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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

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POMPEIUS UND DER OSTEN.
mern in jeder Weise zu hindern bemüht war. Der Grosskönig,
um so mehr entschlossen den Frieden um jeden Preis zu er-
kaufen, erschien gleichfalls selbst im römischen Lager. Zu Pferd
und ohne Purpurgewand, aber geschmückt mit der königlichen
Stirnbinde und dem königlichen Turban hielt er an der Lager-
pforte und gab hier auf Geheiss der Lictoren, wie die römische
Lagerordnung es erheischte, sein Ross und sein Schwert ab; also
vor den römischen Feldherrn geführt, warf er nach Barbarenart
sich ihm zu Füssen und legte zum Zeichen der unbedingten Un-
terwerfung Diadem und Tiara in seine Hände. Pompeius, hoch
erfreut über den mühelosen Sieg, hob den gedemüthigten König
der Könige auf, schmückte ihn wieder mit den Abzeichen seiner
Würde und dictirte den Frieden. Ausser einer Zahlung von 9
Mill. Thlr. (6000 Talente) an die Kriegskasse und einem Ge-
schenk an die Soldaten, wovon auf jeden einzelnen 50 Denare
(14 Thlr.) kamen, trat der König alle gemachten Eroberungen
wieder ab, nicht bloss die phönikischen, syrischen, kilikischen,
kappadokischen Besitzungen, sondern auch am rechten Ufer des
Euphrat Sophene und Korduene; er ward wieder beschränkt auf
das eigentliche Armenien und mit seinem Grosskönigthum war
es von selber vorbei. Klugheit und Glück hatten sich vereinigt,
um es Pompeius möglich zu machen die beiden mächtigen Könige
von Pontus und Armenien in einem einzigen Feldzug zu unter-
werfen. Am Anfang des J. 688 stand kein römischer Soldat jen-
seit der Grenze der altrömischen Besitzungen; am Schlusse des-
selben irrte König Mithradates landflüchtig und ohne Heer in den
Schluchten des Kaukasus und sass sein Verbündeter auf dem ar-
menischen Thron nicht mehr als König der Könige, sondern als
römischer Lehnsfürst. Das gesammte kleinasiatische Gebiet west-
lich vom Euphrat gehorchte den Römern unbedingt; die siegreiche
Armee nahm ihre Winterquartiere östlich von diesem Strom auf
armenischem Boden, in der Landschaft vom obern Euphrat bis
an den Kurfluss, aus welchem damals zuerst die Italiker ihre
Rosse tränkten.

Aber das neue Gebiet, das die Römer hier betraten, erweckte
ihnen neue Kämpfe. Unwillig sahen die tapferen Völkerschaften
des mittleren und östlichen Kaukasus die fernen Occidentalen
auf ihrem Gebiete lagern. Es wohnten dort in der fruchtbaren
und wasserreichen Hochebene des heutigen Georgien die Iberer,
eine tapfere, wohlgeordnete, ackerbauende Nation, deren Ge-
schlechtergaue unter ihren Aeltesten das Land nach Feldgemein-
schaft bestellten, ohne Sondereigenthum der einzelnen Bauern.

POMPEIUS UND DER OSTEN.
mern in jeder Weise zu hindern bemüht war. Der Groſskönig,
um so mehr entschlossen den Frieden um jeden Preis zu er-
kaufen, erschien gleichfalls selbst im römischen Lager. Zu Pferd
und ohne Purpurgewand, aber geschmückt mit der königlichen
Stirnbinde und dem königlichen Turban hielt er an der Lager-
pforte und gab hier auf Geheiſs der Lictoren, wie die römische
Lagerordnung es erheischte, sein Roſs und sein Schwert ab; also
vor den römischen Feldherrn geführt, warf er nach Barbarenart
sich ihm zu Füſsen und legte zum Zeichen der unbedingten Un-
terwerfung Diadem und Tiara in seine Hände. Pompeius, hoch
erfreut über den mühelosen Sieg, hob den gedemüthigten König
der Könige auf, schmückte ihn wieder mit den Abzeichen seiner
Würde und dictirte den Frieden. Auſser einer Zahlung von 9
Mill. Thlr. (6000 Talente) an die Kriegskasse und einem Ge-
schenk an die Soldaten, wovon auf jeden einzelnen 50 Denare
(14 Thlr.) kamen, trat der König alle gemachten Eroberungen
wieder ab, nicht bloſs die phönikischen, syrischen, kilikischen,
kappadokischen Besitzungen, sondern auch am rechten Ufer des
Euphrat Sophene und Korduene; er ward wieder beschränkt auf
das eigentliche Armenien und mit seinem Groſskönigthum war
es von selber vorbei. Klugheit und Glück hatten sich vereinigt,
um es Pompeius möglich zu machen die beiden mächtigen Könige
von Pontus und Armenien in einem einzigen Feldzug zu unter-
werfen. Am Anfang des J. 688 stand kein römischer Soldat jen-
seit der Grenze der altrömischen Besitzungen; am Schlusse des-
selben irrte König Mithradates landflüchtig und ohne Heer in den
Schluchten des Kaukasus und saſs sein Verbündeter auf dem ar-
menischen Thron nicht mehr als König der Könige, sondern als
römischer Lehnsfürst. Das gesammte kleinasiatische Gebiet west-
lich vom Euphrat gehorchte den Römern unbedingt; die siegreiche
Armee nahm ihre Winterquartiere östlich von diesem Strom auf
armenischem Boden, in der Landschaft vom obern Euphrat bis
an den Kurfluſs, aus welchem damals zuerst die Italiker ihre
Rosse tränkten.

