Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.REPUBLIK UND MONARCHIE. gener Sternkalender hinzugefügt, welcher den Auf- und Unter-gang der namhaften Gestirne nach Kalendertagen bestimmte.* Auch auf diesem Gebiet also setzte die römische und die grie- chische Welt sich ins Gleiche. Dies waren die Grundlagen der Mittelmeermonarchie Cae- * Die Identität dieses vielleicht von Marcus Flavius redigirten Edicts
(Macrob. sat. 1, 14, 2) und der angeblichen Schrift Caesars von den Gestir- nen beweist der Scherz Ciceros (Plutarch Caes. 59), dass jetzt die Leier nach Verordnung aufgehe. -- Uebrigens wusste man schon vor Caesar, dass das Sonnenjahr von 365 T. 6 St., das dem ägyptischen Kalender zu Grunde lag und das er seinem Kalender zu Grunde legte, etwas zu lang an- gesetzt sei. Die genaueste Berechnung des tropischen Jahres, die die alte Welt kannte, die des Hipparchos, setzte dasselbe auf 365 T. 5 St. 55' 2"; die wahre Länge ist 365 T. 5 St. 48' 48". REPUBLIK UND MONARCHIE. gener Sternkalender hinzugefügt, welcher den Auf- und Unter-gang der namhaften Gestirne nach Kalendertagen bestimmte.* Auch auf diesem Gebiet also setzte die römische und die grie- chische Welt sich ins Gleiche. Dies waren die Grundlagen der Mittelmeermonarchie Cae- * Die Identität dieses vielleicht von Marcus Flavius redigirten Edicts
(Macrob. sat. 1, 14, 2) und der angeblichen Schrift Caesars von den Gestir- nen beweist der Scherz Ciceros (Plutarch Caes. 59), daſs jetzt die Leier nach Verordnung aufgehe. — Uebrigens wuſste man schon vor Caesar, daſs das Sonnenjahr von 365 T. 6 St., das dem ägyptischen Kalender zu Grunde lag und das er seinem Kalender zu Grunde legte, etwas zu lang an- gesetzt sei. Die genaueste Berechnung des tropischen Jahres, die die alte Welt kannte, die des Hipparchos, setzte dasselbe auf 365 T. 5 St. 55′ 2″; die wahre Länge ist 365 T. 5 St. 48' 48″. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0533" n="523"/><fw place="top" type="header">REPUBLIK UND MONARCHIE.</fw><lb/> gener Sternkalender hinzugefügt, welcher den Auf- und Unter-<lb/> gang der namhaften Gestirne nach Kalendertagen bestimmte.<note place="foot" n="*">Die Identität dieses vielleicht von Marcus Flavius redigirten Edicts<lb/> (Macrob. <hi rendition="#i">sat</hi>. 1, 14, 2) und der angeblichen Schrift Caesars von den Gestir-<lb/> nen beweist der Scherz Ciceros (Plutarch <hi rendition="#i">Caes</hi>. 59), daſs jetzt die Leier<lb/> nach Verordnung aufgehe. — Uebrigens wuſste man schon vor Caesar,<lb/> daſs das Sonnenjahr von 365 T. 6 St., das dem ägyptischen Kalender zu<lb/> Grunde lag und das er seinem Kalender zu Grunde legte, etwas zu lang an-<lb/> gesetzt sei. Die genaueste Berechnung des tropischen Jahres, die die alte<lb/> Welt kannte, die des Hipparchos, setzte dasselbe auf 365 T. 5 St. 55′ 2″;<lb/> die wahre Länge ist 365 T. 5 St. 48' 48″.</note><lb/> Auch auf diesem Gebiet also setzte die römische und die grie-<lb/> chische Welt sich ins Gleiche.</p><lb/> <p>Dies waren die Grundlagen der Mittelmeermonarchie Cae-<lb/> sars. Zum zweitenmal war in Rom die sociale Frage zu einer Krise<lb/> gelangt, wo die Gegensätze, so wie sie aufgestellt waren, unauf-<lb/> löslich, so wie sie ausgesprochen waren, unversöhnlich nicht bloſs<lb/> schienen, sondern waren. Damals war Rom dadurch gerettet<lb/> worden, daſs Italien in Rom und Rom in Italien aufging und in<lb/> der neuen erweiterten und verwandelten Heimath jene alten Ge-<lb/> gensätze nicht ausgeglichen wurden, sondern wegfielen. Wieder<lb/> ward jetzt Rom dadurch gerettet, daſs die Landschaften des<lb/> Mittelmeers in ihm aufgingen oder zum Aufgehen vorbereitet wur-<lb/> den; der Krieg der italischen Armen und Reichen, der in dem alten<lb/> Italien nur mit der Vernichtung der Nation endigen konnte, hatte<lb/> in dem Italien dreier Welttheile kein Schlachtfeld und keinen Sinn<lb/> mehr. Die latinischen Colonien schlossen die Kluft, die im fünften<lb/> Jahrhundert die römische Gemeinde zu verschlingen drohte; den<lb/> tieferen Riſs des siebenten Jahrhunderts füllten Gaius Gracchus<lb/> und Caesars transalpinische und überseeische Colonisationen.