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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

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FÜNFTES BUCH. KAPITEL XII.
zerinnen, die bei Tafel und sonst auf Bestellung ihre Künste
producirten und die in vornehmen Häusern nicht mehr seltenen
eigenen Kapellen von Saiten- und Blasinstrumenten und Sän-
gern. Dass aber auch die vornehme Welt selbst fleissig spielte
und sang, beweist schon die Aufnahme der Musik in den Kreis
der officiell anerkannten Unterrichtsgegenstände (S. 530); und
was das Tanzen anlangt, so wurde, um von den Frauen zu
schweigen, auch manchem Consular es vorgehalten, dass er im
kleinen Zirkel sich mit Tanzvorstellungen producirt habe. -- In-
dess gegen das Ende dieser Periode zeigen mit der beginnenden
Monarchie sich auch in der Kunst die Anfänge einer besseren
Zeit. Welchen gewaltigen Aufschwung das hauptstädtische Bau
wesen durch Caesar nahm und das Reichsbauwesen nehmen
sollte, ist früher erzählt worden. Sogar im Stempelschnitt der
Münzen erscheint um das J. 700 ein bemerkenswerther Auf-
schwung: das bis dahin grösstentheils rohe und nachlässige Ge-
präge wird von da an feiner und sorgsamer behandelt.

Wir stehen am Ende der römischen Republik. Wir sahen
sie ein halbes Jahrtausend in Italien und in den Landschaften
am Mittelmeer schalten; wir sahen sie nicht durch äussere Ge-
walt, sondern durch inneren Verfall politisch und sittlich, reli-
giös und litterarisch zu Grunde gehen und der neuen Monarchie
Caesars Platz machen. Es war in der Welt, wie Caesar sie vor-
fand, viel edle Erbschaft vergangener Jahrhunderte und eine un-
endliche Fülle von Pracht und Herrlichkeit, aber wenig Geist,
noch weniger Geschmack und am wenigsten Freude im und am
Leben. Wohl war es eine alte Welt; und auch Caesars genialer
Patriotismus vermochte nicht sie wieder jung zu machen. Die
Morgenröthe kehrt nicht wieder, bevor die Nacht völlig herein-
gebrochen ist. Aber doch kam mit ihm den vielgeplagten Völ-
kern am Mittelmeer nach schwülem Mittag ein leidlicher Abend;
und als sodann nach langer geschichtlicher Nacht der neue Völ-
kertag abermals anbrach und frische Nationen in freier Selbst-
bewegung nach neuen und höheren Zielen den Lauf begannen,
da fanden sich manche darunter, in denen Caesars Same aufge-
gangen war und die ihm ihre nationale Individualität verdankten
und verdanken.




griechischer Spiele in Rom sehr wohl gehen auf jene zusammengesetzten
Spiele, die in der That mit ihrem wüsten Potpourri sich weit besser als die
eigentlich scenischen für das römische Publicum und namentlich für die
Aufführungen in Privathäusern eigneten.

FÜNFTES BUCH. KAPITEL XII.
zerinnen, die bei Tafel und sonst auf Bestellung ihre Künste
producirten und die in vornehmen Häusern nicht mehr seltenen
eigenen Kapellen von Saiten- und Blasinstrumenten und Sän-
gern. Daſs aber auch die vornehme Welt selbst fleiſsig spielte
und sang, beweist schon die Aufnahme der Musik in den Kreis
der officiell anerkannten Unterrichtsgegenstände (S. 530); und
was das Tanzen anlangt, so wurde, um von den Frauen zu
schweigen, auch manchem Consular es vorgehalten, daſs er im
kleinen Zirkel sich mit Tanzvorstellungen producirt habe. — In-
deſs gegen das Ende dieser Periode zeigen mit der beginnenden
Monarchie sich auch in der Kunst die Anfänge einer besseren
Zeit. Welchen gewaltigen Aufschwung das hauptstädtische Bau
wesen durch Caesar nahm und das Reichsbauwesen nehmen
sollte, ist früher erzählt worden. Sogar im Stempelschnitt der
Münzen erscheint um das J. 700 ein bemerkenswerther Auf-
schwung: das bis dahin gröſstentheils rohe und nachlässige Ge-
präge wird von da an feiner und sorgsamer behandelt.