Aber das neue Gebiet, das die Römer hier betraten, erweckte
ihnen neue Kämpfe. Unwillig sahen die tapferen Völkerschaften
des mittleren und östlichen Kaukasus die fernen Occidentalen
auf ihrem Gebiete lagern. Es wohnten dort in der fruchtbaren
und wasserreichen Hochebene des heutigen Georgien die Iberer,
eine tapfere, wohlgeordnete, ackerbauende Nation, deren Ge-
schlechtergaue unter ihren Aeltesten das Land nach Feldgemein-
schaft bestellten, ohne Sondereigenthum der einzelnen Bauern.

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[117/0127] POMPEIUS UND DER OSTEN. mern in jeder Weise zu hindern bemüht war. Der Groſskönig, um so mehr entschlossen den Frieden um jeden Preis zu er- kaufen, erschien gleichfalls selbst im römischen Lager. Zu Pferd und ohne Purpurgewand, aber geschmückt mit der königlichen Stirnbinde und dem königlichen Turban hielt er an der Lager- pforte und gab hier auf Geheiſs der Lictoren, wie die römische Lagerordnung es erheischte, sein Roſs und sein Schwert ab; also vor den römischen Feldherrn geführt, warf er nach Barbarenart sich ihm zu Füſsen und legte zum Zeichen der unbedingten Un- terwerfung Diadem und Tiara in seine Hände. Pompeius, hoch erfreut über den mühelosen Sieg, hob den gedemüthigten König der Könige auf, schmückte ihn wieder mit den Abzeichen seiner Würde und dictirte den Frieden. Auſser einer Zahlung von 9 Mill. Thlr. (6000 Talente) an die Kriegskasse und einem Ge- schenk an die Soldaten, wovon auf jeden einzelnen 50 Denare (14 Thlr.) kamen, trat der König alle gemachten Eroberungen wieder ab, nicht bloſs die phönikischen, syrischen, kilikischen, kappadokischen Besitzungen, sondern auch am rechten Ufer des Euphrat Sophene und Korduene; er ward wieder beschränkt auf das eigentliche Armenien und mit seinem Groſskönigthum war es von selber vorbei. Klugheit und Glück hatten sich vereinigt, um es Pompeius möglich zu machen die beiden mächtigen Könige von Pontus und Armenien in einem einzigen Feldzug zu unter- werfen. Am Anfang des J. 688 stand kein römischer Soldat jen- seit der Grenze der altrömischen Besitzungen; am Schlusse des- selben irrte König Mithradates landflüchtig und ohne Heer in den Schluchten des Kaukasus und saſs sein Verbündeter auf dem ar- menischen Thron nicht mehr als König der Könige, sondern als römischer Lehnsfürst. Das gesammte kleinasiatische Gebiet west- lich vom Euphrat gehorchte den Römern unbedingt; die siegreiche Armee nahm ihre Winterquartiere östlich von diesem Strom auf armenischem Boden, in der Landschaft vom obern Euphrat bis an den Kurfluſs, aus welchem damals zuerst die Italiker ihre Rosse tränkten. Aber das neue Gebiet, das die Römer hier betraten, erweckte ihnen neue Kämpfe. Unwillig sahen die tapferen Völkerschaften des mittleren und östlichen Kaukasus die fernen Occidentalen auf ihrem Gebiete lagern. Es wohnten dort in der fruchtbaren und wasserreichen Hochebene des heutigen Georgien die Iberer, eine tapfere, wohlgeordnete, ackerbauende Nation, deren Ge- schlechtergaue unter ihren Aeltesten das Land nach Feldgemein- schaft bestellten, ohne Sondereigenthum der einzelnen Bauern.

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/127>, abgerufen am 23.11.2024.