Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Das VII. Cap. Von der Teutschen
Noch ist mir eine clage noht
Von der liebsten Frauen mein/
Das ihr zartes Mündlein roht
Will mir ungenedig sein
Sie will mich zu grund verderben/
Untrost will sie an mich erben/
Dazu en weiß ich keinen Rath.

Es findet sich in dieser Chronic auch ein
Gesang einer die man wieder ihren Willen
zur Nonnen gemacht. Dasselbe meldet/
daß ums Jahr 1370. auff dem Mayn ein
Außsätziger Barfüsser Mönch die besten
Lieder und Reihen in der Welt von Ge-
dicht und Melodeyen gemacht/ daß ihm
niemand auff Reinesstroom/ oder in sel-
bigen Landen woll gleichen möchte: und
was er sang das sungen die Leut alle gern/
und alle Meister pfiffen/ und andere
Spielleute führten den Gesang und diß
Gedicht. Er sang diß Lied

Ich bin außgezehlt
Man weiset mich armen vor die Thür
Untreu ich spür
Nun zu allen Zeiten.

Ich will hie zu ergötzung des Lesers ein
Schlacht-Lied/ so ein solcher Meisterge-

sänger
Das VII. Cap. Von der Teutſchen
Noch iſt mir eine clage noht
Von der liebſten Frauen mein/
Das ihr zartes Muͤndlein roht
Will mir ungenedig ſein
Sie will mich zu grund verderben/
Untroſt will ſie an mich erben/
Dazu en weiß ich keinen Rath.

Es findet ſich in dieſer Chronic auch ein
Geſang einer die man wieder ihren Willē
zur Nonnen gemacht. Daſſelbe meldet/
daß ums Jahr 1370. auff dem Mayn ein
Außſaͤtziger Barfuͤſſer Moͤnch die beſten
Lieder und Reihen in der Welt von Ge-
dicht und Melodeyen gemacht/ daß ihm
niemand auff Reinesſtroom/ oder in ſel-
bigen Landen woll gleichen moͤchte: und
was er ſang das ſungen die Leut alle gern/
und alle Meiſter pfiffen/ und andere
Spielleute fuͤhrten den Geſang und diß
Gedicht. Er ſang diß Lied

Ich bin außgezehlt
Man weiſet mich armen vor die Thuͤr
Untreu ich ſpuͤr
Nun zu allen Zeiten.

Ich will hie zu ergoͤtzung des Leſers ein
Schlacht-Lied/ ſo ein ſolcher Meiſterge-

ſaͤnger
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <quote>
              <lg type="poem">
                <pb facs="#f0354" n="342"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VII.</hi> Cap. Von der Teut&#x017F;chen</hi> </fw><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Noch i&#x017F;t mir eine clage noht</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Von der lieb&#x017F;ten Frauen mein/</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Das ihr zartes Mu&#x0364;ndlein roht</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Will mir ungenedig &#x017F;ein</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Sie will mich zu grund verderben/</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Untro&#x017F;t will &#x017F;ie an mich erben/</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Dazu en weiß ich keinen Rath.</hi> </l>
              </lg>
            </quote><lb/>
            <p>Es findet &#x017F;ich in die&#x017F;er Chronic auch ein<lb/>
Ge&#x017F;ang einer die man wieder ihren Wille&#x0304;<lb/>
zur Nonnen gemacht. Da&#x017F;&#x017F;elbe meldet/<lb/>
daß ums Jahr 1370. auff dem Mayn ein<lb/>
Auß&#x017F;a&#x0364;tziger Barfu&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Mo&#x0364;nch die be&#x017F;ten<lb/>
Lieder und Reihen in der Welt von Ge-<lb/>
dicht und Melodeyen gemacht/ daß ihm<lb/>
niemand auff Reines&#x017F;troom/ oder in &#x017F;el-<lb/>
bigen Landen woll gleichen mo&#x0364;chte: und<lb/>
was er &#x017F;ang das &#x017F;ungen die Leut alle gern/<lb/>
und alle Mei&#x017F;ter pfiffen/ und andere<lb/>
Spielleute fu&#x0364;hrten den Ge&#x017F;ang und diß<lb/>
Gedicht. Er &#x017F;ang diß Lied</p><lb/>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l>Ich bin außgezehlt</l><lb/>
                <l>Man wei&#x017F;et mich armen vor die Thu&#x0364;r</l><lb/>
                <l>Untreu ich &#x017F;pu&#x0364;r</l><lb/>
                <l>Nun zu allen Zeiten.</l>
              </lg>
            </quote><lb/>
            <p>Ich will hie zu ergo&#x0364;tzung des Le&#x017F;ers ein<lb/>
Schlacht-Lied/ &#x017F;o ein &#x017F;olcher Mei&#x017F;terge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;a&#x0364;nger</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0354] Das VII. Cap. Von der Teutſchen Noch iſt mir eine clage noht Von der liebſten Frauen mein/ Das ihr zartes Muͤndlein roht Will mir ungenedig ſein Sie will mich zu grund verderben/ Untroſt will ſie an mich erben/ Dazu en weiß ich keinen Rath. Es findet ſich in dieſer Chronic auch ein Geſang einer die man wieder ihren Willē zur Nonnen gemacht. Daſſelbe meldet/ daß ums Jahr 1370. auff dem Mayn ein Außſaͤtziger Barfuͤſſer Moͤnch die beſten Lieder und Reihen in der Welt von Ge- dicht und Melodeyen gemacht/ daß ihm niemand auff Reinesſtroom/ oder in ſel- bigen Landen woll gleichen moͤchte: und was er ſang das ſungen die Leut alle gern/ und alle Meiſter pfiffen/ und andere Spielleute fuͤhrten den Geſang und diß Gedicht. Er ſang diß Lied Ich bin außgezehlt Man weiſet mich armen vor die Thuͤr Untreu ich ſpuͤr Nun zu allen Zeiten. Ich will hie zu ergoͤtzung des Leſers ein Schlacht-Lied/ ſo ein ſolcher Meiſterge- ſaͤnger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/354
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/354>, abgerufen am 23.11.2024.