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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

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REPUBLIK UND MONARCHIE.
gener Sternkalender hinzugefügt, welcher den Auf- und Unter-
gang der namhaften Gestirne nach Kalendertagen bestimmte.*
Auch auf diesem Gebiet also setzte die römische und die grie-
chische Welt sich ins Gleiche.

Dies waren die Grundlagen der Mittelmeermonarchie Cae-
sars. Zum zweitenmal war in Rom die sociale Frage zu einer Krise
gelangt, wo die Gegensätze, so wie sie aufgestellt waren, unauf-
löslich, so wie sie ausgesprochen waren, unversöhnlich nicht bloss
schienen, sondern waren. Damals war Rom dadurch gerettet
worden, dass Italien in Rom und Rom in Italien aufging und in
der neuen erweiterten und verwandelten Heimath jene alten Ge-
gensätze nicht ausgeglichen wurden, sondern wegfielen. Wieder
ward jetzt Rom dadurch gerettet, dass die Landschaften des
Mittelmeers in ihm aufgingen oder zum Aufgehen vorbereitet wur-
den; der Krieg der italischen Armen und Reichen, der in dem alten
Italien nur mit der Vernichtung der Nation endigen konnte, hatte
in dem Italien dreier Welttheile kein Schlachtfeld und keinen Sinn
mehr. Die latinischen Colonien schlossen die Kluft, die im fünften
Jahrhundert die römische Gemeinde zu verschlingen drohte; den
tieferen Riss des siebenten Jahrhunderts füllten Gaius Gracchus
und Caesars transalpinische und überseeische Colonisationen.
Für das einzige Rom hat die Geschichte nicht bloss Wunder ge-
than, sondern auch seine Wunder wiederholt und zweimal die
im Staate selbst unheilbare innere Krise dadurch geheilt, dass sie
den Staat verjüngte. Wohl ist viel Verwesung in dieser Verjün-
gung; wie die Einigung Italiens auf den Trümmern der samniti-
schen und etruskischen Nation sich vollzog, so erbaute auch die
Mittelmeermonarchie sich auf den Ruinen unzähliger einst leben-
diger und tüchtiger Staaten und Stämme; aber es ist eine Ver-
wesung, der frische und zum Theil noch heute grünende Saaten
entkeimten. Was zu Grunde ging um des neuen Gebäudes willen,
waren nur die längst schon von der nivellirenden Civilisation zum
Untergang bezeichneten secundären Nationalitäten. Caesar hat,

* Die Identität dieses vielleicht von Marcus Flavius redigirten Edicts
(Macrob. sat. 1, 14, 2) und der angeblichen Schrift Caesars von den Gestir-
nen beweist der Scherz Ciceros (Plutarch Caes. 59), dass jetzt die Leier
nach Verordnung aufgehe. -- Uebrigens wusste man schon vor Caesar,
dass das Sonnenjahr von 365 T. 6 St., das dem ägyptischen Kalender zu
Grunde lag und das er seinem Kalender zu Grunde legte, etwas zu lang an-
gesetzt sei. Die genaueste Berechnung des tropischen Jahres, die die alte
Welt kannte, die des Hipparchos, setzte dasselbe auf 365 T. 5 St. 55' 2";
die wahre Länge ist 365 T. 5 St. 48' 48".

REPUBLIK UND MONARCHIE.
gener Sternkalender hinzugefügt, welcher den Auf- und Unter-
gang der namhaften Gestirne nach Kalendertagen bestimmte.*
Auch auf diesem Gebiet also setzte die römische und die grie-
chische Welt sich ins Gleiche.

Dies waren die Grundlagen der Mittelmeermonarchie Cae-
sars. Zum zweitenmal war in Rom die sociale Frage zu einer Krise
gelangt, wo die Gegensätze, so wie sie aufgestellt waren, unauf-
löslich, so wie sie ausgesprochen waren, unversöhnlich nicht bloſs
schienen, sondern waren. Damals war Rom dadurch gerettet
worden, daſs Italien in Rom und Rom in Italien aufging und in
der neuen erweiterten und verwandelten Heimath jene alten Ge-
gensätze nicht ausgeglichen wurden, sondern wegfielen. Wieder
ward jetzt Rom dadurch gerettet, daſs die Landschaften des
Mittelmeers in ihm aufgingen oder zum Aufgehen vorbereitet wur-
den; der Krieg der italischen Armen und Reichen, der in dem alten
Italien nur mit der Vernichtung der Nation endigen konnte, hatte
in dem Italien dreier Welttheile kein Schlachtfeld und keinen Sinn
mehr. Die latinischen Colonien schlossen die Kluft, die im fünften
Jahrhundert die römische Gemeinde zu verschlingen drohte; den
tieferen Riſs des siebenten Jahrhunderts füllten Gaius Gracchus
und Caesars transalpinische und überseeische Colonisationen.
Für das einzige Rom hat die Geschichte nicht bloſs Wunder ge-
than, sondern auch seine Wunder wiederholt und zweimal die
im Staate selbst unheilbare innere Krise dadurch geheilt, daſs sie
den Staat verjüngte. Wohl ist viel Verwesung in dieser Verjün-
gung; wie die Einigung Italiens auf den Trümmern der samniti-
schen und etruskischen Nation sich vollzog, so erbaute auch die
Mittelmeermonarchie sich auf den Ruinen unzähliger einst leben-
diger und tüchtiger Staaten und Stämme; aber es ist eine Ver-
wesung, der frische und zum Theil noch heute grünende Saaten
entkeimten. Was zu Grunde ging um des neuen Gebäudes willen,
waren nur die längst schon von der nivellirenden Civilisation zum
Untergang bezeichneten secundären Nationalitäten. Caesar hat,

