Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.THAPSUS. dien und Africa vorgehen. Aber jenes nach Africa bestimmteHeer schloss eine Menge geborener Spanier und zwei ganze ehe- mals pompeianische Legionen in sich; pompeianische Sympa- thien herrschten in der Armee wie in der Provinz und das unge- schickte und tyrannische Auftreten des caesarischen Statthalters war nicht geeignet sie zu beschwichtigen. Es kam förmlich zum Aufstande; Truppen und Städte ergriffen Partei für oder gegen den Statthalter; schon war es darauf und daran, dass die, welche gegen den Statthalter Caesars sich erhoben hatten, offen die Fahne des Pompeius aufsteckten; schon hatte Pompeius älterer Sohn Gnaeus, um diese günstige Wendung zu benutzen, sich von Africa nach Spanien eingeschifft, als die Desavouirung des Statthalters durch die angesehensten Caesarianer selbst und das Einschreiten des Statthalters der nördlichen Provinz den Aufstand eben noch rechtzeitig unterdrückten. Gnaeus Pompeius, der unterwegs mit einem vergeblichen Versuch sich in Mauretanien festzusetzen Zeit verloren hatte, kam zu spät; Gaius Trebonius, den Caesar nach seiner Heimkehr zur Ablösung des Cassius nach Spanien sandte (Herbst 707), fand überall unweigerlichen Gehorsam. Aber na- türlich war über diesen Irrungen von Spanien aus nichts gesche- hen, um die Organisation der Republikaner in Africa zu stören; ja es war sogar in Folge der Verwicklungen mit Longinus König Bogud von Westmauretanien, der auf Caesars Seite stand und wenigstens König Juba einige Hindernisse hätte in den Weg legen können, mit seinen Truppen nach Spanien abgerufen worden. -- Bedenklicher noch waren die Vorgänge unter den Truppen, die Caesar im südlichen Italien hatte zusammenziehen lassen, um mit ihnen nach Africa überzuschiffen. Es waren grösstentheils die alten Legionen, die in Gallien, Spanien, Thessalien Caesars Thron be- gründet hatten. Der Geist dieser Truppen war durch die Siege nicht gebessert worden und die lange Rast in Unteritalien zerrüttete sie vollständig. Die fast übermenschlichen Zumuthungen, die der Feld- ständig gewesen oder auch bei ihm zu Lehn gegangen sein; ähnlich wie um diese Zeit in dem benachbarten Numidien Cirta, wie es scheint unter Jubas Oberherrlichkeit, von dem Fürsten Massinissa besessen ward (App. 4, 54). Um 672 finden wir an Bocchus Stelle einen König Bogud (II, 318), ver- muthlich des Bocchus Sohn. Von 705 an erscheint das Reich getheilt zwi- schen dem König Bogud, der die westliche, und dem König Bocchus, der die östliche Hälfte besitzt und auf welche die seitdem gebliebene Scheidung Mauretaniens in Boguds Reich oder den Staat von Tingis und Bocchus Reich oder den Staat von Jol (Caesarea) zurückgeht (Plin. h. n. 5, 2, 19, vergl. bell. Afr. 23). Röm. Gesch. III. 27
THAPSUS. dien und Africa vorgehen. Aber jenes nach Africa bestimmteHeer schloſs eine Menge geborener Spanier und zwei ganze ehe- mals pompeianische Legionen in sich; pompeianische Sympa- thien herrschten in der Armee wie in der Provinz und das unge- schickte und tyrannische Auftreten des caesarischen Statthalters war nicht geeignet sie zu beschwichtigen. Es kam förmlich zum Aufstande; Truppen und Städte ergriffen Partei für oder gegen den Statthalter; schon war es darauf und daran, daſs die, welche gegen den Statthalter Caesars sich erhoben hatten, offen die Fahne des Pompeius aufsteckten; schon hatte Pompeius älterer Sohn Gnaeus, um diese günstige Wendung zu benutzen, sich von Africa nach Spanien eingeschifft, als die Desavouirung des Statthalters durch die angesehensten Caesarianer selbst und das Einschreiten des Statthalters der nördlichen Provinz den Aufstand eben noch rechtzeitig unterdrückten. Gnaeus Pompeius, der unterwegs mit einem vergeblichen Versuch sich in Mauretanien festzusetzen Zeit verloren hatte, kam zu spät; Gaius Trebonius, den Caesar nach seiner Heimkehr zur Ablösung des Cassius nach Spanien sandte (Herbst 707), fand überall unweigerlichen Gehorsam. Aber na- türlich war über diesen Irrungen von Spanien aus nichts gesche- hen, um die Organisation der Republikaner in Africa zu stören; ja es war sogar in Folge der Verwicklungen mit