Wir stehen am Ende der römischen Republik. Wir sahen
sie ein halbes Jahrtausend in Italien und in den Landschaften
am Mittelmeer schalten; wir sahen sie nicht durch äuſsere Ge-
walt, sondern durch inneren Verfall politisch und sittlich, reli-
giös und litterarisch zu Grunde gehen und der neuen Monarchie
Caesars Platz machen. Es war in der Welt, wie Caesar sie vor-
fand, viel edle Erbschaft vergangener Jahrhunderte und eine un-
endliche Fülle von Pracht und Herrlichkeit, aber wenig Geist,
noch weniger Geschmack und am wenigsten Freude im und am
Leben. Wohl war es eine alte Welt; und auch Caesars genialer
Patriotismus vermochte nicht sie wieder jung zu machen. Die
Morgenröthe kehrt nicht wieder, bevor die Nacht völlig herein-
gebrochen ist. Aber doch kam mit ihm den vielgeplagten Völ-
kern am Mittelmeer nach schwülem Mittag ein leidlicher Abend;
und als sodann nach langer geschichtlicher Nacht der neue Völ-
kertag abermals anbrach und frische Nationen in freier Selbst-
bewegung nach neuen und höheren Zielen den Lauf begannen,
da fanden sich manche darunter, in denen Caesars Same aufge-
gangen war und die ihm ihre nationale Individualität verdankten
und verdanken.




griechischer Spiele in Rom sehr wohl gehen auf jene zusammengesetzten
Spiele, die in der That mit ihrem wüsten Potpourri sich weit besser als die
eigentlich scenischen für das römische Publicum und namentlich für die
Aufführungen in Privathäusern eigneten.
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[582/0592] FÜNFTES BUCH. KAPITEL XII. zerinnen, die bei Tafel und sonst auf Bestellung ihre Künste producirten und die in vornehmen Häusern nicht mehr seltenen eigenen Kapellen von Saiten- und Blasinstrumenten und Sän- gern. Daſs aber auch die vornehme Welt selbst fleiſsig spielte und sang, beweist schon die Aufnahme der Musik in den Kreis der officiell anerkannten Unterrichtsgegenstände (S. 530); und was das Tanzen anlangt, so wurde, um von den Frauen zu schweigen, auch manchem Consular es vorgehalten, daſs er im kleinen Zirkel sich mit Tanzvorstellungen producirt habe. — In- deſs gegen das Ende dieser Periode zeigen mit der beginnenden Monarchie sich auch in der Kunst die Anfänge einer besseren Zeit. Welchen gewaltigen Aufschwung das hauptstädtische Bau wesen durch Caesar nahm und das Reichsbauwesen nehmen sollte, ist früher erzählt worden. Sogar im Stempelschnitt der Münzen erscheint um das J. 700 ein bemerkenswerther Auf- schwung: das bis dahin gröſstentheils rohe und nachlässige Ge- präge wird von da an feiner und sorgsamer behandelt. Wir stehen am Ende der römischen Republik. Wir sahen sie ein halbes Jahrtausend in Italien und in den Landschaften am Mittelmeer schalten; wir sahen sie nicht durch äuſsere Ge- walt, sondern durch inneren Verfall politisch und sittlich, reli- giös und litterarisch zu Grunde gehen und der neuen Monarchie Caesars Platz machen. Es war in der Welt, wie Caesar sie vor- fand, viel edle Erbschaft vergangener Jahrhunderte und eine un- endliche Fülle von Pracht und Herrlichkeit, aber wenig Geist, noch weniger Geschmack und am wenigsten Freude im und am Leben. Wohl war es eine alte Welt; und auch Caesars genialer Patriotismus vermochte nicht sie wieder jung zu machen. Die Morgenröthe kehrt nicht wieder, bevor die Nacht völlig herein- gebrochen ist. Aber doch kam mit ihm den vielgeplagten Völ- kern am Mittelmeer nach schwülem Mittag ein leidlicher Abend; und als sodann nach langer geschichtlicher Nacht der neue Völ- kertag abermals anbrach und frische Nationen in freier Selbst- bewegung nach neuen und höheren Zielen den Lauf begannen, da fanden sich manche darunter, in denen Caesars Same aufge- gangen war und die ihm ihre nationale Individualität verdankten und verdanken. * * griechischer Spiele in Rom sehr wohl gehen auf jene zusammengesetzten Spiele, die in der That mit ihrem wüsten Potpourri sich weit besser als die eigentlich scenischen für das römische Publicum und namentlich für die Aufführungen in Privathäusern eigneten.

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/592>, abgerufen am 24.11.2024.