Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Das IX. Cap. Von dem Ursprung

Es ist kein Zweiffel daß dergleichen arten
vielmehr können erfunden werden/ und
wer weiß was in dem MSto Cantabrigiensi,
welches de metris resonantibus geschrie-
ben sein soll/ davon Moreau gedencket/
noch vor verholene Künste stecken? Die
Epitaphia dieser art sein unzehlig/ deren
etliche Labbeus in seinem Thesauro Epita-
phiorum
zusammen gelesen. An dieser
Reimsucht haben damahls fast alle kranck
gelegen. Dann man hat ihrer auch
nicht auff den Cantzeln und Cathedern
entbehren können. Die Prediger haben
ihre Predigten Reimweiß disponiret/
welches bey einigen noch zur Zeit gebräuch-
lich. Wann man hat disputiren wollen
so hat man die theses und quaestiones in
Reimen gefasset/ wie A. Wood in seiner
Historia Academ. Oxon. lib. 1. p. 23. diese
folgende zur Probe gibt.

Utrum futura contingentia
Comparans ad praesentia
Prudentia Cardinalis
Pra-
Das IX. Cap. Von dem Urſprung

Es iſt kein Zweiffel daß dergleichen arten
vielmehr koͤnnen erfunden werden/ und
wer weiß was in dem MSto Cantabrigienſi,
welches de metris reſonantibus geſchrie-
ben ſein ſoll/ davon Moreau gedencket/
noch vor verholene Kuͤnſte ſtecken? Die
Epitaphia dieſer art ſein unzehlig/ deren
etliche Labbeus in ſeinem Theſauro Epita-
phiorum
zuſammen geleſen. An dieſer
Reimſucht haben damahls faſt alle kranck
gelegen. Dann man hat ihrer auch
nicht auff den Cantzeln und Cathedern
entbehꝛen koͤñen. Die Pꝛediger haben
ihre Predigten Reimweiß diſponiret/
welches bey einigẽ noch zur Zeit gebraͤuch-
lich. Wann man hat diſputiren wollen
ſo hat man die theſes und quæſtiones in
Reimen gefaſſet/ wie A. Wood in ſeiner
Hiſtoriâ Academ. Oxon. lib. 1. p. 23. dieſe
folgende zur Probe gibt.

Utrum futura contingentia
Comparans ad præſentia
Prudentia Cardinalis
Pra-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0618" n="606"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">IX.</hi> Cap. Von dem Ur&#x017F;prung</hi> </fw><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t kein Zweiffel daß dergleichen arten<lb/>
vielmehr ko&#x0364;nnen erfunden werden/ und<lb/>
wer weiß was in dem <hi rendition="#aq">MSto Cantabrigien&#x017F;i,</hi><lb/>
welches <hi rendition="#aq">de metris re&#x017F;onantibus</hi> ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben &#x017F;ein &#x017F;oll/ davon <hi rendition="#aq">Moreau</hi> gedencket/<lb/>
noch vor verholene Ku&#x0364;n&#x017F;te &#x017F;tecken? Die<lb/><hi rendition="#aq">Epitaphia</hi> die&#x017F;er art &#x017F;ein unzehlig/ deren<lb/>
etliche <hi rendition="#aq">Labbeus</hi> in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">The&#x017F;auro Epita-<lb/>
phiorum</hi> zu&#x017F;ammen gele&#x017F;en. An die&#x017F;er<lb/>
Reim&#x017F;ucht haben damahls fa&#x017F;t alle kranck<lb/>
gelegen. Dann man hat ihrer auch<lb/>
nicht auff den Cantzeln und Cathedern<lb/>
entbeh&#xA75B;en ko&#x0364;n&#x0303;en. Die P&#xA75B;ediger haben<lb/>
ihre Predigten Reimweiß <hi rendition="#aq">di&#x017F;poni</hi>ret/<lb/>
welches bey einige&#x0303; noch zur Zeit gebra&#x0364;uch-<lb/>
lich. Wann man hat <hi rendition="#aq">di&#x017F;putiren</hi> wollen<lb/>
&#x017F;o hat man die <hi rendition="#aq">the&#x017F;es</hi> und <hi rendition="#aq">quæ&#x017F;tiones</hi> in<lb/>
Reimen gefa&#x017F;&#x017F;et/ wie <hi rendition="#aq">A. Wood</hi> in &#x017F;einer<lb/><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toriâ Academ. Oxon. lib. 1. p.</hi> 23. die&#x017F;e<lb/>
folgende zur Probe gibt.</p><lb/>
            <quote>
              <lg n="3">
                <l> <hi rendition="#aq">Utrum futura contingentia<lb/>
Comparans ad præ&#x017F;entia<lb/>
Prudentia Cardinalis</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Pra-</hi> </fw><lb/>
            </quote>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[606/0618] Das IX. Cap. Von dem Urſprung Es iſt kein Zweiffel daß dergleichen arten vielmehr koͤnnen erfunden werden/ und wer weiß was in dem MSto Cantabrigienſi, welches de metris reſonantibus geſchrie- ben ſein ſoll/ davon Moreau gedencket/ noch vor verholene Kuͤnſte ſtecken? Die Epitaphia dieſer art ſein unzehlig/ deren etliche Labbeus in ſeinem Theſauro Epita- phiorum zuſammen geleſen. An dieſer Reimſucht haben damahls faſt alle kranck gelegen. Dann man hat ihrer auch nicht auff den Cantzeln und Cathedern entbehꝛen koͤñen. Die Pꝛediger haben ihre Predigten Reimweiß diſponiret/ welches bey einigẽ noch zur Zeit gebraͤuch- lich. Wann man hat diſputiren wollen ſo hat man die theſes und quæſtiones in Reimen gefaſſet/ wie A. Wood in ſeiner Hiſtoriâ Academ. Oxon. lib. 1. p. 23. dieſe folgende zur Probe gibt. Utrum futura contingentia Comparans ad præſentia Prudentia Cardinalis Pra-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/618
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/618>, abgerufen am 19.05.2024.