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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das XIII. Cap. Von den
gilii seiner Beschreibung/ die er AEn. 4. hat
im geringsten nicht zu vergleichen. Virgilius
bleibt in den Schrancken der Natürlich-
keit/ Jener aber hat ein wildes wesen an
sich: Virgilius saget placidum carpebant
fessa soporcm corpora per terras,
Jener
sagt/ die Natur sey erstorben. Vitgilius
bleibt bey den Thieren/ die des Schlaf-
fes fähig sein/ Jener eignet den Schlaff
auch den Bergen und Bluhmen zu. Vir-
gilius
saget/ daß die Vögel schweigen/ Je-
ner/ daß sie ihren Gesang im Traume
wiederholen. Welches so es recht
gegen einander gehalten wird/ so leuchten
die außspürigen Einfanlle des Englischen
Poeten klarlich unter Augen. Ich mag
allhie nicht anfunhren was er über den
Versen des Virgilii funr eine unzeitige und
nüchterne Critic gebraucht. Nur diß ei-
ne kan ich nicht unberührt lassen/ daß er
den Verß des Virgilii der mit so grosser
Vernunfft geschrieben/ tadelt/ cum me-
dio volvuntur sidera lapsu.
Er saget/ er
könne den Verß nicht loben/ weil diese

Wor-

Das XIII. Cap. Von den
gilii ſeiner Beſchreibung/ die er Æn. 4. hat
im geꝛingſten nicht zu veꝛgleichen. Virgilius
bleibt in den Schrancken der Natuͤrlich-
keit/ Jener aber hat ein wildes weſen an
ſich: Virgilius ſaget placidum carpebant
feſſa ſoporcm corpora per terras,
Jener
ſagt/ die Natur ſey erſtorben. Vitgilius
bleibt bey den Thieren/ die des Schlaf-
fes faͤhig ſein/ Jener eignet den Schlaff
auch den Bergen und Bluhmen zu. Vir-
gilius
ſaget/ daß die Voͤgel ſchweigen/ Je-
ner/ daß ſie ihren Geſang im Traume
wiederholen. Welches ſo es recht
gegen einander gehalten wird/ ſo leuchten
die außſpuͤrigen Einfālle des Engliſchen
Poeten klårlich unter Augen. Ich mag
allhie nicht anfūhren was er uͤber den
Verſen des Virgilii fūr eine unzeitige und
nuͤchterne Critic gebraucht. Nur diß ei-
ne kan ich nicht unberuͤhrt laſſen/ daß er
den Verß des Virgilii der mit ſo groſſer
Vernunfft geſchrieben/ tadelt/ cum me-
dio volvuntur ſidera lapſu.
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[676/0688] Das XIII. Cap. Von den gilii ſeiner Beſchreibung/ die er Æn. 4. hat im geꝛingſten nicht zu veꝛgleichen. Virgilius bleibt in den Schrancken der Natuͤrlich- keit/ Jener aber hat ein wildes weſen an ſich: Virgilius ſaget placidum carpebant feſſa ſoporcm corpora per terras, Jener ſagt/ die Natur ſey erſtorben. Vitgilius bleibt bey den Thieren/ die des Schlaf- fes faͤhig ſein/ Jener eignet den Schlaff auch den Bergen und Bluhmen zu. Vir- gilius ſaget/ daß die Voͤgel ſchweigen/ Je- ner/ daß ſie ihren Geſang im Traume wiederholen. Welches ſo es recht gegen einander gehalten wird/ ſo leuchten die außſpuͤrigen Einfālle des Engliſchen Poeten klårlich unter Augen. Ich mag allhie nicht anfūhren was er uͤber den Verſen des Virgilii fūr eine unzeitige und nuͤchterne Critic gebraucht. Nur diß ei- ne kan ich nicht unberuͤhrt laſſen/ daß er den Verß des Virgilii der mit ſo groſſer Vernunfft geſchrieben/ tadelt/ cum me- dio volvuntur ſidera lapſu. Er ſaget/ er koͤnne den Verß nicht loben/ weil dieſe Wor-

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/688>, abgerufen am 19.05.2024.