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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Poeterey.
sie gleich ist/ und ihrer Mutter an Zier-
lichkeit nicht zu vergleichen/ so haben doch
die Italiäner/ diese ihre neue bastard-
Rede/ durch einen wunderlichen Trieb der
Natur immer höher gehalten/ als die
auffrichtige alte Lateinische Sprache/ die
sie doch in die Welt gebracht/ und diesel-
be andre Völcker gelehret. Denn da sie
dieselbe billig zu ihrem alten Stande zu
bringen sich hantten bemühen sollen/ so
haben sie noch mehr frembde Redensar-
ten von andern Völckern dazu gebettelt/
und durch diese Vermischung zierlicher
zu machen gemeinet. Francisc. Floridus
Sabinus lib. 1. succisiu:
klaget sehr über diese
Thorheit seiner Landsleute/ und führet
dessen Ursach an/ wie auch Melchior In-
chofer in Historia Sacrae Latinitatis lib. 3.
cap.
10. welche hierüber können nachgele-
sen werden. Es sein auch etliche auff die-
se Gedancken kommen/ daß sie die gemeine
Italiänische Sprache in öffentlichen
Schrifften erhoben und der Lateinischen
vorgezogen/ als Joannes Baptista Evan-

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Poeterey.
ſie gleich iſt/ und ihrer Mutter an Zier-
lichkeit nicht zu vergleichen/ ſo haben doch
die Italiaͤner/ dieſe ihre neue baſtard-
Rede/ durch einen wunderlichen Trieb der
Natur immer hoͤher gehalten/ als die
auffrichtige alte Lateiniſche Sprache/ die
ſie doch in die Welt gebracht/ und dieſel-
be andre Voͤlcker gelehret. Denn da ſie
dieſelbe billig zu ihrem alten Stande zu
bringen ſich hātten bemuͤhen ſollen/ ſo
haben ſie noch mehr frembde Redensar-
ten von andern Voͤlckern dazu gebettelt/
und durch dieſe Vermiſchung zierlicher
zu machen gemeinet. Franciſc. Floridus
Sabinus lib. 1. ſucciſiu:
klaget ſehr uͤber dieſe
Thorheit ſeiner Landsleute/ und fuͤhret
deſſen Urſach an/ wie auch Melchior In-
chofer in Hiſtoria Sacræ Latinitatis lib. 3.
cap.
10. welche hieruͤber koͤnnen nachgele-
ſen werden. Es ſein auch etliche auff die-
ſe Gedancken kommen/ daß ſie die gemeine
Italiaͤniſche Sprache in oͤffentlichen
Schrifften erhoben und der Lateiniſchen
vorgezogen/ als Joannes Baptiſta Evan-

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[183/0195] Poeterey. ſie gleich iſt/ und ihrer Mutter an Zier- lichkeit nicht zu vergleichen/ ſo haben doch die Italiaͤner/ dieſe ihre neue baſtard- Rede/ durch einen wunderlichen Trieb der Natur immer hoͤher gehalten/ als die auffrichtige alte Lateiniſche Sprache/ die ſie doch in die Welt gebracht/ und dieſel- be andre Voͤlcker gelehret. Denn da ſie dieſelbe billig zu ihrem alten Stande zu bringen ſich hātten bemuͤhen ſollen/ ſo haben ſie noch mehr frembde Redensar- ten von andern Voͤlckern dazu gebettelt/ und durch dieſe Vermiſchung zierlicher zu machen gemeinet. Franciſc. Floridus Sabinus lib. 1. ſucciſiu: klaget ſehr uͤber dieſe Thorheit ſeiner Landsleute/ und fuͤhret deſſen Urſach an/ wie auch Melchior In- chofer in Hiſtoria Sacræ Latinitatis lib. 3. cap. 10. welche hieruͤber koͤnnen nachgele- ſen werden. Es ſein auch etliche auff die- ſe Gedancken kommen/ daß ſie die gemeine Italiaͤniſche Sprache in oͤffentlichen Schrifften erhoben und der Lateiniſchen vorgezogen/ als Joannes Baptiſta Evan- ge- m 4

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/195>, abgerufen am 27.04.2024.