Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

FÜNFTES BUCH. KAPITEL X.
Beispiel das so wichtige Obercommando der Flotte lieber an den
in jeder Beziehung unfähigen Bibulus als an Cato. Wenn somit
Pompeius die politische Seite seiner Stellung mit der ihm eigenen
Verkehrtheit behandelte und was an sich schon verdorben war,
nach Kräften weiter verdarb, so erfüllte er dagegen mit aner-
kennenswerthem Eifer die Pflicht seine bedeutenden, aber aufge-
lösten Streitkräfte militärisch zu organisiren. Den Kern derselben
bildeten die aus Italien mitgebrachten Truppen, aus denen mit
den Ergänzungen aus den illyrischen Kriegsgefangenen und den
in Griechenland domicilirten Römern zusammen fünf Legionen
gebildet wurden. Drei andere kamen aus dem Osten: die beiden
aus den Trümmern der Armee des Crassus gebildeten syrischen
und eine aus den zwei schwachen bisher in Kilikien stehenden
combinirte. Der Wegziehung dieser Besatzungstruppen stand
nichts im Wege, da theils die Pompeianer mit den Parthern im
Einvernehmen standen und selbst ein Bündniss mit ihnen hätten
haben können, wenn Pompeius nicht unwillig sich geweigert hätte
den geforderten Preis: die Abtretung der von ihm selbst zum
Reiche gebrachten syrischen Landschaft, dafür zu zahlen; theils
Caesars Plan zwei Legionen nach Syrien zu entsenden und durch
den in Rom gefangen gehaltenen Prinzen Aristobulos die Juden
abermals unter die Waffen zu bringen, zum Theil durch andere
Ursachen, zum Theil durch Aristobulos Tod vereitelt ward. Wei-
ter wurden aus den in Kreta und Makedonien angesiedelten ge-
dienten Soldaten eine, aus den kleinasiatischen Römern zwei
neue Legionen ausgehoben. Zu allem dem kamen 2000 Freiwil-
lige, die aus den Trümmern der spanischen Kernschaaren und
anderen ähnlichen Zuzügen hervorgingen, und endlich die Con-
tingente der Unterthanen. Wie Caesar hatte Pompeius es ver-
schmäht von denselben Infanterie zu requiriren; nur zur Küsten-
besatzung waren die epirotischen, aetolischen und thrakischen
Milizen aufgeboten und ausserdem an leichten Truppen 3000 grie-
chische und kleinasiatische Schützen und 1200 Schleuderer ange-
nommen worden. Die Reiterei dagegen bestand ausser einer aus
dem jungen Adel Roms gebildeten mehr ansehnlichen als mili-
tärisch bedeutenden Nobelgarde und den von Pompeius beritten
gemachten apulischen Hirtensclaven (S. 351) ausschliesslich aus
den Zuzügen der Unterthanen und Clienten Roms. Den Kern
bildeten die Kelten, theils von der Besatzung von Alexandreia
(S. 148), theils die Contingente des Königs Deiotarus, der trotz
seines hohen Alters an der Spitze seiner Reiter in Person er-
schienen war, und der übrigen galatischen Dynasten. Mit ihnen

FÜNFTES BUCH. KAPITEL X.
