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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855.

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und zerstört (30. April 665), Herculaneum von Titus Didius, der
indess, es scheint bei diesem Sturm, selber fiel (11. Juni). Län-
ger widerstand Pompeii, das zu entsetzen der samnitische Feld-
herr Lucius Cluentius herbeikam; allein Cluentius ward von Sulla
zurückgewiesen und da er, durch Keltenschaaren verstärkt, sei-
nen Versuch wiederholte, hauptsächlich durch den Wankelmuth
dieser unzuverlässigen Gesellen so vollständig geschlagen, dass
sein Lager erobert und er selbst mit dem grössten Theil der Sei-
nigen auf der Flucht nach Nola zu niedergehauen ward. Das
dankbare Heer verlieh dem Feldherrn den Graskranz, mit wel-
chem schlichten Zeichen nach italischem Lagerbrauch der Soldat
geschmückt wurde, der durch seine Tüchtigkeit eine Abthei-
lung seiner Kameraden gerettet hatte. Ohne mit der Belagerung
Nolas und der andern von den Samniten noch besetzten campa-
nischen Städte sich aufzuhalten, rückte Sulla sofort in das innere
Land ein, wo der Hauptheerd der Insurrection war. Die rasche
Eroberung und fürchterliche Bestrafung von Aeclanum verbrei-
tete Schrecken in der ganzen hirpinischen Landschaft; sie unter-
warf sich, noch ehe der lucanische Zuzug herankam, der zu ihrem
Beistand sich in Bewegung setzte, und Sulla konnte ungehindert
vordringen bis in das Gebiet der samnitischen Eidgenossenschaft.
Der Pass, wo die samnitische Landwehr unter Mutilus ihn er-
wartete, wurde umgangen, die samnitische Armee im Rücken
angegriffen und geschlagen; das Lager ging verloren, der Feld-
herr rettete sich verwundet nach Aesernia. Sulla rückte vor die
Hauptstadt der samnitischen Landschaft Bovianum und zwang sie
durch einen zweiten unter ihren Mauern erfochtenen Sieg zu ca-
pituliren. Erst die vorgerückte Jahreszeit machte hier dem Feld-
zug ein Ende.

Es war der vollständigste Umschwung der Dinge. So ge-
waltig, so siegreich, so vordringend die Insurrection den Feld-
zug des J. 665 begonnen hatte, so tiefgebeugt, so überall ge-
schlagen, so völlig hoffnungslos ging sie aus demselben hervor.
Ganz Norditalien war beruhigt. In Mittelitalien waren beide Kü-
sten völlig in römischer Gewalt, die Abruzzen fast vollständig,
Apulien bis auf Venusia, Campanien bis auf Nola in den Händen
der Römer und durch die Besetzung des hirpinischen Gebietes
die Verbindung gesprengt zwischen den beiden einzigen noch in
offener Gegenwehr beharrenden Landschaften, der samnitischen
und der lucanisch-brettischen. Das Insurrectionsgebiet glich
einer erlöschenden ungeheuren Brandstätte; überall traf das Auge
auf Asche und Trümmer und verglimmende Brände, hie und da

VIERTES BUCH. KAPITEL VII.
und zerstört (30. April 665), Herculaneum von Titus Didius, der
indeſs, es scheint bei diesem Sturm, selber fiel (11. Juni). Län-
ger widerstand Pompeii, das zu entsetzen der samnitische Feld-
herr Lucius Cluentius herbeikam; allein Cluentius ward von Sulla
zurückgewiesen und da er, durch Keltenschaaren verstärkt, sei-
nen Versuch wiederholte, hauptsächlich durch den Wankelmuth
dieser unzuverlässigen Gesellen so vollständig geschlagen, daſs
sein Lager erobert und er selbst mit dem gröſsten Theil der Sei-
nigen auf der Flucht nach Nola zu niedergehauen ward. Das
dankbare Heer verlieh dem Feldherrn den Graskranz, mit wel-
chem schlichten Zeichen nach italischem Lagerbrauch der Soldat
geschmückt wurde, der durch seine Tüchtigkeit eine Abthei-
lung seiner Kameraden gerettet hatte. Ohne mit der Belagerung
Nolas und der andern von den Samniten noch besetzten campa-
nischen Städte sich aufzuhalten, rückte Sulla sofort in das innere
Land ein, wo der Hauptheerd der Insurrection war. Die rasche
Eroberung und fürchterliche Bestrafung von Aeclanum verbrei-
tete Schrecken in der ganzen hirpinischen Landschaft; sie unter-
warf sich, noch ehe der lucanische Zuzug herankam, der zu ihrem
Beistand sich in Bewegung setzte, und Sulla konnte ungehindert
vordringen bis in das Gebiet der samnitischen Eidgenossenschaft.
Der Paſs, wo die samnitische Landwehr unter Mutilus ihn er-
wartete, wurde umgangen, die samnitische Armee im Rücken
angegriffen und geschlagen; das Lager ging verloren, der Feld-
herr rettete sich verwundet nach Aesernia. Sulla rückte vor die
Hauptstadt der samnitischen Landschaft Bovianum und zwang sie
durch einen zweiten unter ihren Mauern erfochtenen Sieg zu ca-
pituliren. Erst die vorgerückte Jahreszeit machte hier dem Feld-
zug ein Ende.

