Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

der Teutschen Sprache.
gibt daß keine Sprache der Natur selbst
und unsern conceptibus näher komt als
die Teutsche. Wann das vollstanndige
Werck de Causis linguae Germanicae her-
vorgekommen/ würde es ohn Zweiffel
das vollenkommenste gewesen sein/ so biß
auff diese Zeit davon geschrieben. Er
ist ietzo gestorben/ und zweiffle ich/ ob das
Buch noch vorhanden sey. Es ist
aber zu mercken/ daß er die Analogiam
bißweilen allzuweit außdehnet/ und mehr
tieffsinnigkeit/ als etwa grunndlich ist/ er-
weiset. Als wann er Suchen/ von
Sehen/ Zechen
von Ziehen/ Fluchen/
von Flehen herführet. Wiewoll er es
so warscheinlich machet/ als es immer-
mehr sein kan. Seine hier in gebrauch-
te Critica ist so spitz und fein/ als jemahls
Scaliger, Sanctius, Vossius oder Scioppius
von der Lateinischen Sprache etwas mö-
gen erdacht haben. Deßhalben wir die-
ses Mannes sonderliche Geschicklichkeit
und Fähigkeit in diesem Wercke sehr er-
heben und allen andern vorziehen

Daß
i i

der Teutſchen Sprache.
gibt daß keine Sprache der Natur ſelbſt
und unſern conceptibus naͤher komt als
die Teutſche. Wann das vollſtāndige
Werck de Cauſis linguæ Germanicæ her-
vorgekommen/ wuͤrde es ohn Zweiffel
das vollenkommenſte geweſen ſein/ ſo biß
auff dieſe Zeit davon geſchrieben. Er
iſt ietzo geſtorben/ und zweiffle ich/ ob das
Buch noch vorhanden ſey. Es iſt
aber zu mercken/ daß er die Analogiam
bißweilen allzuweit außdehnet/ und mehr
tieffſinnigkeit/ als etwa grūndlich iſt/ er-
weiſet. Als wann er Suchen/ von
Sehen/ Zechen
von Ziehen/ Fluchen/
von Flehen herfuͤhret. Wiewoll er es
ſo warſcheinlich machet/ als es immer-
mehr ſein kan. Seine hier in gebrauch-
te Critica iſt ſo ſpitz und fein/ als jemahls
Scaliger, Sanctius, Voſſius oder Scioppius
von der Lateiniſchen Sprache etwas moͤ-
gen erdacht haben. Deßhalben wir die-
ſes Mannes ſonderliche Geſchicklichkeit
und Faͤhigkeit in dieſem Wercke ſehr er-
heben und allen andern vorziehen

Daß
i i
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0509" n="497"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Teut&#x017F;chen Sprache.</hi></fw><lb/>
gibt daß keine Sprache der Natur &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
und un&#x017F;ern <hi rendition="#aq">conceptibus</hi> na&#x0364;her komt als<lb/>
die Teut&#x017F;che. Wann das voll&#x017F;ta&#x0304;ndige<lb/>
Werck <hi rendition="#aq">de Cau&#x017F;is linguæ Germanicæ</hi> her-<lb/>
vorgekommen/ wu&#x0364;rde es ohn Zweiffel<lb/>
das vollenkommen&#x017F;te gewe&#x017F;en &#x017F;ein/ &#x017F;o biß<lb/>
auff die&#x017F;e Zeit davon ge&#x017F;chrieben. Er<lb/>
i&#x017F;t ietzo ge&#x017F;torben/ und zweiffle ich/ ob das<lb/>
Buch noch vorhanden &#x017F;ey. Es i&#x017F;t<lb/>
aber zu mercken/ daß er die <hi rendition="#aq">Analogiam</hi><lb/>
bißweilen allzuweit außdehnet/ und mehr<lb/>
tieff&#x017F;innigkeit/ als etwa gru&#x0304;ndlich i&#x017F;t/ er-<lb/>
wei&#x017F;et. Als wann er <hi rendition="#fr">Suchen/ von<lb/>
Sehen/ Zechen</hi> von <hi rendition="#fr">Ziehen/ Fluchen/</hi><lb/>
von <hi rendition="#fr">Flehen</hi> herfu&#x0364;hret. Wiewoll er es<lb/>
&#x017F;o war&#x017F;cheinlich machet/ als es immer-<lb/>
mehr &#x017F;ein kan. Seine hier in gebrauch-<lb/>
te <hi rendition="#aq">Critica</hi> i&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;pitz und fein/ als jemahls<lb/><hi rendition="#aq">Scaliger, Sanctius, Vo&#x017F;&#x017F;ius</hi> oder <hi rendition="#aq">Scioppius</hi><lb/>
von der Lateini&#x017F;chen Sprache etwas mo&#x0364;-<lb/>
gen erdacht haben. Deßhalben wir die-<lb/>
&#x017F;es Mannes &#x017F;onderliche Ge&#x017F;chicklichkeit<lb/>
und Fa&#x0364;higkeit in die&#x017F;em Wercke &#x017F;ehr er-<lb/>
heben und allen andern vorziehen</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">i i</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[497/0509] der Teutſchen Sprache. gibt daß keine Sprache der Natur ſelbſt und unſern conceptibus naͤher komt als die Teutſche. Wann das vollſtāndige Werck de Cauſis linguæ Germanicæ her- vorgekommen/ wuͤrde es ohn Zweiffel das vollenkommenſte geweſen ſein/ ſo biß auff dieſe Zeit davon geſchrieben. Er iſt ietzo geſtorben/ und zweiffle ich/ ob das Buch noch vorhanden ſey. Es iſt aber zu mercken/ daß er die Analogiam bißweilen allzuweit außdehnet/ und mehr tieffſinnigkeit/ als etwa grūndlich iſt/ er- weiſet. Als wann er Suchen/ von Sehen/ Zechen von Ziehen/ Fluchen/ von Flehen herfuͤhret. Wiewoll er es ſo warſcheinlich machet/ als es immer- mehr ſein kan. Seine hier in gebrauch- te Critica iſt ſo ſpitz und fein/ als jemahls Scaliger, Sanctius, Voſſius oder Scioppius von der Lateiniſchen Sprache etwas moͤ- gen erdacht haben. Deßhalben wir die- ſes Mannes ſonderliche Geſchicklichkeit und Faͤhigkeit in dieſem Wercke ſehr er- heben und allen andern vorziehen Daß i i

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/509
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/509>, abgerufen am 26.06.2024.