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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855.

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DIE SULLANISCHE VERFASSUNG.
schlossen die Leiche feierlichst beizusetzen und desshalb sie nach
der Hauptstadt bringen zu lassen. Nie hat Italien eine grossartigere
Trauerfeier gesehen. Ueberall wo der königlich geschmückte
Todte hindurchgetragen ward, ihm vorauf seine wohlbekannten
Feldzeichen und Ruthenbündel, da schlossen die Einwohner und
vor allem seine alten Lanzknechte an den Trauerzug sich an; es
schien als wolle das gesammte Heer um den Mann, der es im
Leben so oft und nie anders als zum Siege geführt hatte, noch
einmal im Tode sich vereinigen. So gelangte der endlose Lei-
chenzug in die Hauptstadt, wo zweitausend goldene Kränze als
letzte Ehrengaben der treuen Legionen, der Städte und der nä-
heren Freunde seiner harrten. Unter dem Geleit aller Beamten
und des gesammten Senats, der Priester und Priesterinnen in
ihrer Amtstracht und der ritterlich gerüsteten adlichen Knaben-
schaar ward die Bahre auf den grossen Marktplatz getragen. Auf
diesem von seinen Thaten und fast von dem Klange noch seiner
gefürchteten Worte erfüllten Platz ward ihm die Leichenrede ge-
halten und von dort die Bahre auf den Schultern der Senatoren
nach dem Marsfeld getragen, wo der Scheiterhaufen errichtet war.
Während er in Flammen loderte, hielten die Ritter und die Sol-
daten den Ehrenlauf um die Leiche, die Asche aber des Regenten
ward auf dem Marsfeld neben den Gräbern der alten Könige bei-
gesetzt.


DIE SULLANISCHE VERFASSUNG.
schlossen die Leiche feierlichst beizusetzen und deſshalb sie nach
der Hauptstadt bringen zu lassen. Nie hat Italien eine groſsartigere
Trauerfeier gesehen. Ueberall wo der königlich geschmückte
Todte hindurchgetragen ward, ihm vorauf seine wohlbekannten
Feldzeichen und Ruthenbündel, da schlossen die Einwohner und
vor allem seine alten Lanzknechte an den Trauerzug sich an; es
schien als wolle das gesammte Heer um den Mann, der es im
Leben so oft und nie anders als zum Siege geführt hatte, noch
einmal im Tode sich vereinigen. So gelangte der endlose Lei-
chenzug in die Hauptstadt, wo zweitausend goldene Kränze als
letzte Ehrengaben der treuen Legionen, der Städte und der nä-
heren Freunde seiner harrten. Unter dem Geleit aller Beamten
und des gesammten Senats, der Priester und Priesterinnen in
ihrer Amtstracht und der ritterlich gerüsteten adlichen Knaben-
schaar ward die Bahre auf den groſsen Marktplatz getragen. Auf
diesem von seinen Thaten und fast von dem Klange noch seiner
gefürchteten Worte erfüllten Platz ward ihm die Leichenrede ge-
halten und von dort die Bahre auf den Schultern der Senatoren
nach dem Marsfeld getragen, wo der Scheiterhaufen errichtet war.
Während er in Flammen loderte, hielten die Ritter und die Sol-
daten den Ehrenlauf um die Leiche, die Asche aber des Regenten
ward auf dem Marsfeld neben den Gräbern der alten Könige bei-
gesetzt.


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[359/0369] DIE SULLANISCHE VERFASSUNG. schlossen die Leiche feierlichst beizusetzen und deſshalb sie nach der Hauptstadt bringen zu lassen. Nie hat Italien eine groſsartigere Trauerfeier gesehen. Ueberall wo der königlich geschmückte Todte hindurchgetragen ward, ihm vorauf seine wohlbekannten Feldzeichen und Ruthenbündel, da schlossen die Einwohner und vor allem seine alten Lanzknechte an den Trauerzug sich an; es schien als wolle das gesammte Heer um den Mann, der es im Leben so oft und nie anders als zum Siege geführt hatte, noch einmal im Tode sich vereinigen. So gelangte der endlose Lei- chenzug in die Hauptstadt, wo zweitausend goldene Kränze als letzte Ehrengaben der treuen Legionen, der Städte und der nä- heren Freunde seiner harrten. Unter dem Geleit aller Beamten und des gesammten Senats, der Priester und Priesterinnen in ihrer Amtstracht und der ritterlich gerüsteten adlichen Knaben- schaar ward die Bahre auf den groſsen Marktplatz getragen. Auf diesem von seinen Thaten und fast von dem Klange noch seiner gefürchteten Worte erfüllten Platz ward ihm die Leichenrede ge- halten und von dort die Bahre auf den Schultern der Senatoren nach dem Marsfeld getragen, wo der Scheiterhaufen errichtet war. Während er in Flammen loderte, hielten die Ritter und die Sol- daten den Ehrenlauf um die Leiche, die Asche aber des Regenten ward auf dem Marsfeld neben den Gräbern der alten Könige bei- gesetzt.

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische02_1855/369>, abgerufen am 24.11.2024.