Beispiel das so wichtige Obercommando der Flotte lieber an den
in jeder Beziehung unfähigen Bibulus als an Cato. Wenn somit
Pompeius die politische Seite seiner Stellung mit der ihm eigenen
Verkehrtheit behandelte und was an sich schon verdorben war,
nach Kräften weiter verdarb, so erfüllte er dagegen mit aner-
kennenswerthem Eifer die Pflicht seine bedeutenden, aber aufge-
lösten Streitkräfte militärisch zu organisiren. Den Kern derselben
bildeten die aus Italien mitgebrachten Truppen, aus denen mit
den Ergänzungen aus den illyrischen Kriegsgefangenen und den
in Griechenland domicilirten Römern zusammen fünf Legionen
gebildet wurden. Drei andere kamen aus dem Osten: die beiden
aus den Trümmern der Armee des Crassus gebildeten syrischen
und eine aus den zwei schwachen bisher in Kilikien stehenden
combinirte. Der Wegziehung dieser Besatzungstruppen stand
nichts im Wege, da theils die Pompeianer mit den Parthern im
Einvernehmen standen und selbst ein Bündniſs mit ihnen hätten
haben können, wenn Pompeius nicht unwillig sich geweigert hätte
den geforderten Preis: die Abtretung der von ihm selbst zum
Reiche gebrachten syrischen Landschaft, dafür zu zahlen; theils
Caesars Plan zwei Legionen nach Syrien zu entsenden und durch
den in Rom gefangen gehaltenen Prinzen Aristobulos die Juden
abermals unter die Waffen zu bringen, zum Theil durch andere
Ursachen, zum Theil durch Aristobulos Tod vereitelt ward. Wei-
ter wurden aus den in Kreta und Makedonien angesiedelten ge-
dienten Soldaten eine, aus den kleinasiatischen Römern zwei
neue Legionen ausgehoben. Zu allem dem kamen 2000 Freiwil-
lige, die aus den Trümmern der spanischen Kernschaaren und
anderen ähnlichen Zuzügen hervorgingen, und endlich die Con-
tingente der Unterthanen. Wie Caesar hatte Pompeius es ver-
schmäht von denselben Infanterie zu requiriren; nur zur Küsten-
besatzung waren die epirotischen, aetolischen und thrakischen
Milizen aufgeboten und auſserdem an leichten Truppen 3000 grie-
chische und kleinasiatische Schützen und 1200 Schleuderer ange-
nommen worden. Die Reiterei dagegen bestand auſser einer aus
dem jungen Adel Roms gebildeten mehr ansehnlichen als mili-
tärisch bedeutenden Nobelgarde und den von Pompeius beritten
gemachten apulischen Hirtensclaven (S. 351) ausschlieſslich aus
den Zuzügen der Unterthanen und Clienten Roms. Den Kern
bildeten die Kelten, theils von der Besatzung von Alexandreia
(S. 148), theils die Contingente des Königs Deiotarus, der trotz
seines hohen Alters an der Spitze seiner Reiter in Person er-
schienen war, und der übrigen galatischen Dynasten. Mit ihnen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0390" n="380"/><fw place="top" type="header">FÜNFTES BUCH. KAPITEL X.</fw><lb/>
Beispiel das so wichtige Obercommando der Flotte lieber an den<lb/>
in jeder Beziehung unfähigen Bibulus als an Cato. Wenn somit<lb/>
Pompeius die politische Seite seiner Stellung mit der ihm eigenen<lb/>
Verkehrtheit behandelte und was an sich schon verdorben war,<lb/>
nach Kräften weiter verdarb, so erfüllte er dagegen mit aner-<lb/>
kennenswerthem Eifer die Pflicht seine bedeutenden, aber aufge-<lb/>
lösten Streitkräfte militärisch zu organisiren. Den Kern derselben<lb/>
bildeten die aus Italien mitgebrachten Truppen, aus denen mit<lb/>
den Ergänzungen aus den illyrischen Kriegsgefangenen und den<lb/>
in Griechenland domicilirten Römern zusammen fünf Legionen<lb/>
gebildet wurden. Drei andere kamen aus dem Osten: die beiden<lb/>
aus den Trümmern der Armee des Crassus gebildeten syrischen<lb/>
und eine aus den zwei schwachen bisher in Kilikien stehenden<lb/>
combinirte. Der Wegziehung dieser Besatzungstruppen stand<lb/>
nichts im Wege, da theils die Pompeianer mit den Parthern im<lb/>
Einvernehmen standen und selbst ein Bündni&#x017F;s mit ihnen hätten<lb/>
haben können, wenn Pompeius nicht unwillig sich geweigert hätte<lb/>
den geforderten Preis: die Abtretung der von ihm selbst zum<lb/>
Reiche gebrachten syrischen Landschaft, dafür zu zahlen; theils<lb/>
Caesars Plan zwei Legionen nach Syrien zu entsenden und durch<lb/>
den in Rom gefangen gehaltenen Prinzen Aristobulos die Juden<lb/>
abermals unter die Waffen zu bringen, zum Theil durch andere<lb/>