Longinus König Bogud von Westmauretanien, der auf Caesars Seite stand und wenigstens König Juba einige Hindernisse hätte in den Weg legen können, mit seinen Truppen nach Spanien abgerufen worden. — Bedenklicher noch waren die Vorgänge unter den Truppen, die Caesar im südlichen Italien hatte zusammenziehen lassen, um mit ihnen nach Africa überzuschiffen. Es waren gröſstentheils die alten Legionen, die in Gallien, Spanien, Thessalien Caesars Thron be- gründet hatten. Der Geist dieser Truppen war durch die Siege nicht gebessert worden und die lange Rast in Unteritalien zerrüttete sie vollständig. Die fast übermenschlichen Zumuthungen, die der Feld- ständig gewesen oder auch bei ihm zu Lehn gegangen sein; ähnlich wie um diese Zeit in dem benachbarten Numidien Cirta, wie es scheint unter Jubas Oberherrlichkeit, von dem Fürsten Massinissa besessen ward (App. 4, 54). Um 672 finden wir an Bocchus Stelle einen König Bogud (II, 318), ver- muthlich des Bocchus Sohn. Von 705 an erscheint das Reich getheilt zwi- schen dem König Bogud, der die westliche, und dem König Bocchus, der die östliche Hälfte besitzt und auf welche die seitdem gebliebene Scheidung Mauretaniens in Boguds Reich oder den Staat von Tingis und Bocchus Reich oder den Staat von Jol (Caesarea) zurückgeht (Plin. h. n. 5, 2, 19, vergl. bell. Afr. 23). Röm. Gesch. III. 27
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THAPSUS.
dien und Africa vorgehen. Aber jenes nach Africa bestimmte
Heer schloſs eine Menge geborener Spanier und zwei ganze ehe-
mals pompeianische Legionen in sich; pompeianische Sympa-
thien herrschten in der Armee wie in der Provinz und das unge-
schickte und tyrannische Auftreten des caesarischen Statthalters
war nicht geeignet sie zu beschwichtigen. Es kam förmlich zum
Aufstande; Truppen und Städte ergriffen Partei für oder gegen
den Statthalter; schon war es darauf und daran, daſs die, welche
gegen den Statthalter Caesars sich erhoben hatten, offen die Fahne
des Pompeius aufsteckten; schon hatte Pompeius älterer Sohn
Gnaeus, um diese günstige Wendung zu benutzen, sich von Africa
nach Spanien eingeschifft, als die Desavouirung des Statthalters
durch die angesehensten Caesarianer selbst und das Einschreiten
des Statthalters der nördlichen Provinz den Aufstand eben noch
rechtzeitig unterdrückten. Gnaeus Pompeius, der unterwegs mit
einem vergeblichen Versuch sich in Mauretanien festzusetzen Zeit
verloren hatte, kam zu spät; Gaius Trebonius, den Caesar nach
seiner Heimkehr zur Ablösung des Cassius nach Spanien sandte
(Herbst 707), fand überall unweigerlichen Gehorsam. Aber na-
türlich war über diesen Irrungen von Spanien aus nichts gesche-
hen, um die Organisation der Republikaner in Africa zu stören;
ja es war sogar in Folge der Verwicklungen mit Longinus König
Bogud von Westmauretanien, der auf Caesars Seite stand und
wenigstens König Juba einige Hindernisse hätte in den Weg legen
können, mit seinen Truppen nach Spanien abgerufen worden. —
Bedenklicher noch waren die Vorgänge unter den Truppen, die
Caesar im südlichen Italien hatte zusammenziehen lassen, um mit
ihnen nach Africa überzuschiffen. Es waren gröſstentheils die alten
Legionen, die in Gallien, Spanien, Thessalien Caesars Thron be-
gründet hatten. Der Geist dieser Truppen war durch die Siege nicht
gebessert worden und die lange Rast in Unteritalien zerrüttete sie
vollständig. Die fast übermenschlichen Zumuthungen, die der Feld-
*
* ständig gewesen oder auch bei ihm zu Lehn gegangen sein; ähnlich wie um
diese Zeit in dem benachbarten Numidien Cirta, wie es scheint unter Jubas
Oberherrlichkeit, von dem Fürsten Massinissa besessen ward (App. 4, 54).
Um 672 finden wir an Bocchus Stelle einen König Bogud (II, 318), ver-
muthlich des Bocchus Sohn. Von 705 an erscheint das Reich getheilt zwi-
schen dem König Bogud, der die westliche, und dem König Bocchus, der die
östliche Hälfte besitzt und auf welche die seitdem gebliebene Scheidung
Mauretaniens in Boguds Reich oder den Staat von Tingis und Bocchus
Reich oder den Staat von Jol (Caesarea) zurückgeht (Plin. h. n. 5, 2, 19,
vergl. bell. Afr. 23).
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