Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von dem Teutschen.
vorzunehmen: wie bey denen/ die in öf-
fentlichen Reden gebrauchet werden. A-
ber hievon kan allhie nicht geredet wer-
den. Wenn ich auch die üblichen Wörter
in der Lateinische Sprache ansehe/ wie
viel seyn derer die ohne Veränderung
Teutsch seyn? Ist nicht honos und hohn
gleich? Denn das Wort ist bey den La-
teinern mediae significationis, wie das Wort
dolus. Honos malus ist so viel als inju-
ria.
Siehe Gell lib. 12. c. 9. und Lauren-
berg. in Antiquario. Duo
und bey den Teut-
schen two oder zwo/ ist ein Wort/ und
wie Gifanius in seinem Indice Lucretiano
p.
333. bezeuget/ hat mans vor diesem im
Lateinischen einsilbig außgesprochen. Von
den andern Zahlen kan dergleichen be-
wiesen werden: In der alten Runischen
Sprache ist das Wort Eik; in der Lateini-
schen Equus: welches dasselbe bedeutet. In
der Gothischen hat man ein Wort Kaef, be-
deutet profundum. Wovon in den Lateinischen
viel Wörter abspringen/ Cavare, Cavea,
das Teutsche Kafen/ und das Griechi-

sche
d 4

von dem Teutſchen.
vorzunehmen: wie bey denen/ die in oͤf-
fentlichen Reden gebrauchet werden. A-
ber hievon kan allhie nicht geredet wer-
den. Wenn ich auch die uͤblichen Woͤrter
in der Lateiniſche Sprache anſehe/ wie
viel ſeyn derer die ohne Veraͤnderung
Teutſch ſeyn? Iſt nicht honos und hohn
gleich? Denn das Wort iſt bey den La-
teinern mediæ ſignificationis, wie das Wort
dolus. Honos malus iſt ſo viel als inju-
ria.
Siehe Gell lib. 12. c. 9. und Lauren-
berg. in Antiquario. Duo
und bey den Teut-
ſchen two oder zwo/ iſt ein Wort/ und
wie Gifanius in ſeinem Indice Lucretiano
p.
333. bezeuget/ hat mans vor dieſem im
Lateiniſchen einſilbig außgeſprochen. Von
den andern Zahlen kan dergleichen be-
wieſen werden: In der alten Runiſchen
Sprache iſt das Wort Eik; in der Lateini-
ſchen Equus: welches daſſelbe bedeutet. In
der Gothiſchen hat man ein Wort Kæf, be-
deutet profundum. Wovon in dē Lateiniſchē
viel Woͤrter abſpringen/ Cavare, Cavea,
das Teutſche Kafen/ und das Griechi-

ſche
d 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0067" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von dem Teut&#x017F;chen.</hi></fw><lb/>
vorzunehmen: wie bey denen/ die in o&#x0364;f-<lb/>
fentlichen Reden gebrauchet werden. A-<lb/>
ber hievon kan allhie nicht geredet wer-<lb/>
den. Wenn ich auch die u&#x0364;blichen Wo&#x0364;rter<lb/>
in der Lateini&#x017F;che Sprache an&#x017F;ehe/ wie<lb/>
viel &#x017F;eyn derer die ohne Vera&#x0364;nderung<lb/>
Teut&#x017F;ch &#x017F;eyn? I&#x017F;t nicht <hi rendition="#aq">honos</hi> und <hi rendition="#fr">hohn</hi><lb/>
gleich? Denn das Wort i&#x017F;t bey den La-<lb/>
teinern <hi rendition="#aq">mediæ &#x017F;ignificationis,</hi> wie das Wort<lb/><hi rendition="#aq">dolus. Honos malus</hi> i&#x017F;t &#x017F;o viel als <hi rendition="#aq">inju-<lb/>
ria.</hi> Siehe <hi rendition="#aq">Gell lib. 12. c.</hi> 9. und <hi rendition="#aq">Lauren-<lb/>
berg. in Antiquario. Duo</hi> und bey den Teut-<lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#fr">two oder zwo/</hi> i&#x017F;t ein Wort/ und<lb/>
wie <hi rendition="#aq">Gifanius</hi> in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Indice Lucretiano<lb/>
p.</hi> 333. bezeuget/ hat mans vor die&#x017F;em im<lb/>
Lateini&#x017F;chen ein&#x017F;ilbig außge&#x017F;prochen. Von<lb/>
den andern Zahlen kan dergleichen be-<lb/>
wie&#x017F;en werden: In der alten Runi&#x017F;chen<lb/>
Sprache i&#x017F;t das Wort <hi rendition="#aq">Eik;</hi> in der Lateini-<lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Equus:</hi> welches da&#x017F;&#x017F;elbe bedeutet. In<lb/>
der Gothi&#x017F;chen hat man ein Wort <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Kæf</hi>,</hi> be-<lb/>
deutet <hi rendition="#aq">profundum.</hi> Wovon in de&#x0304; Lateini&#x017F;che&#x0304;<lb/>
viel Wo&#x0364;rter ab&#x017F;pringen/ <hi rendition="#aq">Cavare, Cavea,</hi><lb/>
das Teut&#x017F;che <hi rendition="#fr">Kafen/</hi> und das Griechi-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">d 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;che</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0067] von dem Teutſchen. vorzunehmen: wie bey denen/ die in oͤf- fentlichen Reden gebrauchet werden. A- ber hievon kan allhie nicht geredet wer- den. Wenn ich auch die uͤblichen Woͤrter in der Lateiniſche Sprache anſehe/ wie viel ſeyn derer die ohne Veraͤnderung Teutſch ſeyn? Iſt nicht honos und hohn gleich? Denn das Wort iſt bey den La- teinern mediæ ſignificationis, wie das Wort dolus. Honos malus iſt ſo viel als inju- ria. Siehe Gell lib. 12. c. 9. und Lauren- berg. in Antiquario. Duo und bey den Teut- ſchen two oder zwo/ iſt ein Wort/ und wie Gifanius in ſeinem Indice Lucretiano p. 333. bezeuget/ hat mans vor dieſem im Lateiniſchen einſilbig außgeſprochen. Von den andern Zahlen kan dergleichen be- wieſen werden: In der alten Runiſchen Sprache iſt das Wort Eik; in der Lateini- ſchen Equus: welches daſſelbe bedeutet. In der Gothiſchen hat man ein Wort Kæf, be- deutet profundum. Wovon in dē Lateiniſchē viel Woͤrter abſpringen/ Cavare, Cavea, das Teutſche Kafen/ und das Griechi- ſche d 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/67
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/67>, abgerufen am 27.11.2024.