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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das I. Cap. Von der Frantzosen
erste den er herbey bringet ist Mr. Eustace
welcher zu Friderici Barbarossae Zeiten
im Jahr 1155. gelebet. Sie sein aber
fast alle Provinciales, welche vor allen andern
in Franckreich jeder zeit den grösten Ruhm
gehabt/ welcher Leben in einem absonder-
lichen Buch Johannes Nostredamus be-
schrieben. Diese Poetae Provinciales wur-
den die jenigen genant/ welche in Aquitanien
wohnten/ und zu Tolosa ihre Versamlung
hatten. Denn seit dem Aquitanien den
titul eines Königreichs gehabt/ ist Tolosa
die Hauptstadt gewesen/ und hat man
daselbst alle Zierlichkeit des gantzen Landes
gehabt. Sie war gleichsam eine Quel-
le/ worauß das gantze Land geschöpfet.
Es ist bekant/ was schon Ausonius ihr vor
Lobsprüche geschrieben. Strabo lib. 4. schreibt
von den Aquitaniern/ dz sie vor keine barba-
ren
zu halten/ sondern fast alle die Römische
geschicklichkeit/ Sprache und Lebens art an
sich hätten. Der Sulpicius Sever in vita S. Mar-
tini
macht gar einen Unterscheid unter einen
Gallier und Aquitanier, und eignet diesem

die

Das I. Cap. Von der Frantzoſen
erſte den er herbey bringet iſt Mr. Euſtace
welcher zu Friderici Barbaroſſæ Zeiten
im Jahr 1155. gelebet. Sie ſein aber
faſt alle Provinciales, welche vor allē andeꝛn
in Franckreich jeder zeit den groͤſten Ruhm
gehabt/ welcher Leben in einem abſonder-
lichen Buch Johannes Noſtredamus be-
ſchrieben. Dieſe Poëtæ Provinciales wur-
den die jenigen genant/ welche in Aquitanien
wohnten/ und zu Toloſa ihre Verſamlung
hatten. Denn ſeit dem Aquitanien den
titul eines Koͤnigreichs gehabt/ iſt Toloſa
die Hauptſtadt geweſen/ und hat man
daſelbſt alle Zierlichkeit des gantzen Landes
gehabt. Sie war gleichſam eine Quel-
le/ worauß das gantze Land geſchoͤpfet.
Es iſt bekant/ was ſchon Auſonius ihr vor
Lobſpruͤche geſchriebē. Strabo lib. 4. ſchreibt
von den Aquitaniern/ dz ſie vor keine barba-
ren
zu halten/ ſondeꝛn faſt alle die Roͤmiſche
geſchicklichkeit/ Sprache und Lebens art an
ſich haͤttē. Der Sulpicius Severꝰ in vitâ S. Mar-
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Gallier und Aquitanier, und eignet dieſem

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[156/0168] Das I. Cap. Von der Frantzoſen erſte den er herbey bringet iſt Mr. Euſtace welcher zu Friderici Barbaroſſæ Zeiten im Jahr 1155. gelebet. Sie ſein aber faſt alle Provinciales, welche vor allē andeꝛn in Franckreich jeder zeit den groͤſten Ruhm gehabt/ welcher Leben in einem abſonder- lichen Buch Johannes Noſtredamus be- ſchrieben. Dieſe Poëtæ Provinciales wur- den die jenigen genant/ welche in Aquitanien wohnten/ und zu Toloſa ihre Verſamlung hatten. Denn ſeit dem Aquitanien den titul eines Koͤnigreichs gehabt/ iſt Toloſa die Hauptſtadt geweſen/ und hat man daſelbſt alle Zierlichkeit des gantzen Landes gehabt. Sie war gleichſam eine Quel- le/ worauß das gantze Land geſchoͤpfet. Es iſt bekant/ was ſchon Auſonius ihr vor Lobſpruͤche geſchriebē. Strabo lib. 4. ſchreibt von den Aquitaniern/ dz ſie vor keine barba- ren zu halten/ ſondeꝛn faſt alle die Roͤmiſche geſchicklichkeit/ Sprache und Lebens art an ſich haͤttē. Der Sulpicius Severꝰ in vitâ S. Mar- tini macht gar einen Unterſcheid unter einē Gallier und Aquitanier, und eignet dieſem die

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/168>, abgerufen am 28.04.2024.