-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0050]
verwenden, das ist edel und Pflicht. So viel von der Einsiedeley!«
(Nun da sind wir ja vollkommen einstimmig mit allen Freunden. Gott gebe Tausenden den herrlichen himmlischen Sinn des wachsenden Lichtes zum wahren edeln, ja hoͤchsten Besten der Welt und ihrer paradiesischen Verjuͤngerung!)
»Der Verfasser redet uͤberdem noch einem gewissen Enthusiasmus, den viele Schwaͤrmerey nennen, das Wort, und tadelt diejenigen, die ihre Religion auf die Vernunft allein bauen wollen.«
(Nemlich auf die idealische, dialektische, die in der Welt noch nie mit sich selbst einig, noch immer offenbar streitig ist. Was das fuͤr ein gewisser Enthusiasmus ist, erhellt im ewigen Triebe der Vernunft, zu hoͤchstem Recht, Licht und Gut. Eine Hauptstelle uͤber Schwaͤrmerey in dem Buch, die Einsamkeit der Weltuͤberwinder, ist folgende p. 129. »Die Rechtschaffenen wissen und merken alle, daß die Entzuͤckung nur etwas Voruͤbergehendes ist, und kein Bestandwesen der Vereinigung mit Gott ausmacht; sie wissen, daß diese Vereinigung nur in der lautersten, tugendhaftesten Gottaͤhnlichkeit zu suchen ist, worzu nicht unstete Sinnlichkeit, sondern der freie Wille, (praktisch lautre unparteiische Vernunft) unbeweglich gerichtet seyn muß.« — Wer außer aller unsteten Sinnlichkeit, nur in der lau-
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/50>, abgerufen am 16.07.2024. |