Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.
*) Auch die Vorstellungen, die nach dem Gesetz der Jdeenassociation der Koexistenz und Succession auf einander folgen, haben nothwendig einen Grund außer mir. Denn dieses Gesetz bestimmt nicht, welche Jdeen mit einander in Verbindung gebracht werden sollen, sondern diejenigen werden mit einander associirt, die in der Erfahrung wirklich mit einander verbunden sind. ![]() **) Es ist dieses falsch, wie ich schon in meinen Anmerkungen zu diesem Aufsatze gezeigt habe.
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*) Auch die Vorstellungen, die nach dem Gesetz der Jdeenassociation der Koexistenz und Succession auf einander folgen, haben nothwendig einen Grund außer mir. Denn dieses Gesetz bestimmt nicht, welche Jdeen mit einander in Verbindung gebracht werden sollen, sondern diejenigen werden mit einander associirt, die in der Erfahrung wirklich mit einander verbunden sind. ![]() **) Es ist dieses falsch, wie ich schon in meinen Anmerkungen zu diesem Aufsatze gezeigt habe.
![]() <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0107" n="105"/><lb/> geleitet haben koͤnnte: als wenn z.B., indem ich dieses schreibe, ein Vogel vor meinen Augen vorbeistreicht, so glaube ich uͤberzeugt zu seyn, daß in allen meinen vorhergehabten Jdeen kein Faden anzutreffen sey, daran sich die Vorstellung des Vogels geknuͤpft haͤtte, und daß also durch sie der Gang meiner Jdeen <hi rendition="#b">unterbrochen</hi> worden ist. Von einer Vorstellung dieser Art <hi rendition="#b">muß ich</hi> glauben, daß sie nicht blos in mir, sondern auch außer mir eine Wirklichkeit habe; denn, da alle Vorstellungen, welche sich blos in mir entspinnen, an das Gesetz der Jdeenassociation gebunden sind, so kann eine ohne Association in mir erfolgte Vorstellung ihr Daseyn nicht blos in mir, sondern muß auch außer mir eine Basis haben.*)<note place="foot"><p>*) Auch die Vorstellungen, die nach dem Gesetz der Jdeenassociation der Koexistenz und Succession auf einander folgen, haben nothwendig einen Grund außer mir. Denn dieses Gesetz bestimmt nicht, welche Jdeen mit einander in Verbindung gebracht werden sollen, sondern diejenigen werden mit einander associirt, die in der Erfahrung wirklich mit einander verbunden sind.</p><p rendition="#right"><hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>S. M.</persName></hi></p></note> Also ist die Unterbrechung der Jdeenreihen ein Kennzeichen einer aͤußern Wirklichkeit, und die Nichtunterbrechung derselben ein Kennzeichen, daß die Vorstellung ihr Daseyn blos in mir hat.**)<note place="foot"><p><choice><corr>**)</corr><sic>*)</sic></choice> Es ist dieses falsch, wie ich schon in meinen Anmerkungen zu diesem Aufsatze gezeigt habe.</p><p rendition="#right"><hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>S. M.</persName></hi></p></note></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0107]
geleitet haben koͤnnte: als wenn z.B., indem ich dieses schreibe, ein Vogel vor meinen Augen vorbeistreicht, so glaube ich uͤberzeugt zu seyn, daß in allen meinen vorhergehabten Jdeen kein Faden anzutreffen sey, daran sich die Vorstellung des Vogels geknuͤpft haͤtte, und daß also durch sie der Gang meiner Jdeen unterbrochen worden ist. Von einer Vorstellung dieser Art muß ich glauben, daß sie nicht blos in mir, sondern auch außer mir eine Wirklichkeit habe; denn, da alle Vorstellungen, welche sich blos in mir entspinnen, an das Gesetz der Jdeenassociation gebunden sind, so kann eine ohne Association in mir erfolgte Vorstellung ihr Daseyn nicht blos in mir, sondern muß auch außer mir eine Basis haben.*) Also ist die Unterbrechung der Jdeenreihen ein Kennzeichen einer aͤußern Wirklichkeit, und die Nichtunterbrechung derselben ein Kennzeichen, daß die Vorstellung ihr Daseyn blos in mir hat.**)
*) Auch die Vorstellungen, die nach dem Gesetz der Jdeenassociation der Koexistenz und Succession auf einander folgen, haben nothwendig einen Grund außer mir. Denn dieses Gesetz bestimmt nicht, welche Jdeen mit einander in Verbindung gebracht werden sollen, sondern diejenigen werden mit einander associirt, die in der Erfahrung wirklich mit einander verbunden sind.
S. M.
**) Es ist dieses falsch, wie ich schon in meinen Anmerkungen zu diesem Aufsatze gezeigt habe.
S. M.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/107>, abgerufen am 27.07.2024. |