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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Poeterey ersten Zeit.
ne Lehren in sich gehabt haben; und ist
auch darauß zu schliessen/ daß die Teut-
schen nicht solche Barbari gewesen/ als die
Hoffanrtigen Griechen und Römer sie
außgeschrieen. Es ist nicht glanublich/
daß die Teutschen gar von keinen schrei-
ben gewust zu Zeiten Taciti, denn es schei-
net/ er habesich so gar viel nicht dar-
umb bekümmert: er führet doch
selbsten an/ daß man in Teutschland
Griechische Buchstaben gefunden/ wel-
ches auch Caesar bezeuget. Es können
auch wol des Taciti Worte literarum se-
creta pariter Viri faeminaeque ignorant, de
literatura secretiore
verstanden werden/
wie sie Heigius quaest. illustr. 7. lib. 1. n. 60.
verstehet/ nicht aber von den Buchstaben.
Viel weniger ists zu gläuben/ daß von
Carolo M. erstlich die Teutsche Schrifft
solle erfunden sein/ wie einige wollen/ die
Melchior Goldastus in der Vorrede seiner
Anmerckungen auff die Paraeneles deß-
wegen außlachet. Dieser schreibet von
den alten Carminibus also: imperiti imo

ridi-

Poeterey erſten Zeit.
ne Lehren in ſich gehabt haben; und iſt
auch darauß zu ſchlieſſen/ daß die Teut-
ſchen nicht ſolche Barbari geweſen/ als die
Hoffārtigen Griechen und Roͤmer ſie
außgeſchrieen. Es iſt nicht glāublich/
daß die Teutſchen gar von keinen ſchrei-
ben gewuſt zu Zeiten Taciti, denn es ſchei-
net/ er habeſich ſo gar viel nicht dar-
umb bekuͤmmert: er fuͤhret doch
ſelbſten an/ daß man in Teutſchland
Griechiſche Buchſtaben gefunden/ wel-
ches auch Cæſar bezeuget. Es koͤnnen
auch wol des Taciti Worte literarum ſe-
creta pariter Viri fæminæque ignorant, de
literaturâ ſecretiore
verſtanden werden/
wie ſie Heigius quæſt. illuſtr. 7. lib. 1. n. 60.
verſtehet/ nicht aber von den Buchſtaben.
Viel weniger iſts zu glaͤuben/ daß von
Carolo M. erſtlich die Teutſche Schrifft
ſolle erfunden ſein/ wie einige wollen/ die
Melchior Goldaſtus in der Vorrede ſeiner
Anmerckungen auff die Paræneles deß-
wegen außlachet. Dieſer ſchreibet von
den alten Carminibus alſo: imperiti imo

ridi-
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[301/0313] Poeterey erſten Zeit. ne Lehren in ſich gehabt haben; und iſt auch darauß zu ſchlieſſen/ daß die Teut- ſchen nicht ſolche Barbari geweſen/ als die Hoffārtigen Griechen und Roͤmer ſie außgeſchrieen. Es iſt nicht glāublich/ daß die Teutſchen gar von keinen ſchrei- ben gewuſt zu Zeiten Taciti, denn es ſchei- net/ er habeſich ſo gar viel nicht dar- umb bekuͤmmert: er fuͤhret doch ſelbſten an/ daß man in Teutſchland Griechiſche Buchſtaben gefunden/ wel- ches auch Cæſar bezeuget. Es koͤnnen auch wol des Taciti Worte literarum ſe- creta pariter Viri fæminæque ignorant, de literaturâ ſecretiore verſtanden werden/ wie ſie Heigius quæſt. illuſtr. 7. lib. 1. n. 60. verſtehet/ nicht aber von den Buchſtaben. Viel weniger iſts zu glaͤuben/ daß von Carolo M. erſtlich die Teutſche Schrifft ſolle erfunden ſein/ wie einige wollen/ die Melchior Goldaſtus in der Vorrede ſeiner Anmerckungen auff die Paræneles deß- wegen außlachet. Dieſer ſchreibet von den alten Carminibus alſo: imperiti imo ridi-

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/313>, abgerufen am 22.11.2024.