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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das V. Cap. Von der Prosodia
Großmüthig/ Wahnwitzig/ Anlie-
gen/ Antreffen/ Großvater etc.
So
findet man bey dem Flemming/ daß er
lieber die letzte Sylbe in diesen Wörtern
lang setzen wolle/ als das Mittel/ weil
die Nothwendigkeit in den Dactylis solches
erheischet. Dann er saget/ Großva-
ter/
-u-Großmutter. -u- Es klinget aber
sehr unlieblich. Plempius hat in seiner
Orthograghia p. 30. von den Infinitivis
cum particula junctis
dieselbe Meinung.
In illis, sagt er/ etsi penultima syllaba vi-
deatur esse longa; non est tamen, sed ac-
centu eminet, quod in ea vis ipsa verbi sit,
nequaquam in syllabam apposititiam trans-
ferenda.
Ich wolte doch liber im Tro-
chaico
und Jambico genere, wann so
ein Wort unvermeidlich müste gebraucht
werden/ die mittle Sylbe lang setzen. Es
ist aber viel besser dergleichen Wörter zu
fliehen/ weil sie fast bey den Teutschen
keines metri recht fähig sein: Dieses
muß auch von denen Wörtern in acht
genommen werdeu/ die in plurali einen

Da-

Das V. Cap. Von der Proſodia
Großmuͤthig/ Wahnwitzig/ Anlie-
gen/ Antreffen/ Großvater ꝛc.
So
findet man bey dem Flemming/ daß er
lieber die letzte Sylbe in dieſen Woͤrtern
lang ſetzen wolle/ als das Mittel/ weil
die Nothwendigkeit in den Dactylis ſolches
erheiſchet. Dann er ſaget/ Großva-
ter/
-υ-Großmutter. -υ- Es klinget aber
ſehr unlieblich. Plempius hat in ſeiner
Orthograghia p. 30. von den Infinitivis
cum particulâ junctis
dieſelbe Meinung.
In illis, ſagt er/ etſi penultima ſyllaba vi-
deatur eſſe longa; non eſt tamen, ſed ac-
cèntu eminet, quod in eâ vis ipſa verbi ſit,
nequaquam in ſyllabam appoſititiam trans-
ferenda.
Ich wolte doch liber im Tro-
chaico
und Jambico genere, wann ſo
ein Wort unvermeidlich muͤſte gebraucht
werden/ die mittle Sylbe lang ſetzen. Es
iſt aber viel beſſer dergleichen Woͤrter zu
fliehen/ weil ſie faſt bey den Teutſchen
keines metri recht faͤhig ſein: Dieſes
muß auch von denen Woͤrtern in acht
genommen werdeu/ die in plurali einen

Da-
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[544/0556] Das V. Cap. Von der Proſodia Großmuͤthig/ Wahnwitzig/ Anlie- gen/ Antreffen/ Großvater ꝛc. So findet man bey dem Flemming/ daß er lieber die letzte Sylbe in dieſen Woͤrtern lang ſetzen wolle/ als das Mittel/ weil die Nothwendigkeit in den Dactylis ſolches erheiſchet. Dann er ſaget/ Großva- ter/ -υ-Großmutter. -υ- Es klinget aber ſehr unlieblich. Plempius hat in ſeiner Orthograghia p. 30. von den Infinitivis cum particulâ junctis dieſelbe Meinung. In illis, ſagt er/ etſi penultima ſyllaba vi- deatur eſſe longa; non eſt tamen, ſed ac- cèntu eminet, quod in eâ vis ipſa verbi ſit, nequaquam in ſyllabam appoſititiam trans- ferenda. Ich wolte doch liber im Tro- chaico und Jambico genere, wann ſo ein Wort unvermeidlich muͤſte gebraucht werden/ die mittle Sylbe lang ſetzen. Es iſt aber viel beſſer dergleichen Woͤrter zu fliehen/ weil ſie faſt bey den Teutſchen keines metri recht faͤhig ſein: Dieſes muß auch von denen Woͤrtern in acht genommen werdeu/ die in plurali einen Da-

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/556>, abgerufen am 17.06.2024.