<lb/> Für das einzige Rom hat die Geschichte nicht bloſs Wunder ge-<lb/> than, sondern auch seine Wunder wiederholt und zweimal die<lb/> im Staate selbst unheilbare innere Krise dadurch geheilt, daſs sie<lb/> den Staat verjüngte. Wohl ist viel Verwesung in dieser Verjün-<lb/> gung; wie die Einigung Italiens auf den Trümmern der samniti-<lb/> schen und etruskischen Nation sich vollzog, so erbaute auch die<lb/> Mittelmeermonarchie sich auf den Ruinen unzähliger einst leben-<lb/> diger und tüchtiger Staaten und Stämme; aber es ist eine Ver-<lb/> wesung, der frische und zum Theil noch heute grünende Saaten<lb/> entkeimten. Was zu Grunde ging um des neuen Gebäudes willen,<lb/> waren nur die längst schon von der nivellirenden Civilisation zum<lb/> Untergang bezeichneten secundären Nationalitäten. Caesar hat,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [523/0533]
REPUBLIK UND MONARCHIE.
gener Sternkalender hinzugefügt, welcher den Auf- und Unter-
gang der namhaften Gestirne nach Kalendertagen bestimmte. *
Auch auf diesem Gebiet also setzte die römische und die grie-
chische Welt sich ins Gleiche.
Dies waren die Grundlagen der Mittelmeermonarchie Cae-
sars. Zum zweitenmal war in Rom die sociale Frage zu einer Krise
gelangt, wo die Gegensätze, so wie sie aufgestellt waren, unauf-
löslich, so wie sie ausgesprochen waren, unversöhnlich nicht bloſs
schienen, sondern waren. Damals war Rom dadurch gerettet
worden, daſs Italien in Rom und Rom in Italien aufging und in
der neuen erweiterten und verwandelten Heimath jene alten Ge-
gensätze nicht ausgeglichen wurden, sondern wegfielen. Wieder
ward jetzt Rom dadurch gerettet, daſs die Landschaften des
Mittelmeers in ihm aufgingen oder zum Aufgehen vorbereitet wur-
den; der Krieg der italischen Armen und Reichen, der in dem alten
Italien nur mit der Vernichtung der Nation endigen konnte, hatte
in dem Italien dreier Welttheile kein Schlachtfeld und keinen Sinn
mehr. Die latinischen Colonien schlossen die Kluft, die im fünften
Jahrhundert die römische Gemeinde zu verschlingen drohte; den
tieferen Riſs des siebenten Jahrhunderts füllten Gaius Gracchus
und Caesars transalpinische und überseeische Colonisationen.
Für das einzige Rom hat die Geschichte nicht bloſs Wunder ge-
than, sondern auch seine Wunder wiederholt und zweimal die
im Staate selbst unheilbare innere Krise dadurch geheilt, daſs sie
den Staat verjüngte. Wohl ist viel Verwesung in dieser Verjün-
gung; wie die Einigung Italiens auf den Trümmern der samniti-
schen und etruskischen Nation sich vollzog, so erbaute auch die
Mittelmeermonarchie sich auf den Ruinen unzähliger einst leben-
diger und tüchtiger Staaten und Stämme; aber es ist eine Ver-
wesung, der frische und zum Theil noch heute grünende Saaten
entkeimten. Was zu Grunde ging um des neuen Gebäudes willen,
waren nur die längst schon von der nivellirenden Civilisation zum
Untergang bezeichneten secundären Nationalitäten. Caesar hat,
* Die Identität dieses vielleicht von Marcus Flavius redigirten Edicts
(Macrob. sat. 1, 14, 2) und der angeblichen Schrift Caesars von den Gestir-
nen beweist der Scherz Ciceros (Plutarch Caes. 59), daſs jetzt die Leier
nach Verordnung aufgehe. — Uebrigens wuſste man schon vor Caesar,
daſs das Sonnenjahr von 365 T. 6 St., das dem ägyptischen Kalender zu
Grunde lag und das er seinem Kalender zu Grunde legte, etwas zu lang an-
gesetzt sei. Die genaueste Berechnung des tropischen Jahres, die die alte
Welt kannte, die des Hipparchos, setzte dasselbe auf 365 T. 5 St. 55′ 2″;
die wahre Länge ist 365 T. 5 St. 48' 48″.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |