Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Schauspielen. einen grossen Unterscheid in der Redens-art: Die Lustspiele haben einen niedrigen/ die Traurspiele einen honhern stylum. In diesen sein Andreas Gryphus und Daniel Caspar vortreflich/ von welchen in Teut- scher Sprache das Muster zu nehmen. Dann an den alten Schauspielen/ die in grossen Büchern zusammen getragen/ wie dann der bekandte Jurist Jacob Ayrer ein grosses Buch derselben verfertiget/ ist wenig nutze: ob gleich bißweilen einige Einfanlle nicht zu verachten. Welche in Prosa gesetzt sein/ gehören eben hieher nicht/ weil sie mehr actus Oratorii als Poetici sein: dergleichen sein viel von Herrn Risten/ Filidor und andern ge- schrieben. Unter die Comoedien können mit gerechnet werden die also genanten Possenspiele/ die bey den Niederländern Kluchten/ wegen der sinnreichen Erfin- dung heissen. Diese bestehen nicht in gro- ben Narrenpossen/ wie dergleichen ge- meine Comoedianten viel haben/ sondern in einer artigen und zierlichen außschmü- ckung a a a 2
Schauſpielen. einen groſſen Unterſcheid in der Redens-art: Die Luſtſpiele haben einen niedrigen/ die Traurſpiele einen hōhern ſtylum. In dieſen ſein Andreas Gryphus und Daniel Caſpar vortreflich/ von welchen in Teut- ſcher Sprache das Muſter zu nehmen. Dann an den alten Schauſpielen/ die in groſſen Buͤchern zuſammen getragen/ wie dann der bekandte Juriſt Jacob Ayrer ein groſſes Buch derſelben verfertiget/ iſt wenig nutze: ob gleich bißweilen einige Einfālle nicht zu verachten. Welche in Proſa geſetzt ſein/ gehoͤren eben hieher nicht/ weil ſie mehr actus Oratorii als Poetici ſein: dergleichen ſein viel von Herrn Riſten/ Filidor und andern ge- ſchrieben. Unter die Comœdien koͤnnen mit gerechnet werden die alſo genanten Poſſenſpiele/ die bey den Niederlaͤndern Kluchten/ wegen der ſiñreichen Erfin- dung heiſſen. Dieſe beſtehen nicht in gro- ben Narrenpoſſen/ wie dergleichen ge- meine Comœdianten viel haben/ ſondern in einer artigen und zierlichen außſchmuͤ- ckung a a a 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0751" n="739"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Schauſpielen.</hi></fw><lb/> einen groſſen Unterſcheid in der Redens-<lb/> art: Die Luſtſpiele haben einen niedrigen/<lb/> die Traurſpiele einen hōhern <hi rendition="#aq">ſtylum.</hi> In<lb/> dieſen ſein <hi rendition="#aq">Andreas Gryphus</hi> und Daniel<lb/> Caſpar vortreflich/ von welchen in Teut-<lb/> ſcher Sprache das Muſter zu nehmen.<lb/> Dann an den alten Schauſpielen/ die in<lb/> groſſen Buͤchern zuſammen getragen/ wie<lb/> dann der bekandte <hi rendition="#aq">Juriſt</hi> Jacob Ayrer<lb/> ein groſſes Buch derſelben verfertiget/<lb/> iſt wenig nutze: ob gleich bißweilen einige<lb/> Einfālle nicht zu verachten. Welche in<lb/><hi rendition="#aq">Proſa</hi> geſetzt ſein/ gehoͤren eben hieher<lb/> nicht/ weil ſie mehr <hi rendition="#aq">actus Oratorii</hi> als<lb/><hi rendition="#aq">Poetici</hi> ſein<hi rendition="#i">:</hi> dergleichen ſein viel von<lb/> Herrn Riſten/ <hi rendition="#aq">Filidor</hi> und andern ge-<lb/> ſchrieben. Unter die <hi rendition="#aq">Comœdien</hi> koͤnnen<lb/> mit gerechnet werden die alſo genanten<lb/> Poſſenſpiele/ die bey den Niederlaͤndern<lb/><hi rendition="#fr">Kluchten/</hi> wegen der ſiñreichen Erfin-<lb/> dung heiſſen. Dieſe beſtehen nicht in gro-<lb/> ben Narrenpoſſen/ wie dergleichen ge-<lb/> meine <hi rendition="#aq">Comœdianten</hi> viel haben/ ſondern<lb/> in einer artigen und zierlichen außſchmuͤ-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">a a a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ckung</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [739/0751]
Schauſpielen.
einen groſſen Unterſcheid in der Redens-
art: Die Luſtſpiele haben einen niedrigen/
die Traurſpiele einen hōhern ſtylum. In
dieſen ſein Andreas Gryphus und Daniel
Caſpar vortreflich/ von welchen in Teut-
ſcher Sprache das Muſter zu nehmen.
Dann an den alten Schauſpielen/ die in
groſſen Buͤchern zuſammen getragen/ wie
dann der bekandte Juriſt Jacob Ayrer
ein groſſes Buch derſelben verfertiget/
iſt wenig nutze: ob gleich bißweilen einige
Einfālle nicht zu verachten. Welche in
Proſa geſetzt ſein/ gehoͤren eben hieher
nicht/ weil ſie mehr actus Oratorii als
Poetici ſein: dergleichen ſein viel von
Herrn Riſten/ Filidor und andern ge-
ſchrieben. Unter die Comœdien koͤnnen
mit gerechnet werden die alſo genanten
Poſſenſpiele/ die bey den Niederlaͤndern
Kluchten/ wegen der ſiñreichen Erfin-
dung heiſſen. Dieſe beſtehen nicht in gro-
ben Narrenpoſſen/ wie dergleichen ge-
meine Comœdianten viel haben/ ſondern
in einer artigen und zierlichen außſchmuͤ-
ckung
a a a 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/751 |
Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 739. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/751>, abgerufen am 23.07.2024. |