Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das II. Cap. Von der Orthographia arten/ und were was nach dieser geschrie-ben nach der andern verwerflich. Bleibt man also lieber/ weil die Teutschen in ei- ner art zu schreiben übereinkommen/ bey der einstimmung ihrer Feder/ als daß man dem ungleichen Mundlaute fol- ge. Thöricht ist deßhalben/ daß ich soll schreiben häben frür heben/ wärffen für werffen/ läben für leben/ sänden für senden: dann man kan keinen unter- scheid machen unter das e clarum und obscurum, wo es nicht von allen vocali- bus gelten soll/ welche per remissionem vel elationem soni nicht können so fort in literas specie diversas oder diphthongos verwandelt werden. Also ist bey den La- teinern (e) obscurun in dem Worte Severus (e) clarum in dem Worte merces, welches aber deßhalben nicht anders darff ge- schrieben werden. I obscurum ist in dem Worte inimici, clarum in dem Worte piscis. Auch ist gar lächerlich wann Samuel Butschki dömüthig vor de- müthig zum theil aus diesen grunde schreibet
Das II. Cap. Von der Orthographia arten/ und were was nach dieſer geſchrie-ben nach der andern verwerflich. Bleibt man alſo lieber/ weil die Teutſchen in ei- ner art zu ſchreiben uͤbereinkommen/ bey der einſtimmung ihrer Feder/ als daß man dem ungleichen Mundlaute fol- ge. Thoͤricht iſt deßhalben/ daß ich ſoll ſchreiben haͤben fruͤr heben/ waͤrffen fuͤr werffen/ laͤben fuͤr leben/ ſaͤnden fuͤr ſenden: dann man kan keinen unter- ſcheid machen unter das e clarum und obſcurum, wo es nicht von allen vocali- bus gelten ſoll/ welche per remisſionem vel elationem ſoni nicht koͤnnen ſo fort in literas ſpecie diverſas oder diphthongos verwandelt werden. Alſo iſt bey den La- teinern (e) obſcurũ in dem Worte Severus (e) clarum in dem Worte merces, welches aber deßhalben nicht anders darff ge- ſchrieben werden. I obſcurum iſt in dem Worte inimici, clarum in dem Worte piſcis. Auch iſt gar laͤcherlich wann Samuel Butſchki doͤmuͤthig vor de- muͤthig zum theil aus dieſen grunde ſchreibet
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Das II. Cap. Von der Orthographia
arten/ und were was nach dieſer geſchrie-
ben nach der andern verwerflich. Bleibt
man alſo lieber/ weil die Teutſchen in ei-
ner art zu ſchreiben uͤbereinkommen/
bey der einſtimmung ihrer Feder/ als
daß man dem ungleichen Mundlaute fol-
ge. Thoͤricht iſt deßhalben/ daß ich ſoll
ſchreiben haͤben fruͤr heben/ waͤrffen
fuͤr werffen/ laͤben fuͤr leben/ ſaͤnden
fuͤr ſenden: dann man kan keinen unter-
ſcheid machen unter das e clarum und
obſcurum, wo es nicht von allen vocali-
bus gelten ſoll/ welche per remisſionem vel
elationem ſoni nicht koͤnnen ſo fort in
literas ſpecie diverſas oder diphthongos
verwandelt werden. Alſo iſt bey den La-
teinern (e) obſcurũ in dem Worte Severus
(e) clarum in dem Worte merces, welches
aber deßhalben nicht anders darff ge-
ſchrieben werden. I obſcurum iſt in dem
Worte inimici, clarum in dem Worte
piſcis. Auch iſt gar laͤcherlich wann
Samuel Butſchki doͤmuͤthig vor de-
muͤthig zum theil aus dieſen grunde
ſchreibet
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/482>, abgerufen am 26.06.2024. |