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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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der Buchstaben.
geleget/ und auff einen gewissen Voca-
lem
oder Diphthongum ihre Stimme
gleichsam gegründet sey/ welcher zum
theil auch in den Wörtern zu finden/
womit man ihre Stimme zu bezeichnen
pflegt/ auch in einem jeglichem Thiere
dieselbige auff einen Vocalem sich grün-
dende Stimme nach gewisser außdrückung
ihres Verlangens in verwandte Vocales ge-
anndert werde. Ein Schwabe und Spani-
er verändern alles in ein a oder o, ein Hol-
lander und Frantzose lieben die gelinde Vo-
cales.
Die Consonantes werden auch in ein-
ander verwandelt/ nachdem sie ihnen un-
tereinander verwandt/ oder von einem or-
gano
gebildet werden/ und den Völckern
sie angebohren seyn/ wie denn eine
jegliche Sprache ihre eigene Consonan-
tes
hat/ welche sie vor allen andern be-
liebet. Bey etlichen Völckern/ die auff
den Wollaut viel geben/ oder praecipi-
tant
in reden seyn/ wird man eine grosse
irregularität in den Veränderungen
finden. Wie bey den Frantzosen/ wel-

che

der Buchſtaben.
geleget/ und auff einen gewiſſen Voca-
lem
oder Diphthongum ihre Stimme
gleichſam gegruͤndet ſey/ welcher zum
theil auch in den Woͤrtern zu finden/
womit man ihre Stimme zu bezeichnen
pflegt/ auch in einem jeglichem Thiere
dieſelbige auff einen Vocalem ſich gruͤn-
dende Stim̃e nach gewiſſer außdruͤckung
ihres Verlangẽs in verwandte Vocales ge-
āndert werde. Ein Schwabe und Spani-
er veraͤndern alles in ein a oder o, ein Hol-
lander und Frantzoſe lieben die gelinde Vo-
cales.
Die Conſonantes werden auch in ein-
ander verwandelt/ nachdem ſie ihnen un-
tereinander verwandt/ oder von einem or-
gano
gebildet werden/ und den Voͤlckern
ſie angebohren ſeyn/ wie denn eine
jegliche Sprache ihre eigene Conſonan-
tes
hat/ welche ſie vor allen andern be-
liebet. Bey etlichen Voͤlckern/ die auff
den Wollaut viel geben/ oder præcipi-
tant
in reden ſeyn/ wird man eine groſſe
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[111/0123] der Buchſtaben. geleget/ und auff einen gewiſſen Voca- lem oder Diphthongum ihre Stimme gleichſam gegruͤndet ſey/ welcher zum theil auch in den Woͤrtern zu finden/ womit man ihre Stimme zu bezeichnen pflegt/ auch in einem jeglichem Thiere dieſelbige auff einen Vocalem ſich gruͤn- dende Stim̃e nach gewiſſer außdruͤckung ihres Verlangẽs in verwandte Vocales ge- āndert werde. Ein Schwabe und Spani- er veraͤndern alles in ein a oder o, ein Hol- lander und Frantzoſe lieben die gelinde Vo- cales. Die Conſonantes werden auch in ein- ander verwandelt/ nachdem ſie ihnen un- tereinander verwandt/ oder von einem or- gano gebildet werden/ und den Voͤlckern ſie angebohren ſeyn/ wie denn eine jegliche Sprache ihre eigene Conſonan- tes hat/ welche ſie vor allen andern be- liebet. Bey etlichen Voͤlckern/ die auff den Wollaut viel geben/ oder præcipi- tant in reden ſeyn/ wird man eine groſſe irregularitaͤt in den Veraͤnderungen finden. Wie bey den Frantzoſen/ wel- che

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/123>, abgerufen am 25.11.2024.