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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

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der vielen vornehmen Offiziere und Heerbegleiter, die Pompeius
zu diesem entscheidenden Schritt gedrängt hatte. Seit den Ereig-
nissen von Dyrrhachion betrachteten diese Herren den Triumph
ihrer Partei als eine ausgemachte Thatsache; bereits wurde eifrig
gehadert über die Besetzung des von Caesar innegehabten Ober-
pontificats und Aufträge nach Rom gesandt um für die nächsten
Wahlen Häuser am Markte zu miethen. Pompeius, meinten sie,
zaudere nur mit der Schlacht, um noch etwas länger über so viele
Consulare und Prätorier zu gebieten und seine Agamemnonrolle
zu verewigen. Pompeius gab nach; und also ward, fast auf der-
selben Wahlstatt, wo hundertundfunfzig Jahre zuvor die Römer
ihre Herrschaft im Osten begründet hatten (I, 531), am 9. August
706 die Schlacht von Pharsalos geschlagen. Pompeius lehnte den
rechten Flügel an den Enipeus, Caesar ihm gegenüber den linken
an das vor dem Enipeus sich ausbreitende durchschnittene Ter-
rain; die beiden anderen Flügel standen in die Ebene hinaus,
beiderseits gedeckt durch die Reiterei und die leichten Truppen.
Pompeius Absicht war sein Fussvolk möglichst zu versagen und
jedenfalls in der Vertheidigung zu halten, dagegen mit seiner Rei-
terei die schwache Reiterschaar, die, nach deutscher Art mit
leichter Infanterie gemischt, ihr gegenüberstand, zu zersprengen
und sodann Caesars rechten Flügel in den Rücken zu nehmen.
Sein Fussvolk hielt auch den ersten Stoss der feindlichen Infan-
terie muthig aus und es kam das Gefecht hier zum Stehen. La-
bienus indessen sprengte die feindliche Reiterei nach tapferem,
aber kurzem Widerstand aus einander und entwickelte sich links-
hin, um das Fussvolk zu umgehen. Aber Caesar, die Niederlage
seiner Reiterei voraussehend, hatte hinter ihr auf der bedrohten
Flanke seines rechten Flügels etwa 2000 seiner besten Legionare
aufgestellt. Wie die feindlichen Reiter, die caesarischen vor sich
hertreibend, heran und um die Linie herum jagten, prallten sie
plötzlich auf auf diese unerschrocken gegen sie anrückende Kern-
schaar und, durch den unerwarteten und ungewohnten Infanterie-
angriff* rasch in Verwirrung gebracht, sprengten sie mit ver-

* In diesen Zusammenhang gehört die bekannte Anweisung Caesars an
seine Soldaten nach den Gesichtern der feindlichen Reiter zu stossen. Die
Infanterie, welche hier in ganz irregulärer Weise offensiv gegen die Ca-
vallerie auftrat, der mit den Säbeln nicht beizukommen war, sollte ihre
Pila nicht abwerfen, sondern sie als Handspeere gegen die Reiter brauchen
und, um dieser sich besser zu erwehren, damit nach oben zu stossen (Plu-
tarch Pomp. 69. 71. Caes. 45; Appian 2, 76. 78; Flor. 2, 13; Oros. 6, 15;
irrig Frontin 4, 7, 32). Die anekdotenhafte Umwendung dieser Instruction

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der vielen vornehmen Offiziere und Heerbegleiter, die Pompeius
zu diesem entscheidenden Schritt gedrängt hatte. Seit den Ereig-
nissen von Dyrrhachion betrachteten diese Herren den Triumph
ihrer Partei als eine ausgemachte Thatsache; bereits wurde eifrig
gehadert über die Besetzung des von Caesar innegehabten Ober-
pontificats und Aufträge nach Rom gesandt um für die nächsten
Wahlen Häuser am Markte zu miethen. Pompeius, meinten sie,
zaudere nur mit der Schlacht, um noch etwas länger über so viele
Consulare und Prätorier zu gebieten und seine Agamemnonrolle
zu verewigen. Pompeius gab nach; und also ward, fast auf der-
selben Wahlstatt, wo hundertundfunfzig Jahre zuvor die Römer
ihre Herrschaft im Osten begründet hatten (I, 531), am 9. August
706 die Schlacht von Pharsalos geschlagen. Pompeius lehnte den
rechten Flügel an den Enipeus, Caesar ihm gegenüber den linken
an das vor dem Enipeus sich ausbreitende durchschnittene Ter-
rain; die beiden anderen Flügel standen in die Ebene hinaus,
beiderseits gedeckt durch die Reiterei und die leichten Truppen.
Pompeius Absicht war sein Fuſsvolk möglichst zu versagen und
jedenfalls in der Vertheidigung zu halten, dagegen mit seiner Rei-
terei die schwache Reiterschaar, die, nach deutscher Art mit
leichter Infanterie gemischt, ihr gegenüberstand, zu zersprengen
und sodann Caesars rechten Flügel in den Rücken zu nehmen.
Sein Fuſsvolk hielt auch den ersten Stoſs der feindlichen Infan-
terie muthig aus und es kam das Gefecht hier zum Stehen. La-
bienus indessen sprengte die feindliche Reiterei nach tapferem,
aber kurzem Widerstand aus einander und entwickelte sich links-
hin, um das Fuſsvolk zu umgehen. Aber Caesar, die Niederlage
seiner Reiterei voraussehend, hatte hinter ihr auf der bedrohten
Flanke seines rechten Flügels etwa 2000 seiner besten Legionare
aufgestellt. Wie die feindlichen Reiter, die caesarischen vor sich
hertreibend, heran und um die Linie herum jagten, prallten sie
plötzlich auf auf diese unerschrocken gegen sie anrückende Kern-
schaar und, durch den unerwarteten und ungewohnten Infanterie-
angriff* rasch in Verwirrung gebracht, sprengten sie mit ver-

