Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.der Teutschen Sprache. den: so haben sich zwar einige tiefsehendeLeute gefunden/ welche die Hebroeische Spra- che gar der Natur gemanß halten; daß sie auch meinen/ es werden die Buchstaben derselben/ wann man sie außspricht/ mit eben solcher Figur von der Zungen im Halse gebildet/ davon sie schon einen ana- tomischen Abriß gegeben. Der jüngere Helmontius hat hievon ein eigen Buch ge- schrieben/ dessen Titul: Delineatio Alpha- beti vere naturalis Hebraici, wor in man die- se mehr als Cabalistische Heimlichkeiten wei- ter nachsehen kan Die Rabbinen haben ih- nen eingebildet/ sie könten am Himmel die Hebroeische Buchstaben in den Ster- nen abgebildet lesen/ davon mit mehren Claude Duret in seiner Histoire des Langues, und insonderheit Gaffarel in seinen curieusi- tez inouyies, handelt. Wir mißgönnen nie- mand seine Einfälle: So aber auf die- sen Grund etwas zu trauen/ so ist unter allen Sprachen keine eintzige/ die der Teutschen hierin vorgehet/ welches der Herr Schottel in seinen Lobreden von der Teut- a 4
der Teutſchen Sprache. den: ſo haben ſich zwar einige tiefſehendeLeute gefundē/ welche die Hebrœiſche Spra- che gar der Natur gemāß halten; daß ſie auch meinen/ es werden die Buchſtaben derſelben/ wann man ſie außſpricht/ mit eben ſolcher Figur von der Zungen im Halſe gebildet/ davon ſie ſchon einen ana- tomiſchen Abriß gegeben. Der juͤngere Helmontius hat hievon ein eigen Buch ge- ſchrieben/ deſſen Titul: Delineatio Alpha- beti verè naturalis Hebraici, wor in man die- ſe mehr als Cabaliſtiſche Heimlichkeitē wei- ter nachſehen kan Die Rabbinen haben ih- nen eingebildet/ ſie koͤnten am Himmel die Hebrœiſche Buchſtaben in den Ster- nen abgebildet leſen/ davon mit mehren Claude Duret in ſeiner Hiſtoire des Langues, und inſonderheit Gaffarel in ſeinen curieuſi- tez inouyies, handelt. Wir mißgoͤnnen nie- mand ſeine Einfaͤlle: So aber auf die- ſen Grund etwas zu trauen/ ſo iſt unter allen Sprachen keine eintzige/ die der Teutſchen hierin vorgehet/ welches der Herr Schottel in ſeinē Lobreden von der Teut- a 4
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Leute gefundē/ welche die Hebrœiſche Spra-
che gar der Natur gemāß halten; daß ſie
auch meinen/ es werden die Buchſtaben
derſelben/ wann man ſie außſpricht/ mit
eben ſolcher Figur von der Zungen im
Halſe gebildet/ davon ſie ſchon einen ana-
tomiſchen Abriß gegeben. Der juͤngere
Helmontius hat hievon ein eigen Buch ge-
ſchrieben/ deſſen Titul: Delineatio Alpha-
beti verè naturalis Hebraici, wor in man die-
ſe mehr als Cabaliſtiſche Heimlichkeitē wei-
ter nachſehen kan Die Rabbinen haben ih-
nen eingebildet/ ſie koͤnten am Himmel
die Hebrœiſche Buchſtaben in den Ster-
nen abgebildet leſen/ davon mit mehren
Claude Duret in ſeiner Hiſtoire des Langues,
und inſonderheit Gaffarel in ſeinen curieuſi-
tez inouyies, handelt. Wir mißgoͤnnen nie-
mand ſeine Einfaͤlle: So aber auf die-
ſen Grund etwas zu trauen/ ſo iſt unter
allen Sprachen keine eintzige/ die der
Teutſchen hierin vorgehet/ welches der
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/19>, abgerufen am 16.02.2025. |