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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Poeterey.
gen unterworffen. Die Toscaner haben
doch mehr Zierlichkeit als die Römer be-
halten/ welche jederzeit von frembden
Gästen sind verunruhiget worden. Aber
der Toscaner Sprache ist gleichwoll mit
den Frantzösischen Wörtern der Provincia-
lium
erfüllet gewesen/ wie Al. Tasson an
vorehrwehntem Ohrte saget: Firenze
in particulare era piena allora di Francesi
e di Provenzali, da' quali la lingua nostra
prese una infinita di vocaboli.
Ihr erstes
auffkommen/ und gleichsam ihre Jugend
ist gewesen um das Jahr Christi 1300/
da Dantes, Petrarcha und Boccacius gelebt
haben/ als die ersten Triumveiri, unter
den Italiannischen Poeten. Diese drey
haben nach Melchioris Inchoveri Meinung
angefangen die gemeine Sprache außzu-
üben/ so woll in loser als gebundener
Rede/ weil sie sich nicht getrauet in der
Lateinischen Sprache etwas tüchtiges
außzurichten/ da alles damahls in voller
barbarie war: Wiewoll Petrarcha noch
am meisten darin gethan und als ein un-

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Poeterey.
gen unterworffen. Die Toſcaner haben
doch mehr Zierlichkeit als die Roͤmer be-
halten/ welche jederzeit von frembden
Gaͤſten ſind verunruhiget worden. Aber
der Toſcaner Sprache iſt gleichwoll mit
den Frantzoͤſiſchen Woͤrtern der Provincia-
lium
erfuͤllet geweſen/ wie Al. Taſſon an
vorehrwehntem Ohrte ſaget: Firenze
in particulare era piena allora di Franceſi
e di Provenzali, da’ quali la lingua noſtra
preſe una infinità di vocaboli.
Ihr erſtes
auffkommen/ und gleichſam ihre Jugend
iſt geweſen um das Jahr Chriſti 1300/
da Dantes, Petrarcha und Boccacius gelebt
haben/ als die erſten Triumvîri, unter
den Italiāniſchen Poeten. Dieſe drey
haben nach Melchioris Inchoveri Meinung
angefangen die gemeine Sprache außzu-
uͤben/ ſo woll in loſer als gebundener
Rede/ weil ſie ſich nicht getrauet in der
Lateiniſchen Sprache etwas tuͤchtiges
außzurichten/ da alles damahls in voller
barbarie war: Wiewoll Petrarcha noch
am meiſten darin gethan und als ein un-

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[185/0197] Poeterey. gen unterworffen. Die Toſcaner haben doch mehr Zierlichkeit als die Roͤmer be- halten/ welche jederzeit von frembden Gaͤſten ſind verunruhiget worden. Aber der Toſcaner Sprache iſt gleichwoll mit den Frantzoͤſiſchen Woͤrtern der Provincia- lium erfuͤllet geweſen/ wie Al. Taſſon an vorehrwehntem Ohrte ſaget: Firenze in particulare era piena allora di Franceſi e di Provenzali, da’ quali la lingua noſtra preſe una infinità di vocaboli. Ihr erſtes auffkommen/ und gleichſam ihre Jugend iſt geweſen um das Jahr Chriſti 1300/ da Dantes, Petrarcha und Boccacius gelebt haben/ als die erſten Triumvîri, unter den Italiāniſchen Poeten. Dieſe drey haben nach Melchioris Inchoveri Meinung angefangen die gemeine Sprache außzu- uͤben/ ſo woll in loſer als gebundener Rede/ weil ſie ſich nicht getrauet in der Lateiniſchen Sprache etwas tuͤchtiges außzurichten/ da alles damahls in voller barbarie war: Wiewoll Petrarcha noch am meiſten darin gethan und als ein un- ver- m 5

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/197>, abgerufen am 23.11.2024.