Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Poeterey.
wurde/ habe man alles daran verwun-
dert/ ehe man seinen Nahmen gehöret:
So bald aber dieser kund worden/ habe
man alles getadelt/ und wäre nichts gu-
tes daran gewesen. So seltzam fällt
bißweilen das Uhrtheil der Leute! Nach
seinem Tode aber hat man mehr Wercks
vom ihm gemacht/ und auch die gering-
sten Zeilen von ihm in dem grösten Wehrt
gehalten. Der gelahrte Bischoff Godeau,
welcher selbst die Psalmen Davids in die
sauberste und zierlichste Frantzösische Ver-
se gebracht/ hat zu seinem Lobe eine eige-
ne Schrifft auffgesetzet/ worin er ihn nen-
net l' honeur de son siecle, les delices des
Rois, l' amour des Muses, & l'un de leurs
plus accomplis chef-d' oeuvres.
Der be-
rühmte Menage, welcher selbst die zierlich-
sten Frantzösischen Verse geschrieben/
hat des Malherbe Verse mit einem ansehn-
lichen Commentario beehret/ welcher in der
Vorrede eines Mr. Chevreau gedencket/
der gleichfals über diese Poemata Anmer-
ckungen geschrieben. Der Herr Menage

scheuet
l 5

Poeterey.
wurde/ habe man alles daran verwun-
dert/ ehe man ſeinen Nahmen gehoͤret:
So bald aber dieſer kund worden/ habe
man alles getadelt/ und waͤre nichts gu-
tes daran geweſen. So ſeltzam faͤllt
bißweilen das Uhrtheil der Leute! Nach
ſeinem Tode aber hat man mehr Wercks
vom ihm gemacht/ und auch die gering-
ſten Zeilen von ihm in dem groͤſten Wehrt
gehalten. Der gelahrte Biſchoff Godeau,
welcher ſelbſt die Pſalmen Davids in die
ſauberſte und zierlichſte Frantzoͤſiſche Ver-
ſe gebracht/ hat zu ſeinem Lobe eine eige-
ne Schrifft auffgeſetzet/ worin er ihn nen-
net l’ honeur de ſon ſiecle, les delices des
Rois, l’ amour des Muſes, & l’un de leurs
plus accomplis chef-d’ oeuvres.
Der be-
ruͤhmte Menage, welcher ſelbſt die zierlich-
ſten Frantzoͤſiſchen Verſe geſchrieben/
hat des Malherbe Verſe mit einem anſehn-
lichen Commentario beehret/ welcher in der
Vorrede eines Mr. Chevreau gedencket/
der gleichfals uͤber dieſe Poemata Anmer-
ckungen geſchrieben. Der Herr Menage

ſcheuet
l 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0181" n="169"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Poeterey.</hi></fw><lb/>
wurde/ habe man alles daran verwun-<lb/>
dert/ ehe man &#x017F;einen Nahmen geho&#x0364;ret:<lb/>
So bald aber die&#x017F;er kund worden/ habe<lb/>
man alles getadelt/ und wa&#x0364;re nichts gu-<lb/>
tes daran gewe&#x017F;en. So &#x017F;eltzam fa&#x0364;llt<lb/>
bißweilen das Uhrtheil der Leute! Nach<lb/>
&#x017F;einem Tode aber hat man mehr Wercks<lb/>
vom ihm gemacht/ und auch die gering-<lb/>
&#x017F;ten Zeilen von ihm in dem gro&#x0364;&#x017F;ten Wehrt<lb/>
gehalten. Der gelahrte Bi&#x017F;choff <hi rendition="#aq">Godeau,</hi><lb/>
welcher &#x017F;elb&#x017F;t die P&#x017F;almen Davids in die<lb/>
&#x017F;auber&#x017F;te und zierlich&#x017F;te Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Ver-<lb/>
&#x017F;e gebracht/ hat zu &#x017F;einem Lobe eine eige-<lb/>
ne Schrifft auffge&#x017F;etzet/ worin er ihn nen-<lb/>
net <hi rendition="#aq">l&#x2019; honeur de &#x017F;on &#x017F;iecle, les delices des<lb/>
Rois, l&#x2019; amour des Mu&#x017F;es, &amp; l&#x2019;un de leurs<lb/>
plus accomplis chef-d&#x2019; oeuvres.</hi> Der be-<lb/>
ru&#x0364;hmte <hi rendition="#aq">Menage,</hi> welcher &#x017F;elb&#x017F;t die zierlich-<lb/>
&#x017F;ten Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Ver&#x017F;e ge&#x017F;chrieben/<lb/>
hat des <hi rendition="#aq">Malherbe</hi> Ver&#x017F;e mit einem an&#x017F;ehn-<lb/>
lichen <hi rendition="#aq">Commentario</hi> beehret/ welcher in der<lb/>
Vorrede eines <hi rendition="#aq">Mr. Chevreau</hi> gedencket/<lb/>
der gleichfals u&#x0364;ber die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Poemata</hi> Anmer-<lb/>
ckungen ge&#x017F;chrieben. Der Herr <hi rendition="#aq">Menage</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">l 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;cheuet</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0181] Poeterey. wurde/ habe man alles daran verwun- dert/ ehe man ſeinen Nahmen gehoͤret: So bald aber dieſer kund worden/ habe man alles getadelt/ und waͤre nichts gu- tes daran geweſen. So ſeltzam faͤllt bißweilen das Uhrtheil der Leute! Nach ſeinem Tode aber hat man mehr Wercks vom ihm gemacht/ und auch die gering- ſten Zeilen von ihm in dem groͤſten Wehrt gehalten. Der gelahrte Biſchoff Godeau, welcher ſelbſt die Pſalmen Davids in die ſauberſte und zierlichſte Frantzoͤſiſche Ver- ſe gebracht/ hat zu ſeinem Lobe eine eige- ne Schrifft auffgeſetzet/ worin er ihn nen- net l’ honeur de ſon ſiecle, les delices des Rois, l’ amour des Muſes, & l’un de leurs plus accomplis chef-d’ oeuvres. Der be- ruͤhmte Menage, welcher ſelbſt die zierlich- ſten Frantzoͤſiſchen Verſe geſchrieben/ hat des Malherbe Verſe mit einem anſehn- lichen Commentario beehret/ welcher in der Vorrede eines Mr. Chevreau gedencket/ der gleichfals uͤber dieſe Poemata Anmer- ckungen geſchrieben. Der Herr Menage ſcheuet l 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/181
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/181>, abgerufen am 28.04.2024.