Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das II. Cap Vom Alterthum

Was die Lateinische Sprache anlan-
get/ so haben wir ein schönes Zeugnis bey
dem Dionysio Halicarnass: am Ende des
ersten Buchs/ welcher klärlich schreibt:
daß Rom von den Griechen zwar er-
bauet/ es sey aber Wunder daß ihre
Sprache durch die Vermischung der O-
picorum, Marsorum, Sabinorum, Etrusco-
rum, Brutiorum, Umbrorum, Ligurum,
Hispanorum, und Gallorum, (welche eben
aus den Celtis und Scythis hergekommen)
nicht gantz in eine Barbarische Sprache
verkehret: Er schliesset endlich darauff/
daß die Römer eine Sprache angenom-
men/ die nicht gantz Griechisch oder gantz
Barbarisch/ sondern auß beyden gemischt
gewesen. Ist also gantz falsch/ was Mel-
chior Inchofer in Historia sacrae latinita-
tis lib. 1. c. 6. behaupten wollen/ daß niemah[l]s
einige anltere Sprache in Italien gewe-
sen als die Lateinische: Denn es ist glaub-
lich/ daß lange vorher/ ehe Rom auffge-
bauet und einige Historia hat können geschrie-
ben werden/ auß Norden viel frembde

Völ-

Das II. Cap Vom Alterthum

Was die Lateiniſche Sprache anlan-
get/ ſo haben wir ein ſchoͤnes Zeugnis bey
dem Dionyſio Halicarnaſſ: am Ende des
erſten Buchs/ welcher klaͤrlich ſchreibt:
daß Rom von den Griechen zwar er-
bauet/ es ſey aber Wunder daß ihre
Sprache durch die Vermiſchung der O-
picorum, Marſorum, Sabinorum, Etruſco-
rum, Brutiorum, Umbrorum, Ligurum,
Hiſpanorum, und Gallorum, (welche eben
aus den Celtis und Scythis hergekommen)
nicht gantz in eine Barbariſche Sprache
verkehret: Er ſchlieſſet endlich darauff/
daß die Roͤmer eine Sprache angenom-
men/ die nicht gantz Griechiſch oder gantz
Barbariſch/ ſondern auß beyden gemiſcht
geweſen. Iſt alſo gantz falſch/ was Mel-
chior Inchofer in Hiſtoria ſacræ latinita-
tis lib. 1. c. 6. behauptē wollē/ daß niemah[l]s
einige ãltere Sprache in Italien gewe-
ſen als die Lateiniſche: Denn es iſt glaub-
lich/ daß lange vorher/ ehe Rom auffge-
bauet uñ einige Hiſtoria hat koͤñen geſchrie-
ben werden/ auß Norden viel frembde

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[28/0040] Das II. Cap Vom Alterthum Was die Lateiniſche Sprache anlan- get/ ſo haben wir ein ſchoͤnes Zeugnis bey dem Dionyſio Halicarnaſſ: am Ende des erſten Buchs/ welcher klaͤrlich ſchreibt: daß Rom von den Griechen zwar er- bauet/ es ſey aber Wunder daß ihre Sprache durch die Vermiſchung der O- picorum, Marſorum, Sabinorum, Etruſco- rum, Brutiorum, Umbrorum, Ligurum, Hiſpanorum, und Gallorum, (welche eben aus den Celtis und Scythis hergekommen) nicht gantz in eine Barbariſche Sprache verkehret: Er ſchlieſſet endlich darauff/ daß die Roͤmer eine Sprache angenom- men/ die nicht gantz Griechiſch oder gantz Barbariſch/ ſondern auß beyden gemiſcht geweſen. Iſt alſo gantz falſch/ was Mel- chior Inchofer in Hiſtoria ſacræ latinita- tis lib. 1. c. 6. behauptē wollē/ daß niemahls einige ãltere Sprache in Italien gewe- ſen als die Lateiniſche: Denn es iſt glaub- lich/ daß lange vorher/ ehe Rom auffge- bauet uñ einige Hiſtoria hat koͤñen geſchrie- ben werden/ auß Norden viel frembde Voͤl-

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Zitationshilfe:	Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/40>, abgerufen am 30.11.2024.

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