* In diesen Zusammenhang gehört die bekannte Anweisung Caesars an
seine Soldaten nach den Gesichtern der feindlichen Reiter zu stoſsen. Die
Infanterie, welche hier in ganz irregulärer Weise offensiv gegen die Ca-
vallerie auftrat, der mit den Säbeln nicht beizukommen war, sollte ihre
Pila nicht abwerfen, sondern sie als Handspeere gegen die Reiter brauchen
und, um dieser sich besser zu erwehren, damit nach oben zu stoſsen (Plu-
tarch Pomp. 69. 71. Caes. 45; Appian 2, 76. 78; Flor. 2, 13; Oros. 6, 15;
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[394/0404] FÜNFTES BUCH. KAPITEL X. der vielen vornehmen Offiziere und Heerbegleiter, die Pompeius zu diesem entscheidenden Schritt gedrängt hatte. Seit den Ereig- nissen von Dyrrhachion betrachteten diese Herren den Triumph ihrer Partei als eine ausgemachte Thatsache; bereits wurde eifrig gehadert über die Besetzung des von Caesar innegehabten Ober- pontificats und Aufträge nach Rom gesandt um für die nächsten Wahlen Häuser am Markte zu miethen. Pompeius, meinten sie, zaudere nur mit der Schlacht, um noch etwas länger über so viele Consulare und Prätorier zu gebieten und seine Agamemnonrolle zu verewigen. Pompeius gab nach; und also ward, fast auf der- selben Wahlstatt, wo hundertundfunfzig Jahre zuvor die Römer ihre Herrschaft im Osten begründet hatten (I, 531), am 9. August 706 die Schlacht von Pharsalos geschlagen. Pompeius lehnte den rechten Flügel an den Enipeus, Caesar ihm gegenüber den linken an das vor dem Enipeus sich ausbreitende durchschnittene Ter- rain; die beiden anderen Flügel standen in die Ebene hinaus, beiderseits gedeckt durch die Reiterei und die leichten Truppen. Pompeius Absicht war sein Fuſsvolk möglichst zu versagen und jedenfalls in der Vertheidigung zu halten, dagegen mit seiner Rei- terei die schwache Reiterschaar, die, nach deutscher Art mit leichter Infanterie gemischt, ihr gegenüberstand, zu zersprengen und sodann Caesars rechten Flügel in den Rücken zu nehmen. Sein Fuſsvolk hielt auch den ersten Stoſs der feindlichen Infan- terie muthig aus und es kam das Gefecht hier zum Stehen. La- bienus indessen sprengte die feindliche Reiterei nach tapferem, aber kurzem Widerstand aus einander und entwickelte sich links- hin, um das Fuſsvolk zu umgehen. Aber Caesar, die Niederlage seiner Reiterei voraussehend, hatte hinter ihr auf der bedrohten Flanke seines rechten Flügels etwa 2000 seiner besten Legionare aufgestellt. Wie die feindlichen Reiter, die caesarischen vor sich hertreibend, heran und um die Linie herum jagten, prallten sie plötzlich auf auf diese unerschrocken gegen sie anrückende Kern- schaar und, durch den unerwarteten und ungewohnten Infanterie- angriff * rasch in Verwirrung gebracht, sprengten sie mit ver- * In diesen Zusammenhang gehört die bekannte Anweisung Caesars an seine Soldaten nach den Gesichtern der feindlichen Reiter zu stoſsen. Die Infanterie, welche hier in ganz irregulärer Weise offensiv gegen die Ca- vallerie auftrat, der mit den Säbeln nicht beizukommen war, sollte ihre Pila nicht abwerfen, sondern sie als Handspeere gegen die Reiter brauchen und, um dieser sich besser zu erwehren, damit nach oben zu stoſsen (Plu- tarch Pomp. 69. 71. Caes. 45; Appian 2, 76. 78; Flor. 2, 13; Oros. 6, 15; irrig Frontin 4, 7, 32). Die anekdotenhafte Umwendung dieser Instruction

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/404>, abgerufen am 18.12.2024.