Ursachen, zum Theil durch Aristobulos Tod vereitelt ward. Wei-<lb/>
ter wurden aus den in Kreta und Makedonien angesiedelten ge-<lb/>
dienten Soldaten eine, aus den kleinasiatischen Römern zwei<lb/>
neue Legionen ausgehoben. Zu allem dem kamen 2000 Freiwil-<lb/>
lige, die aus den Trümmern der spanischen Kernschaaren und<lb/>
anderen ähnlichen Zuzügen hervorgingen, und endlich die Con-<lb/>
tingente der Unterthanen. Wie Caesar hatte Pompeius es ver-<lb/>
schmäht von denselben Infanterie zu requiriren; nur zur Küsten-<lb/>
besatzung waren die epirotischen, aetolischen und thrakischen<lb/>
Milizen aufgeboten und au&#x017F;serdem an leichten Truppen 3000 grie-<lb/>
chische und kleinasiatische Schützen und 1200 Schleuderer ange-<lb/>
nommen worden. Die Reiterei dagegen bestand au&#x017F;ser einer aus<lb/>
dem jungen Adel Roms gebildeten mehr ansehnlichen als mili-<lb/>
tärisch bedeutenden Nobelgarde und den von Pompeius beritten<lb/>
gemachten apulischen Hirtensclaven (S. 351) ausschlie&#x017F;slich aus<lb/>
den Zuzügen der Unterthanen und Clienten Roms. Den Kern<lb/>
bildeten die Kelten, theils von der Besatzung von Alexandreia<lb/>
(S. 148), theils die Contingente des Königs Deiotarus, der trotz<lb/>
seines hohen Alters an der Spitze seiner Reiter in Person er-<lb/>
schienen war, und der übrigen galatischen Dynasten. Mit ihnen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[380/0390] FÜNFTES BUCH. KAPITEL X. Beispiel das so wichtige Obercommando der Flotte lieber an den in jeder Beziehung unfähigen Bibulus als an Cato. Wenn somit Pompeius die politische Seite seiner Stellung mit der ihm eigenen Verkehrtheit behandelte und was an sich schon verdorben war, nach Kräften weiter verdarb, so erfüllte er dagegen mit aner- kennenswerthem Eifer die Pflicht seine bedeutenden, aber aufge- lösten Streitkräfte militärisch zu organisiren. Den Kern derselben bildeten die aus Italien mitgebrachten Truppen, aus denen mit den Ergänzungen aus den illyrischen Kriegsgefangenen und den in Griechenland domicilirten Römern zusammen fünf Legionen gebildet wurden. Drei andere kamen aus dem Osten: die beiden aus den Trümmern der Armee des Crassus gebildeten syrischen und eine aus den zwei schwachen bisher in Kilikien stehenden combinirte. Der Wegziehung dieser Besatzungstruppen stand nichts im Wege, da theils die Pompeianer mit den Parthern im Einvernehmen standen und selbst ein Bündniſs mit ihnen hätten haben können, wenn Pompeius nicht unwillig sich geweigert hätte den geforderten Preis: die Abtretung der von ihm selbst zum Reiche gebrachten syrischen Landschaft, dafür zu zahlen; theils Caesars Plan zwei Legionen nach Syrien zu entsenden und durch den in Rom gefangen gehaltenen Prinzen Aristobulos die Juden abermals unter die Waffen zu bringen, zum Theil durch andere Ursachen, zum Theil durch Aristobulos Tod vereitelt ward. Wei- ter wurden aus den in Kreta und Makedonien angesiedelten ge- dienten Soldaten eine, aus den kleinasiatischen Römern zwei neue Legionen ausgehoben. Zu allem dem kamen 2000 Freiwil- lige, die aus den Trümmern der spanischen Kernschaaren und anderen ähnlichen Zuzügen hervorgingen, und endlich die Con- tingente der Unterthanen. Wie Caesar hatte Pompeius es ver- schmäht von denselben Infanterie zu requiriren; nur zur Küsten- besatzung waren die epirotischen, aetolischen und thrakischen Milizen aufgeboten und auſserdem an leichten Truppen 3000 grie- chische und kleinasiatische Schützen und 1200 Schleuderer ange- nommen worden. Die Reiterei dagegen bestand auſser einer aus dem jungen Adel Roms gebildeten mehr ansehnlichen als mili- tärisch bedeutenden Nobelgarde und den von Pompeius beritten gemachten apulischen Hirtensclaven (S. 351) ausschlieſslich aus den Zuzügen der Unterthanen und Clienten Roms. Den Kern bildeten die Kelten, theils von der Besatzung von Alexandreia (S. 148), theils die Contingente des Königs Deiotarus, der trotz seines hohen Alters an der Spitze seiner Reiter in Person er- schienen war, und der übrigen galatischen Dynasten. Mit ihnen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/390
Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/390>, abgerufen am 15.05.2024.