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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das XVI. Cap. Von den
ckung einer lancherlichen Action. Die mei-
sten Comoedien bey den Frantzosen sein
dieses Schlages. Dergleichen haben
in Niederland auch vornehme Leute als
Constantinus Hugenius und andere ge-
schrieben. Bey den Teutschen kan man
des Daniel Schwenters sein Possen-
spiel Peter Squnetz genant/ wie auch
des Gryphii Horriblicribrifax rühmen.

Hieher gehören auch die Balletten und
Malqueraden, worin man durch Gebehr-
de agiret/ so etwas nach des alten Roscii
art ist. Dann es bestehet allhie bloß in
Außzierung der Person/ und in kunst-
fertiger application des Tantzes auff die
Person. Der Tichter hat sonst hiebey
nichts zu thun/ als daß er die Erfindung
zu Papier setze/ und etzliche kurtze sinn-
reiche Verse vor jede Person dabey/ wel-
che von den Zusehern gelesen werden/ da-
mit sie den Einhalt des Ballets besser
verstehen. Unter den Balletten und Mas-
queraden
ist ein geringer Unterscheid.
Jene sind weitlanufftiger/ und haben gar

vie-

Das XVI. Cap. Von den
ckung einer lācherlichen Action. Die mei-
ſten Comœdien bey den Frantzoſen ſein
dieſes Schlages. Dergleichen haben
in Niederland auch vornehme Leute als
Conſtantinus Hugenius und andere ge-
ſchrieben. Bey den Teutſchen kan man
des Daniel Schwenters ſein Poſſen-
ſpiel Peter Squnetz genant/ wie auch
des Gryphii Horriblicribrifax ruͤhmen.

Hieher gehoͤren auch die Balletten und
Malqueraden, worin man durch Gebehr-
de agiret/ ſo etwas nach des alten Roſcii
art iſt. Dann es beſtehet allhie bloß in
Außzierung der Perſon/ und in kunſt-
fertiger application des Tantzes auff die
Perſon. Der Tichter hat ſonſt hiebey
nichts zu thun/ als daß er die Erfindung
zu Papier ſetze/ und etzliche kurtze ſinn-
reiche Verſe vor jede Perſon dabey/ wel-
che von den Zuſehern geleſen werden/ da-
mit ſie den Einhalt des Ballets beſſer
verſtehen. Unter den Balletten und Maſ-
queraden
iſt ein geringer Unterſcheid.
Jene ſind weitlāufftiger/ und haben gar

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[740/0752] Das XVI. Cap. Von den ckung einer lācherlichen Action. Die mei- ſten Comœdien bey den Frantzoſen ſein dieſes Schlages. Dergleichen haben in Niederland auch vornehme Leute als Conſtantinus Hugenius und andere ge- ſchrieben. Bey den Teutſchen kan man des Daniel Schwenters ſein Poſſen- ſpiel Peter Squnetz genant/ wie auch des Gryphii Horriblicribrifax ruͤhmen. Hieher gehoͤren auch die Balletten und Malqueraden, worin man durch Gebehr- de agiret/ ſo etwas nach des alten Roſcii art iſt. Dann es beſtehet allhie bloß in Außzierung der Perſon/ und in kunſt- fertiger application des Tantzes auff die Perſon. Der Tichter hat ſonſt hiebey nichts zu thun/ als daß er die Erfindung zu Papier ſetze/ und etzliche kurtze ſinn- reiche Verſe vor jede Perſon dabey/ wel- che von den Zuſehern geleſen werden/ da- mit ſie den Einhalt des Ballets beſſer verſtehen. Unter den Balletten und Maſ- queraden iſt ein geringer Unterſcheid. Jene ſind weitlāufftiger/ und haben gar vie-

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 740. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/752>, abgerufen am 23.11.2024.