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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Poeterey dritten Zeit.
Wanns Gülden wär/ so würd ichs können biegen
Durch meine Gluht/ solls aber fleischern sein/
So schließ ich fort: Es ist ein fleischern Stein.
Doch kan mich nicht ein Stein/ wie sie betriegen.
Ists dann wie Frost/ wie kalter Schnee und Eiß;
Wie preßt sie dann äus mir den Liebes-Schweiß?
Mich daucht: Ihr Hertz ist wie die Loorberblätter/
Die nicht berührt ein starcker Donnerkeil.
Sie/ sie verlaeht/ Cupido/ deine Pfeil.
Und ist befreit für deinem Donnerwetter.

Die andern übertreffen schier dieses an-
geführte Exempel. Worauß dann zuse-
hen/ was in ihr für ein grosser Geist ge-
stecket/ der in so zartem Alter schon sol-
chen hellen Schein von sich gegeben.
Dieses nimt mich aber Wunder/ daß
man sie nicht in grösser Hochachtung
gehalten/ sondern noch dazu dieser gros-
sen Gaben halber verleumbdet/ worüber
sie hin und wieder klaget/ welches ein un-
fehlbahres Kennzeichen der ungeschliffen-
sten Grobheit ist. Die alten Griechen
und Römer/ ja auch noch heute die Auß-
länder hätten vielmehr unter solchen E-
xempeln die Ehre ihrer Nation gesucht;

wie
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Poeterey dritten Zeit.
Wanns Guͤlden waͤr/ ſo wuͤrd ichs koͤnnen biegen
Durch meine Gluht/ ſolls aber fleiſchern ſein/
So ſchließ ich fort: Es iſt ein fleiſchern Stein.
Doch kan mich nicht ein Stein/ wie ſie betriegen.
Iſts dann wie Froſt/ wie kalter Schnee und Eiß;
Wie preßt ſie dann aͤus mir den Liebes-Schweiß?
Mich daucht: Ihr Hertz iſt wie die Loorberblaͤtter/
Die nicht beruͤhrt ein ſtarcker Donnerkeil.
Sie/ ſie verlaeht/ Cupido/ deine Pfeil.
Und iſt befreit fuͤr deinem Donnerwetter.

Die andern uͤbertreffen ſchier dieſes an-
gefuͤhrte Exempel. Worauß dann zuſe-
hen/ was in ihr fuͤr ein groſſer Geiſt ge-
ſtecket/ der in ſo zartem Alter ſchon ſol-
chen hellen Schein von ſich gegeben.
Dieſes nimt mich aber Wunder/ daß
man ſie nicht in groͤſſer Hochachtung
gehalten/ ſondern noch dazu dieſer groſ-
ſen Gaben halber verleumbdet/ woruͤber
ſie hin und wieder klaget/ welches ein un-
fehlbahres Kennzeichen der ungeſchliffen-
ſten Grobheit iſt. Die alten Griechen
und Roͤmer/ ja auch noch heute die Auß-
laͤnder haͤtten vielmehr unter ſolchen E-
xempeln die Ehre ihrer Nation geſucht;

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[441/0453] Poeterey dritten Zeit. Wanns Guͤlden waͤr/ ſo wuͤrd ichs koͤnnen biegen Durch meine Gluht/ ſolls aber fleiſchern ſein/ So ſchließ ich fort: Es iſt ein fleiſchern Stein. Doch kan mich nicht ein Stein/ wie ſie betriegen. Iſts dann wie Froſt/ wie kalter Schnee und Eiß; Wie preßt ſie dann aͤus mir den Liebes-Schweiß? Mich daucht: Ihr Hertz iſt wie die Loorberblaͤtter/ Die nicht beruͤhrt ein ſtarcker Donnerkeil. Sie/ ſie verlaeht/ Cupido/ deine Pfeil. Und iſt befreit fuͤr deinem Donnerwetter. Die andern uͤbertreffen ſchier dieſes an- gefuͤhrte Exempel. Worauß dann zuſe- hen/ was in ihr fuͤr ein groſſer Geiſt ge- ſtecket/ der in ſo zartem Alter ſchon ſol- chen hellen Schein von ſich gegeben. Dieſes nimt mich aber Wunder/ daß man ſie nicht in groͤſſer Hochachtung gehalten/ ſondern noch dazu dieſer groſ- ſen Gaben halber verleumbdet/ woruͤber ſie hin und wieder klaget/ welches ein un- fehlbahres Kennzeichen der ungeſchliffen- ſten Grobheit iſt. Die alten Griechen und Roͤmer/ ja auch noch heute die Auß- laͤnder haͤtten vielmehr unter ſolchen E- xempeln die Ehre ihrer Nation geſucht; wie e e 5

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/453>, abgerufen am 22.11.2024.