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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.

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sinnige Bemerkungen enthält, verdient hier allerdings eine Stelle.

Jch habe durch einige beigefügte Anmerkungen die Jdee des Verfassers zu berichtigen, und mit den meinigen gegen einander zu halten gesucht, wodurch der denkende Leser sie zu beurtheilen eher im Stande seyn wird." Einheit des Prinzips -- was will H. M. hiemit sagen? will er zu verstehen geben, daß es dem Leser schwer fallen wird, den Jdeengang meines ganzes Aufsatzes mit Einem Blicke zu übersehn?*) dieses kann ich unmöglich glauben.

Meint H. M. aber, daß Widersprüche in meinen Behauptungen liegen, so hätte er sie in seinen Anmerkungen darstellen müssen. Allein der wahre Punkt scheint dieser zu seyn. H. M. klagt: "Der Verfasser hat nicht, wie ich es zu thun geneigt bin, die psychologische Erscheinung aus einem einzigen Prinzipium hergeleitet,**)" und ich bekenne mich zu dieser Sünde. Sie ist indeß schon von mehrern be-

*) Dieses ist zwar wahr, wie das Gewissen des V. ihm selbst zu sagen scheint; da aber ein jeder Leser es so gut einsehen kann als ich, so wäre es von mir überflüssig, ausdrücklich davon zu sprechen. S. M.
**) Unter Einheit des Prinzips verstehe ich nicht eben, daß die Erscheinungen auf ein einziges Prinzip zurückgebracht werden sollen, sondern bloß die zu einer jeden Wissenschaft erforderliche Sparsamkeit der Prinzipien, so daß man kein unbekanntes Prinzip annehmen darf, so lange die Erscheinungen aus den schon bekannten Prinzipien sich erklären lassen. So lange daher die psychologischen Erscheinungen sich aus dem Gesetz der Jdeenassociation (dem einzigen bekannten psychologischen Prinzip) erklären lassen, haben wir kein Recht zur Erklärung gewisser Erscheinungen andere Prinzipien außer demselben anzunehmen. S. M.


sinnige Bemerkungen enthaͤlt, verdient hier allerdings eine Stelle.

Jch habe durch einige beigefuͤgte Anmerkungen die Jdee des Verfassers zu berichtigen, und mit den meinigen gegen einander zu halten gesucht, wodurch der denkende Leser sie zu beurtheilen eher im Stande seyn wird.« Einheit des Prinzips — was will H. M. hiemit sagen? will er zu verstehen geben, daß es dem Leser schwer fallen wird, den Jdeengang meines ganzes Aufsatzes mit Einem Blicke zu uͤbersehn?*) dieses kann ich unmoͤglich glauben.

Meint H. M. aber, daß Widerspruͤche in meinen Behauptungen liegen, so haͤtte er sie in seinen Anmerkungen darstellen muͤssen. Allein der wahre Punkt scheint dieser zu seyn. H. M. klagt: »Der Verfasser hat nicht, wie ich es zu thun geneigt bin, die psychologische Erscheinung aus einem einzigen Prinzipium hergeleitet,**)« und ich bekenne mich zu dieser Suͤnde. Sie ist indeß schon von mehrern be-

*) Dieses ist zwar wahr, wie das Gewissen des V. ihm selbst zu sagen scheint; da aber ein jeder Leser es so gut einsehen kann als ich, so waͤre es von mir uͤberfluͤssig, ausdruͤcklich davon zu sprechen. S. M.
**) Unter Einheit des Prinzips verstehe ich nicht eben, daß die Erscheinungen auf ein einziges Prinzip zuruͤckgebracht werden sollen, sondern bloß die zu einer jeden Wissenschaft erforderliche Sparsamkeit der Prinzipien, so daß man kein unbekanntes Prinzip annehmen darf, so lange die Erscheinungen aus den schon bekannten Prinzipien sich erklaͤren lassen. So lange daher die psychologischen Erscheinungen sich aus dem Gesetz der Jdeenassociation (dem einzigen bekannten psychologischen Prinzip) erklaͤren lassen, haben wir kein Recht zur Erklaͤrung gewisser Erscheinungen andere Prinzipien außer demselben anzunehmen. S. M.
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[99/0101] sinnige Bemerkungen enthaͤlt, verdient hier allerdings eine Stelle. Jch habe durch einige beigefuͤgte Anmerkungen die Jdee des Verfassers zu berichtigen, und mit den meinigen gegen einander zu halten gesucht, wodurch der denkende Leser sie zu beurtheilen eher im Stande seyn wird.« Einheit des Prinzips — was will H. M. hiemit sagen? will er zu verstehen geben, daß es dem Leser schwer fallen wird, den Jdeengang meines ganzes Aufsatzes mit Einem Blicke zu uͤbersehn?*) dieses kann ich unmoͤglich glauben. Meint H. M. aber, daß Widerspruͤche in meinen Behauptungen liegen, so haͤtte er sie in seinen Anmerkungen darstellen muͤssen. Allein der wahre Punkt scheint dieser zu seyn. H. M. klagt: »Der Verfasser hat nicht, wie ich es zu thun geneigt bin, die psychologische Erscheinung aus einem einzigen Prinzipium hergeleitet,**)« und ich bekenne mich zu dieser Suͤnde. Sie ist indeß schon von mehrern be- *) Dieses ist zwar wahr, wie das Gewissen des V. ihm selbst zu sagen scheint; da aber ein jeder Leser es so gut einsehen kann als ich, so waͤre es von mir uͤberfluͤssig, ausdruͤcklich davon zu sprechen. S. M. **) Unter Einheit des Prinzips verstehe ich nicht eben, daß die Erscheinungen auf ein einziges Prinzip zuruͤckgebracht werden sollen, sondern bloß die zu einer jeden Wissenschaft erforderliche Sparsamkeit der Prinzipien, so daß man kein unbekanntes Prinzip annehmen darf, so lange die Erscheinungen aus den schon bekannten Prinzipien sich erklaͤren lassen. So lange daher die psychologischen Erscheinungen sich aus dem Gesetz der Jdeenassociation (dem einzigen bekannten psychologischen Prinzip) erklaͤren lassen, haben wir kein Recht zur Erklaͤrung gewisser Erscheinungen andere Prinzipien außer demselben anzunehmen. S. M.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/101>, abgerufen am 28.04.2024.