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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das III. Cap. Von der Spanier
beit war es nicht müglich alles nach der
Richtschnur zu stellen. Denn es ja nicht
anders sein kan nach dem gemeinen Sprich-
wort: Canis sestinans coecos parit catulos.
Er hat sich an keine Reguln der Kunst
gebunden/ sondern seine Feder lauffen
lassen/ wohin sie die Gedancken geführet.
Bey ihm machte die Unitas Acti-
onis, probalitas
und andere Dinge
keine grosse Sorge. Diß fand sich von
selbsten/ und die Gabe seiner sinnreichen
Einfanlle machte alles angenehm. Es
ist aber billig zu verwundern/ daß den-
noch bey solcher Mannge und tanglicher be-
mühung sie nicht ermattet/ und ihren
Preiß behalten/ welchen bloß des Autoris
Nahm ihr geben konte. Gleichwol
sein bey den Spaniern einige gewesen/
die die Kunst der Dramatischen Poesie
und der Tragoedie auß dem Aristotele vor-
gestellet. In Spanischer Sprache hat
solches gethan Johannes Valesque de Aze-
vedo
in seiner Idea de la Tragoedie. Es
wird von dem Nicolao Antonio auch Gar-

sias

Das III. Cap. Von der Spanier
beit war es nicht muͤglich alles nach der
Richtſchnur zu ſtellen. Denn es ja nicht
anders ſein kan nach dem gemeinē Sprich-
wort: Canis ſeſtinans cœcos parit catulos.
Er hat ſich an keine Reguln der Kunſt
gebunden/ ſondern ſeine Feder lauffen
laſſen/ wohin ſie die Gedancken gefuͤhret.
Bey ihm machte die Unitas Acti-
onis, probalitas
und andere Dinge
keine groſſe Sorge. Diß fand ſich von
ſelbſten/ und die Gabe ſeiner ſinnreichen
Einfālle machte alles angenehm. Es
iſt aber billig zu verwundern/ daß den-
noch bey ſolcher Mānge und tāglicher be-
muͤhung ſie nicht ermattet/ und ihren
Preiß behalten/ welchen bloß des Autoris
Nahm ihr geben konte. Gleichwol
ſein bey den Spaniern einige geweſen/
die die Kunſt der Dramatiſchen Poëſie
und der Tragœdie auß dem Ariſtotele vor-
geſtellet. In Spaniſcher Sprache hat
ſolches gethan Johannes Valeſque de Aze-
vedo
in ſeiner Idea de la Tragœdie. Es
wird von dem Nicolao Antonio auch Gar-

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[220/0232] Das III. Cap. Von der Spanier beit war es nicht muͤglich alles nach der Richtſchnur zu ſtellen. Denn es ja nicht anders ſein kan nach dem gemeinē Sprich- wort: Canis ſeſtinans cœcos parit catulos. Er hat ſich an keine Reguln der Kunſt gebunden/ ſondern ſeine Feder lauffen laſſen/ wohin ſie die Gedancken gefuͤhret. Bey ihm machte die Unitas Acti- onis, probalitas und andere Dinge keine groſſe Sorge. Diß fand ſich von ſelbſten/ und die Gabe ſeiner ſinnreichen Einfālle machte alles angenehm. Es iſt aber billig zu verwundern/ daß den- noch bey ſolcher Mānge und tāglicher be- muͤhung ſie nicht ermattet/ und ihren Preiß behalten/ welchen bloß des Autoris Nahm ihr geben konte. Gleichwol ſein bey den Spaniern einige geweſen/ die die Kunſt der Dramatiſchen Poëſie und der Tragœdie auß dem Ariſtotele vor- geſtellet. In Spaniſcher Sprache hat ſolches gethan Johannes Valeſque de Aze- vedo in ſeiner Idea de la Tragœdie. Es wird von dem Nicolao Antonio auch Gar- ſias

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/232>, abgerufen am 05.05.2024.