Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XII. Cap. Von den Arten
benennet/ der sie gebraucht. Es ist be-
kant/ worin ihre Eygenschafft bestehe.
Harstörffer hat auch an statt der sechs
Verse/ drey und vierzeilige. Sie klingen
aber unlieblich. Drunten ist ein Exem-
pel aus der 17. Ode des Horatii, und in
meinen Getichten findet sich auch eins
part. 1. n. 32.

Diese sein also die vornehmsten nach
den strophis eingetheilte Genera, deren
viele Veränderungen bey andern sich be-
sinden/ und noch mehr können erdacht
werden. Betulius hat auch Centones,
so er Stückelgebände nennet/ deren
Exempel er eines auß dem Opitio zusam-
men gesetzet. Es hat aber in Teutscher
Sprache nicht die art/ wie im Griechi-
schen oder Lateinischen. So hat man
Parodias, Acrosticha, Chronosticha, wel-
che hieher nicht gehören/ und den Nah-
men eines rechtschaffenen Carminis nicht
verdienen. An Bilderreimen/ da die
Verse eine gewisse Figur darstellen/ be-
lustigen sich einige sehr/ indem sie bald

ein

Das XII. Cap. Von den Arten
benennet/ der ſie gebraucht. Es iſt be-
kant/ worin ihre Eygenſchafft beſtehe.
Harſtoͤrffer hat auch an ſtatt der ſechs
Verſe/ drey und vierzeilige. Sie klingen
aber unlieblich. Drunten iſt ein Exem-
pel aus der 17. Ode des Horatii, und in
meinen Getichten findet ſich auch eins
part. 1. n. 32.

Dieſe ſein alſo die vornehmſten nach
den ſtrophis eingetheilte Genera, deren
viele Veraͤnderungen bey andern ſich be-
ſinden/ und noch mehr koͤnnen erdacht
werden. Betulius hat auch Centones,
ſo er Stuͤckelgebaͤnde neñet/ deren
Exempel er eines auß dem Opitio zuſam-
men geſetzet. Es hat aber in Teutſcher
Sprache nicht die art/ wie im Griechi-
ſchen oder Lateiniſchen. So hat man
Parodias, Acroſticha, Chronoſticha, wel-
che hieher nicht gehoͤren/ und den Nah-
men eines rechtſchaffenen Carminis nicht
verdienen. An Bilderreimen/ da die
Verſe eine gewiſſe Figur darſtellen/ be-
luſtigen ſich einige ſehr/ indem ſie bald

ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0652" n="640"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Cap. Von den Arten</hi></fw><lb/>
benennet/ der &#x017F;ie gebraucht. Es i&#x017F;t be-<lb/>
kant/ worin ihre Eygen&#x017F;chafft be&#x017F;tehe.<lb/>
Har&#x017F;to&#x0364;rffer hat auch an &#x017F;tatt der &#x017F;echs<lb/>
Ver&#x017F;e/ drey und vierzeilige. Sie klingen<lb/>
aber unlieblich. Drunten i&#x017F;t ein Exem-<lb/>
pel aus der 17. Ode des <hi rendition="#aq">Horatii,</hi> und in<lb/>
meinen Getichten findet &#x017F;ich auch eins<lb/><hi rendition="#aq">part. 1. n.</hi> 32.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;e &#x017F;ein al&#x017F;o die vornehm&#x017F;ten nach<lb/>
den <hi rendition="#aq">&#x017F;trophis</hi> eingetheilte <hi rendition="#aq">Genera,</hi> deren<lb/>
viele Vera&#x0364;nderungen bey andern &#x017F;ich be-<lb/>
&#x017F;inden/ und noch mehr ko&#x0364;nnen erdacht<lb/>
werden. <hi rendition="#aq">Betulius</hi> hat auch <hi rendition="#aq">Centones,</hi><lb/>
&#x017F;o er <hi rendition="#fr">Stu&#x0364;ckelgeba&#x0364;nde</hi> nen&#x0303;et/ deren<lb/>
Exempel er eines auß dem <hi rendition="#aq">Opitio</hi> zu&#x017F;am-<lb/>
men ge&#x017F;etzet. Es hat aber in Teut&#x017F;cher<lb/>
Sprache nicht die art/ wie im Griechi-<lb/>
&#x017F;chen oder Lateini&#x017F;chen. So hat man<lb/><hi rendition="#aq">Parodias, Acro&#x017F;ticha, Chrono&#x017F;ticha,</hi> wel-<lb/>
che hieher nicht geho&#x0364;ren/ und den Nah-<lb/>
men eines recht&#x017F;chaffenen <hi rendition="#aq">Carminis</hi> nicht<lb/>
verdienen. An Bilderreimen/ da die<lb/>
Ver&#x017F;e eine gewi&#x017F;&#x017F;e Figur dar&#x017F;tellen/ be-<lb/>
lu&#x017F;tigen &#x017F;ich einige &#x017F;ehr/ indem &#x017F;ie bald<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[640/0652] Das XII. Cap. Von den Arten benennet/ der ſie gebraucht. Es iſt be- kant/ worin ihre Eygenſchafft beſtehe. Harſtoͤrffer hat auch an ſtatt der ſechs Verſe/ drey und vierzeilige. Sie klingen aber unlieblich. Drunten iſt ein Exem- pel aus der 17. Ode des Horatii, und in meinen Getichten findet ſich auch eins part. 1. n. 32. Dieſe ſein alſo die vornehmſten nach den ſtrophis eingetheilte Genera, deren viele Veraͤnderungen bey andern ſich be- ſinden/ und noch mehr koͤnnen erdacht werden. Betulius hat auch Centones, ſo er Stuͤckelgebaͤnde neñet/ deren Exempel er eines auß dem Opitio zuſam- men geſetzet. Es hat aber in Teutſcher Sprache nicht die art/ wie im Griechi- ſchen oder Lateiniſchen. So hat man Parodias, Acroſticha, Chronoſticha, wel- che hieher nicht gehoͤren/ und den Nah- men eines rechtſchaffenen Carminis nicht verdienen. An Bilderreimen/ da die Verſe eine gewiſſe Figur darſtellen/ be- luſtigen ſich einige ſehr/ indem ſie bald ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/652
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/652>, abgerufen am 27.05.2024.