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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Poeterey.
die Hoffsprache/ jenen aber die Baurspra-
che zu. Diese Zierlichkeit ist durch alle
Zeiten geblieben/ wiewoll sie von Jahren
zu Jahren sich in etwas geändert. Und
diß war eben die Ursache/ warum sie Romani,
Romains
und ihre Sprache Roman ist ge-
nant worden/ und daß die Könige sich an-
fangs Roys des Francois & des Romains
geschrieben. Nachgehends wie die Go-
then und andre Nordische Völcker alles
überströmten/ haben sie die Sprache in
so weit geändert/ daß man dennoch die
Fußstapffen der alten Lateinischen
sehn können/ die aber mit der Fremb-
den sehr gemischt war/ da sie lingua Ro-
mana Rustica
genant worden. Welche
Sprache hernach geblieben; darin noch
das formular des Eides zwischen Carolo Cal-
vo,
und Ludovico Germanico verfasset/ das
Nitardus lib. 3. erwehnet und Marqurdus
Freherus
mit Anmerckungen herauß ge-
geben. Diese Römische Sprach ist die
Provencal Sprache auch genennet wor-
den/ und die Völcker/ die sich deren ge-

braucht

Poeterey.
die Hoffſprache/ jenen aber die Baurſpra-
che zu. Dieſe Zierlichkeit iſt durch alle
Zeiten geblieben/ wiewoll ſie von Jahren
zu Jahren ſich in etwas geaͤndert. Und
diß war ebē die Urſache/ warum ſie Romani,
Romains
und ihre Sprache Roman iſt ge-
nant worden/ und daß die Koͤnige ſich an-
fangs Roys des François & des Romains
geſchrieben. Nachgehends wie die Go-
then und andre Nordiſche Voͤlcker alles
uͤberſtroͤmten/ haben ſie die Sprache in
ſo weit geaͤndert/ daß man dennoch die
Fußſtapffen der alten Lateiniſchen
ſehn koͤnnen/ die aber mit der Fremb-
den ſehr gemiſcht war/ da ſie lingua Ro-
mana Ruſtica
genant worden. Welche
Sprache hernach geblieben; darin noch
das formular des Eides zwiſchē Carolo Cal-
vo,
und Ludovico Germanico verfaſſet/ das
Nitardus lib. 3. erwehnet und Marqurdus
Freherus
mit Anmerckungen herauß ge-
geben. Dieſe Roͤmiſche Sprach iſt die
Provençal Sprache auch genennet wor-
den/ und die Voͤlcker/ die ſich deren ge-

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[157/0169] Poeterey. die Hoffſprache/ jenen aber die Baurſpra- che zu. Dieſe Zierlichkeit iſt durch alle Zeiten geblieben/ wiewoll ſie von Jahren zu Jahren ſich in etwas geaͤndert. Und diß war ebē die Urſache/ warum ſie Romani, Romains und ihre Sprache Roman iſt ge- nant worden/ und daß die Koͤnige ſich an- fangs Roys des François & des Romains geſchrieben. Nachgehends wie die Go- then und andre Nordiſche Voͤlcker alles uͤberſtroͤmten/ haben ſie die Sprache in ſo weit geaͤndert/ daß man dennoch die Fußſtapffen der alten Lateiniſchen ſehn koͤnnen/ die aber mit der Fremb- den ſehr gemiſcht war/ da ſie lingua Ro- mana Ruſtica genant worden. Welche Sprache hernach geblieben; darin noch das formular des Eides zwiſchē Carolo Cal- vo, und Ludovico Germanico verfaſſet/ das Nitardus lib. 3. erwehnet und Marqurdus Freherus mit Anmerckungen herauß ge- geben. Dieſe Roͤmiſche Sprach iſt die Provençal Sprache auch genennet wor- den/ und die Voͤlcker/ die ſich deren ge- braucht

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/169>, abgerufen am 25.11.2024.