* Die Identität dieses vielleicht von Marcus Flavius redigirten Edicts
(Macrob. sat. 1, 14, 2) und der angeblichen Schrift Caesars von den Gestir-
nen beweist der Scherz Ciceros (Plutarch Caes. 59), daſs jetzt die Leier
nach Verordnung aufgehe. — Uebrigens wuſste man schon vor Caesar,
daſs das Sonnenjahr von 365 T. 6 St., das dem ägyptischen Kalender zu
Grunde lag und das er seinem Kalender zu Grunde legte, etwas zu lang an-
gesetzt sei. Die genaueste Berechnung des tropischen Jahres, die die alte
Welt kannte, die des Hipparchos, setzte dasselbe auf 365 T. 5 St. 55′ 2″;
die wahre Länge ist 365 T. 5 St. 48' 48″.
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[523/0533] REPUBLIK UND MONARCHIE. gener Sternkalender hinzugefügt, welcher den Auf- und Unter- gang der namhaften Gestirne nach Kalendertagen bestimmte. * Auch auf diesem Gebiet also setzte die römische und die grie- chische Welt sich ins Gleiche. Dies waren die Grundlagen der Mittelmeermonarchie Cae- sars. Zum zweitenmal war in Rom die sociale Frage zu einer Krise gelangt, wo die Gegensätze, so wie sie aufgestellt waren, unauf- löslich, so wie sie ausgesprochen waren, unversöhnlich nicht bloſs schienen, sondern waren. Damals war Rom dadurch gerettet worden, daſs Italien in Rom und Rom in Italien aufging und in der neuen erweiterten und verwandelten Heimath jene alten Ge- gensätze nicht ausgeglichen wurden, sondern wegfielen. Wieder ward jetzt Rom dadurch gerettet, daſs die Landschaften des Mittelmeers in ihm aufgingen oder zum Aufgehen vorbereitet wur- den; der Krieg der italischen Armen und Reichen, der in dem alten Italien nur mit der Vernichtung der Nation endigen konnte, hatte in dem Italien dreier Welttheile kein Schlachtfeld und keinen Sinn mehr. Die latinischen Colonien schlossen die Kluft, die im fünften Jahrhundert die römische Gemeinde zu verschlingen drohte; den tieferen Riſs des siebenten Jahrhunderts füllten Gaius Gracchus und Caesars transalpinische und überseeische Colonisationen. Für das einzige Rom hat die Geschichte nicht bloſs Wunder ge- than, sondern auch seine Wunder wiederholt und zweimal die im Staate selbst unheilbare innere Krise dadurch geheilt, daſs sie den Staat verjüngte. Wohl ist viel Verwesung in dieser Verjün- gung; wie die Einigung Italiens auf den Trümmern der samniti- schen und etruskischen Nation sich vollzog, so erbaute auch die Mittelmeermonarchie sich auf den Ruinen unzähliger einst leben- diger und tüchtiger Staaten und Stämme; aber es ist eine Ver- wesung, der frische und zum Theil noch heute grünende Saaten entkeimten. Was zu Grunde ging um des neuen Gebäudes willen, waren nur die längst schon von der nivellirenden Civilisation zum Untergang bezeichneten secundären Nationalitäten. Caesar hat, * Die Identität dieses vielleicht von Marcus Flavius redigirten Edicts (Macrob. sat. 1, 14, 2) und der angeblichen Schrift Caesars von den Gestir- nen beweist der Scherz Ciceros (Plutarch Caes. 59), daſs jetzt die Leier nach Verordnung aufgehe. — Uebrigens wuſste man schon vor Caesar, daſs das Sonnenjahr von 365 T. 6 St., das dem ägyptischen Kalender zu Grunde lag und das er seinem Kalender zu Grunde legte, etwas zu lang an- gesetzt sei. Die genaueste Berechnung des tropischen Jahres, die die alte Welt kannte, die des Hipparchos, setzte dasselbe auf 365 T. 5 St. 55′ 2″; die wahre Länge ist 365 T. 5 St. 48' 48″.

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/533>, abgerufen am 28.11.2024.