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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Poeterey andern Zeit.
Anno 1514. biß 1567. in die sechstausend
acht und viertzig Stücke geschrieben/ wie
er selbst die Rechnung machet/ in dem
letzten Theil seiner Gedichte. Die sein
unterschiedliche mahl heraußgegeben/ in
etzlichen Theilen in quarto und in folio,
nnd muß man sich verwundern/ daß ein
Handwercksmann der Lateinischen und
Griechischen Sprach unkündig/ so man-
cherley Sachen hat schreiben können/ die
nicht ohne Geist sein/ von welchem Hoff-
mann urtheilet/ daß wann er bessere
Wissenschafft von gelehrten Sachen/
und genauere Anweisung gehabt hätte/
es vielen die nach seiner Zeit geschrieben/
und manche ungereimte Dinge uns sehen
und hören lassen/ weit vorgethan haben
würde. Er selbst gestehet solches in den
Schluß seines Wercks wann er spricht.

GOtt sey Lob/ der nur sant herab
So mildiglich die GOttes gab
Als einem ungelehrten Mann/
Der weder Latein noch Griechisch kan/
Daß mein Gedicht grün/ blüh und wachs
Und viel Frucht bring/ das wünscht Hans Sachs.

Schop-
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Poeterey andern Zeit.
Anno 1514. biß 1567. in die ſechstauſend
acht und viertzig Stuͤcke geſchrieben/ wie
er ſelbſt die Rechnung machet/ in dem
letzten Theil ſeiner Gedichte. Die ſein
unterſchiedliche mahl heraußgegeben/ in
etzlichen Theilen in quarto und in folio,
nnd muß man ſich verwundern/ daß ein
Handwercksmann der Lateiniſchen und
Griechiſchen Sprach unkuͤndig/ ſo man-
cherley Sachen hat ſchreiben koͤnnen/ die
nicht ohne Geiſt ſein/ von welchem Hoff-
mann urtheilet/ daß wann er beſſere
Wiſſenſchafft von gelehrten Sachen/
und genauere Anweiſung gehabt haͤtte/
es vielen die nach ſeiner Zeit geſchrieben/
und manche ungereimte Dinge uns ſehen
und hoͤren laſſen/ weit vorgethan haben
wuͤrde. Er ſelbſt geſtehet ſolches in den
Schluß ſeines Wercks wann er ſpricht.

GOtt ſey Lob/ der nur ſant herab
So mildiglich die GOttes gab
Als einem ungelehrten Mann/
Der weder Latein noch Griechiſch kan/
Daß mein Gedicht gruͤn/ bluͤh und wachs
Und viel Frucht bring/ das wuͤnſcht Hans Sachs.

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[375/0387] Poeterey andern Zeit. Anno 1514. biß 1567. in die ſechstauſend acht und viertzig Stuͤcke geſchrieben/ wie er ſelbſt die Rechnung machet/ in dem letzten Theil ſeiner Gedichte. Die ſein unterſchiedliche mahl heraußgegeben/ in etzlichen Theilen in quarto und in folio, nnd muß man ſich verwundern/ daß ein Handwercksmann der Lateiniſchen und Griechiſchen Sprach unkuͤndig/ ſo man- cherley Sachen hat ſchreiben koͤnnen/ die nicht ohne Geiſt ſein/ von welchem Hoff- mann urtheilet/ daß wann er beſſere Wiſſenſchafft von gelehrten Sachen/ und genauere Anweiſung gehabt haͤtte/ es vielen die nach ſeiner Zeit geſchrieben/ und manche ungereimte Dinge uns ſehen und hoͤren laſſen/ weit vorgethan haben wuͤrde. Er ſelbſt geſtehet ſolches in den Schluß ſeines Wercks wann er ſpricht. GOtt ſey Lob/ der nur ſant herab So mildiglich die GOttes gab Als einem ungelehrten Mann/ Der weder Latein noch Griechiſch kan/ Daß mein Gedicht gruͤn/ bluͤh und wachs Und viel Frucht bring/ das wuͤnſcht Hans Sachs. Schop- a a 4

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/387>, abgerufen am 26.05.2024.