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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Poeterey andern Zeit.

Es ist kein richtiges Reimgebannde und
maaß der Sylben/ nur daß die Reime
in acht genommen werden; mit welcher
Reimsucht damahls alle behafftet waren/
daß man auch in den Lateinischen die-
selben gebrauchte/ ja wolgar Lateinische
unter die Teutsche mischte/ dessen wir
unterschiedliche Exempla in alten Grab-
schrifften haben/ dergleichen eins in dem
Dobberanischen Kloster in Mecklenburg
auff einen Peter Wisen zu lesen; dessen
anfang also lautet:

Hier Peter Wiese tumba requiescit in ista,
God geef em Spise caelestem, quiq; legis sta. &c.

Es ist aber diese art zu reimen so gar
alt nicht. Denn es ist Anno 1380. in Fri-
dericum Strenuum
Landgrafen von Thü-
ringen/ dergleichen Grabschrifft gemacht/
welches Fridericus Hortleder in einigen La-
teinischen auff einen Sächsischen Hertzog
gemachten Grabschrifften mit anführet/
Selbiges lautet also:

Hye lyt ein Fürste löbelich
Quem vulgus flebile plangit,
Von
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Poeterey andern Zeit.

Es iſt kein richtiges Reimgebānde und
maaß der Sylben/ nur daß die Reime
in acht genommen werden; mit welcher
Reimſucht damahls alle behafftet waren/
daß man auch in den Lateiniſchen die-
ſelben gebrauchte/ ja wolgar Lateiniſche
unter die Teutſche miſchte/ deſſen wir
unterſchiedliche Exempla in alten Grab-
ſchrifften haben/ dergleichen eins in dem
Dobberaniſchen Kloſter in Mecklenburg
auff einen Peter Wiſen zu leſen; deſſen
anfang alſo lautet:

Hier Peter Wieſe tumba requieſcit in iſtâ,
God geef em Spiſe cæleſtem, quiq; legis ſta. &c.

Es iſt aber dieſe art zu reimen ſo gar
alt nicht. Denn es iſt Anno 1380. in Fri-
dericum Strenuum
Landgrafen von Thuͤ-
ringen/ dergleichen Gꝛabſchrifft gemacht/
welches Fridericus Hortleder in einigen La-
teiniſchen auff einen Saͤchſiſchen Hertzog
gemachten Grabſchrifften mit anfuͤhret/
Selbiges lautet alſo:

Hye lyt ein Fuͤrſte loͤbelich
Quem vulgus flebile plangit,
Von
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[359/0371] Poeterey andern Zeit. Es iſt kein richtiges Reimgebānde und maaß der Sylben/ nur daß die Reime in acht genommen werden; mit welcher Reimſucht damahls alle behafftet waren/ daß man auch in den Lateiniſchen die- ſelben gebrauchte/ ja wolgar Lateiniſche unter die Teutſche miſchte/ deſſen wir unterſchiedliche Exempla in alten Grab- ſchrifften haben/ dergleichen eins in dem Dobberaniſchen Kloſter in Mecklenburg auff einen Peter Wiſen zu leſen; deſſen anfang alſo lautet: Hier Peter Wieſe tumba requieſcit in iſtâ, God geef em Spiſe cæleſtem, quiq; legis ſta. &c. Es iſt aber dieſe art zu reimen ſo gar alt nicht. Denn es iſt Anno 1380. in Fri- dericum Strenuum Landgrafen von Thuͤ- ringen/ dergleichen Gꝛabſchrifft gemacht/ welches Fridericus Hortleder in einigen La- teiniſchen auff einen Saͤchſiſchen Hertzog gemachten Grabſchrifften mit anfuͤhret/ Selbiges lautet alſo: Hye lyt ein Fuͤrſte loͤbelich Quem vulgus flebile plangit, Von z 4

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/371>, abgerufen am 22.11.2024.