Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

der Teutschen Sprache
die helffte Teutscher und Gothischer Wör-
ter zu zeigen. Sie klingen aber so frembd
in unsern Ohren/ weil die künstliche Auß-
arbeitung derselben durch so viele permu-
tationes literarum
des wollauts halber/
terminationes, flexiones, compositiones,
translationes
und fremde deutungen sie fast
in eine andere form gegossen; sie hiedurch
als durch eine außländische Tracht/ die ge-
stalt der eingebohrnen verlohren/ und einen
außheimlschen Schein gewonnen. Wie jetzo
die Frantzösische einen so grossen Unterscheid
von der Lateinischen und Teutschen hat/ da-
von sie doch entsprossen: das nicht leichtlich
einer glauben würde/ der nicht beyder
Sprachen genaue wissenschafft hat: auch
die Frantzosen selber nicht/ welche viel
Wörter von der Griechischen und Lateini-
schen herziehen/ die doch warhafftig
Teutsch sein. Solches ist von Wolff-
gango Hungero
wider Bovillum zur gnü-
ge erwiesen/ und könte wider des Menagii
Origines Gallicas
und Italicas klärlich von
uns dargethan werden.

Was

der Teutſchen Sprache
die helffte Teutſcher und Gothiſcher Woͤr-
ter zu zeigen. Sie klingen aber ſo frembd
in unſern Ohren/ weil die kuͤnſtliche Auß-
arbeitung derſelben durch ſo viele permu-
tationes literarum
des wollauts halber/
terminationes, flexiones, compoſitiones,
translationes
und fremde deutungen ſie faſt
in eine andere form gegoſſen; ſie hiedurch
als durch eine außlaͤndiſche Tracht/ die ge-
ſtalt der eingebohrnen verlohren/ und einē
außheimlſchen Schein gewoñen. Wie jetzo
die Frantzoͤſiſche einē ſo groſſen Unterſcheid
von der Lateiniſchen und Teutſchen hat/ da-
von ſie doch entſproſſen: das nicht leichtlich
einer glauben wuͤrde/ der nicht beyder
Sprachen genaue wiſſenſchafft hat: auch
die Frantzoſen ſelber nicht/ welche viel
Woͤrter von der Griechiſchen und Lateini-
ſchen herziehen/ die doch warhafftig
Teutſch ſein. Solches iſt von Wolff-
gango Hungero
wider Bovillum zur gnuͤ-
ge erwieſen/ und koͤnte wider des Menagii
Origines Gallicas
und Italicas klaͤrlich von
uns dargethan werden.

Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0039" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Teut&#x017F;chen Sprache</hi></fw><lb/>
die helffte Teut&#x017F;cher und Gothi&#x017F;cher Wo&#x0364;r-<lb/>
ter zu zeigen. Sie klingen aber &#x017F;o frembd<lb/>
in un&#x017F;ern Ohren/ weil die ku&#x0364;n&#x017F;tliche Auß-<lb/>
arbeitung der&#x017F;elben durch &#x017F;o viele <hi rendition="#aq">permu-<lb/>
tationes literarum</hi> des wollauts halber/<lb/><hi rendition="#aq">terminationes, flexiones, compo&#x017F;itiones,<lb/>
translationes</hi> und fremde deutungen &#x017F;ie fa&#x017F;t<lb/>
in eine andere form gego&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;ie hiedurch<lb/>
als durch eine außla&#x0364;ndi&#x017F;che Tracht/ die ge-<lb/>
&#x017F;talt der eingebohrnen verlohren/ und eine&#x0304;<lb/>
außheiml&#x017F;chen Schein gewon&#x0303;en. Wie jetzo<lb/>
die Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che eine&#x0304; &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Unter&#x017F;cheid<lb/>
von der Lateini&#x017F;chen und Teut&#x017F;chen hat/ da-<lb/>
von &#x017F;ie doch ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en: das nicht leichtlich<lb/>
einer glauben wu&#x0364;rde/ der nicht beyder<lb/>
Sprachen genaue wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft hat: auch<lb/>
die Frantzo&#x017F;en &#x017F;elber nicht/ welche viel<lb/>
Wo&#x0364;rter von der Griechi&#x017F;chen und Lateini-<lb/>
&#x017F;chen herziehen/ die doch warhafftig<lb/>
Teut&#x017F;ch &#x017F;ein. Solches i&#x017F;t von <hi rendition="#aq">Wolff-<lb/>
gango Hungero</hi> wider <hi rendition="#aq">Bovillum</hi> zur gnu&#x0364;-<lb/>
ge erwie&#x017F;en/ und ko&#x0364;nte wider des <hi rendition="#aq">Menagii<lb/>
Origines Gallicas</hi> und <hi rendition="#aq">Italicas</hi> kla&#x0364;rlich von<lb/>
uns dargethan werden.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0039] der Teutſchen Sprache die helffte Teutſcher und Gothiſcher Woͤr- ter zu zeigen. Sie klingen aber ſo frembd in unſern Ohren/ weil die kuͤnſtliche Auß- arbeitung derſelben durch ſo viele permu- tationes literarum des wollauts halber/ terminationes, flexiones, compoſitiones, translationes und fremde deutungen ſie faſt in eine andere form gegoſſen; ſie hiedurch als durch eine außlaͤndiſche Tracht/ die ge- ſtalt der eingebohrnen verlohren/ und einē außheimlſchen Schein gewoñen. Wie jetzo die Frantzoͤſiſche einē ſo groſſen Unterſcheid von der Lateiniſchen und Teutſchen hat/ da- von ſie doch entſproſſen: das nicht leichtlich einer glauben wuͤrde/ der nicht beyder Sprachen genaue wiſſenſchafft hat: auch die Frantzoſen ſelber nicht/ welche viel Woͤrter von der Griechiſchen und Lateini- ſchen herziehen/ die doch warhafftig Teutſch ſein. Solches iſt von Wolff- gango Hungero wider Bovillum zur gnuͤ- ge erwieſen/ und koͤnte wider des Menagii Origines Gallicas und Italicas klaͤrlich von uns dargethan werden. Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/39
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/39>, abgerufen am 30.11.2024.