Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das VII. Cap. Von der Teutschen und ist er nicht der erste gewesen/ der Rey-men geschrieben/ wie de Casaneuve meint: denn Ottfridus gedenckt selbst in seiner Vorrede der Liebeslieder/ die damahls im schwange gewesen/ ob gleich die Spra- che grob und ungeschickt/ dar- über Ottfridus klagt. Denn es folget nicht: Ottfridus klagt über die Mühe/ die er der rauen Sprache halber gehabt/ dar- um ist er der erste gewesen/ der die Rei- me gemacht. Carolus M. hat die Gram- matic zu seiner Zeit erstlich zu schreiben angefangen/ und waren doch vor ihm von Taciti Zeiten her und drüber Lieder gewesen/ die er in ein Buch versamlen lassen. Wir haben droben erwiesen/ daß auff Ludovici I. Befehl eine Paraphra- sis des Alten und Neuen Testaments in alten Sanchschen Versen verfertiget/ die noch älter als des Ottfridi seine. Ist also falsch/ daß diese des Ottfridi die er- sten Reime gewesen. Wir haben ein klares Zeugniß aus dem Papirio Massonio der außdrücklich schreibt lib. 3. Annal. daß un-
Das VII. Cap. Von der Teutſchen und iſt er nicht der erſte geweſen/ der Rey-men geſchrieben/ wie de Caſaneuve meint: denn Ottfridus gedenckt ſelbſt in ſeiner Vorrede der Liebeslieder/ die damahls im ſchwange geweſen/ ob gleich die Spra- che grob und ungeſchickt/ dar- uͤber Ottfridus klagt. Denn es folget nicht: Ottfridus klagt uͤber die Muͤhe/ die er der rauen Sprache halber gehabt/ dar- um iſt er der erſte geweſen/ der die Rei- me gemacht. Carolus M. hat die Gram- matic zu ſeiner Zeit erſtlich zu ſchreiben angefangen/ und waren doch vor ihm von Taciti Zeiten her und druͤber Lieder geweſen/ die er in ein Buch verſamlen laſſen. Wir haben droben erwieſen/ daß auff Ludovici I. Befehl eine Paraphra- ſis des Alten und Neuen Teſtaments in alten Sāchſchen Verſen verfertiget/ die noch aͤlter als des Ottfridi ſeine. Iſt alſo falſch/ daß dieſe des Ottfridi die er- ſten Reime geweſen. Wir haben ein klares Zeugniß aus dem Papirio Maſſonio der außdruͤcklich ſchreibt lib. 3. Annal. daß un-
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Das VII. Cap. Von der Teutſchen
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men geſchrieben/ wie de Caſaneuve meint:
denn Ottfridus gedenckt ſelbſt in ſeiner
Vorrede der Liebeslieder/ die damahls
im ſchwange geweſen/ ob gleich die Spra-
che grob und ungeſchickt/ dar-
uͤber Ottfridus klagt. Denn es folget
nicht: Ottfridus klagt uͤber die Muͤhe/ die
er der rauen Sprache halber gehabt/ dar-
um iſt er der erſte geweſen/ der die Rei-
me gemacht. Carolus M. hat die Gram-
matic zu ſeiner Zeit erſtlich zu ſchreiben
angefangen/ und waren doch vor ihm
von Taciti Zeiten her und druͤber Lieder
geweſen/ die er in ein Buch verſamlen
laſſen. Wir haben droben erwieſen/
daß auff Ludovici I. Befehl eine Paraphra-
ſis des Alten und Neuen Teſtaments
in alten Sāchſchen Verſen verfertiget/
die noch aͤlter als des Ottfridi ſeine. Iſt
alſo falſch/ daß dieſe des Ottfridi die er-
ſten Reime geweſen. Wir haben ein
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/334>, abgerufen am 16.02.2025. |