Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das VII. Cap. Von der Teutschen der aber diese Arbeit wol hätte mögen blei-ben lassen. In Niedersächsischen Versen hat man den so genanten und jederman wol bekanten Reincken Voß/ ein über- auß sinnreiches Buch/ worinnen unter einer Fabul/ der Lauff der Welt/ und alle Höfische Sitten und Streiche so artig abgebildet werden/ daß von keinem alten Poeten solches besser hätte vorgestellet werden können. Es mögen billig alle Niedersachsen diß Buch als eine Frucht eines wollgeschliffenen Verstandes werth und in Ehren halten. Denn ob zwar in der Vorrede desselben gedacht wird/ ob sey es auß der Frantzösischen Sprache übersetzet/ so ist solches von dem Autore vorgegeben/ damit er desto sicherer unter diesem Vorwand sich ver- stecken könne. Wer die Niedersächsche Sprache verstehet/ und davon urthei- len kan/ siehet wol auß der Fügung der gantzen Rede/ daß es einheimischer und nicht frembder Abkunfft sey. Die es in Lateinische und Hochteutsche Sprache über-
Das VII. Cap. Von der Teutſchen der aber dieſe Aꝛbeit wol haͤtte moͤgen blei-ben laſſen. In Niederſaͤchſiſchẽ Verſen hat man den ſo genanten und jederman wol bekanten Reincken Voß/ ein uͤber- auß ſinnreiches Buch/ worinnen unter einer Fabul/ der Lauff der Welt/ und alle Hoͤfiſche Sitten und Streiche ſo artig abgebildet werden/ daß von keinem alten Poeten ſolches beſſer haͤtte vorgeſtellet werden koͤnnen. Es moͤgen billig alle Niederſachſen diß Buch als eine Frucht eines wollgeſchliffenen Verſtandes werth und in Ehren halten. Denn ob zwar in der Vorrede deſſelben gedacht wird/ ob ſey es auß der Frantzoͤſiſchen Sprache uͤberſetzet/ ſo iſt ſolches von dem Autore vorgegeben/ damit er deſto ſicherer unter dieſem Vorwand ſich ver- ſtecken koͤnne. Wer die Niederſaͤchſche Sprache verſtehet/ und davon urthei- len kan/ ſiehet wol auß der Fuͤgung der gantzen Rede/ daß es einheimiſcher und nicht frembder Abkunfft ſey. Die es in Lateiniſche und Hochteutſche Sprache uͤber-
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Das VII. Cap. Von der Teutſchen
der aber dieſe Aꝛbeit wol haͤtte moͤgen blei-
ben laſſen. In Niederſaͤchſiſchẽ Verſen hat
man den ſo genanten und jederman wol
bekanten Reincken Voß/ ein uͤber-
auß ſinnreiches Buch/ worinnen unter
einer Fabul/ der Lauff der Welt/ und alle
Hoͤfiſche Sitten und Streiche ſo artig
abgebildet werden/ daß von keinem alten
Poeten ſolches beſſer haͤtte vorgeſtellet
werden koͤnnen. Es moͤgen billig alle
Niederſachſen diß Buch als eine Frucht
eines wollgeſchliffenen Verſtandes
werth und in Ehren halten. Denn ob
zwar in der Vorrede deſſelben gedacht
wird/ ob ſey es auß der Frantzoͤſiſchen
Sprache uͤberſetzet/ ſo iſt ſolches von
dem Autore vorgegeben/ damit er deſto
ſicherer unter dieſem Vorwand ſich ver-
ſtecken koͤnne. Wer die Niederſaͤchſche
Sprache verſtehet/ und davon urthei-
len kan/ ſiehet wol auß der Fuͤgung der
gantzen Rede/ daß es einheimiſcher und
nicht frembder Abkunfft ſey. Die es in
Lateiniſche und Hochteutſche Sprache
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