Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Erfindungen. nen nichtswürdigen und schanndlichen din-gen holet/ und auff die hohen und vor- treflichen dinge bringet. Man hat gar eine Schreibart erdacht/ die man Bur- lesque nennet/ die von den Italiänern und Frantzosen auffgebracht. Es ist zu verwundern/ daß in so klugen Nationen dergleichen nanrrisch Ding einen Beyfall hat finden können. Der gelehrte Va- vaslor hat in seinem Buch de ludicra di- ctione diese Schreibart billig durchgezo- gen/ und seinen Landsleuten solche ver- wiesen. Worinnen er darthut/ daß man bey keinem alten Autore dergleichen Schreibart finde: da dennoch Cuperus in seinen observationibus lib. 1. c. 10 das Gegentheil zu behaupten vermeinet/ den Rhinton bey den Griechen zum Urheber derselben vorgebend. Die Italiäner haben uns diese Zierlichkeit/ die die Heß- lichkeit zur Mutter hat/ zu ihrer ewigen Schande erstlich auff die Bahn gebracht/ und haben hernach einige in Franckreich an dieser Mißgebuhrt einen gefallen ge- habt/ u u
Erfindungen. nen nichtswuͤrdigen und ſchāndlichen din-gen holet/ und auff die hohen und vor- treflichen dinge bringet. Man hat gar eine Schreibart erdacht/ die man Bur- leſque nennet/ die von den Italiaͤnern und Frantzoſen auffgebracht. Es iſt zu verwundern/ daß in ſo klugen Nationen dergleichen nārriſch Ding einen Beyfall hat finden koͤnnen. Der gelehrte Va- vaſlor hat in ſeinem Buch de ludicra di- ctione dieſe Schreibart billig durchgezo- gen/ und ſeinen Landsleuten ſolche ver- wieſen. Worinnen er darthut/ daß man bey keinem alten Autore dergleichen Schreibart finde: da dennoch Cuperus in ſeinen obſervationibus lib. 1. c. 10 das Gegentheil zu behaupten vermeinet/ den Rhinton bey den Griechen zum Urheber derſelben vorgebend. Die Italiaͤner haben uns dieſe Zierlichkeit/ die die Heß- lichkeit zur Mutter hat/ zu ihrer ewigen Schande erſtlich auff die Bahn gebracht/ und haben hernach einige in Franckreich an dieſer Mißgebuhrt einen gefallen ge- habt/ u u
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Erfindungen.
nen nichtswuͤrdigen und ſchāndlichen din-
gen holet/ und auff die hohen und vor-
treflichen dinge bringet. Man hat gar
eine Schreibart erdacht/ die man Bur-
leſque nennet/ die von den Italiaͤnern
und Frantzoſen auffgebracht. Es iſt zu
verwundern/ daß in ſo klugen Nationen
dergleichen nārriſch Ding einen Beyfall
hat finden koͤnnen. Der gelehrte Va-
vaſlor hat in ſeinem Buch de ludicra di-
ctione dieſe Schreibart billig durchgezo-
gen/ und ſeinen Landsleuten ſolche ver-
wieſen. Worinnen er darthut/ daß
man bey keinem alten Autore dergleichen
Schreibart finde: da dennoch Cuperus
in ſeinen obſervationibus lib. 1. c. 10 das
Gegentheil zu behaupten vermeinet/ den
Rhinton bey den Griechen zum Urheber
derſelben vorgebend. Die Italiaͤner
haben uns dieſe Zierlichkeit/ die die Heß-
lichkeit zur Mutter hat/ zu ihrer ewigen
Schande erſtlich auff die Bahn gebracht/
und haben hernach einige in Franckreich
an dieſer Mißgebuhrt einen gefallen ge-
habt/
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/685>, abgerufen am 24.07.2024. |