Es war der vollständigste Umschwung der Dinge. So ge-
waltig, so siegreich, so vordringend die Insurrection den Feld-
zug des J. 665 begonnen hatte, so tiefgebeugt, so überall ge-
schlagen, so völlig hoffnungslos ging sie aus demselben hervor.
Ganz Norditalien war beruhigt. In Mittelitalien waren beide Kü-
sten völlig in römischer Gewalt, die Abruzzen fast vollständig,
Apulien bis auf Venusia, Campanien bis auf Nola in den Händen
der Römer und durch die Besetzung des hirpinischen Gebietes
die Verbindung gesprengt zwischen den beiden einzigen noch in
offener Gegenwehr beharrenden Landschaften, der samnitischen
und der lucanisch-brettischen. Das Insurrectionsgebiet glich
einer erlöschenden ungeheuren Brandstätte; überall traf das Auge
auf Asche und Trümmer und verglimmende Brände, hie und da

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[234/0244] VIERTES BUCH. KAPITEL VII. und zerstört (30. April 665), Herculaneum von Titus Didius, der indeſs, es scheint bei diesem Sturm, selber fiel (11. Juni). Län- ger widerstand Pompeii, das zu entsetzen der samnitische Feld- herr Lucius Cluentius herbeikam; allein Cluentius ward von Sulla zurückgewiesen und da er, durch Keltenschaaren verstärkt, sei- nen Versuch wiederholte, hauptsächlich durch den Wankelmuth dieser unzuverlässigen Gesellen so vollständig geschlagen, daſs sein Lager erobert und er selbst mit dem gröſsten Theil der Sei- nigen auf der Flucht nach Nola zu niedergehauen ward. Das dankbare Heer verlieh dem Feldherrn den Graskranz, mit wel- chem schlichten Zeichen nach italischem Lagerbrauch der Soldat geschmückt wurde, der durch seine Tüchtigkeit eine Abthei- lung seiner Kameraden gerettet hatte. Ohne mit der Belagerung Nolas und der andern von den Samniten noch besetzten campa- nischen Städte sich aufzuhalten, rückte Sulla sofort in das innere Land ein, wo der Hauptheerd der Insurrection war. Die rasche Eroberung und fürchterliche Bestrafung von Aeclanum verbrei- tete Schrecken in der ganzen hirpinischen Landschaft; sie unter- warf sich, noch ehe der lucanische Zuzug herankam, der zu ihrem Beistand sich in Bewegung setzte, und Sulla konnte ungehindert vordringen bis in das Gebiet der samnitischen Eidgenossenschaft. Der Paſs, wo die samnitische Landwehr unter Mutilus ihn er- wartete, wurde umgangen, die samnitische Armee im Rücken angegriffen und geschlagen; das Lager ging verloren, der Feld- herr rettete sich verwundet nach Aesernia. Sulla rückte vor die Hauptstadt der samnitischen Landschaft Bovianum und zwang sie durch einen zweiten unter ihren Mauern erfochtenen Sieg zu ca- pituliren. Erst die vorgerückte Jahreszeit machte hier dem Feld- zug ein Ende. Es war der vollständigste Umschwung der Dinge. So ge- waltig, so siegreich, so vordringend die Insurrection den Feld- zug des J. 665 begonnen hatte, so tiefgebeugt, so überall ge- schlagen, so völlig hoffnungslos ging sie aus demselben hervor. Ganz Norditalien war beruhigt. In Mittelitalien waren beide Kü- sten völlig in römischer Gewalt, die Abruzzen fast vollständig, Apulien bis auf Venusia, Campanien bis auf Nola in den Händen der Römer und durch die Besetzung des hirpinischen Gebietes die Verbindung gesprengt zwischen den beiden einzigen noch in offener Gegenwehr beharrenden Landschaften, der samnitischen und der lucanisch-brettischen. Das Insurrectionsgebiet glich einer erlöschenden ungeheuren Brandstätte; überall traf das Auge auf Asche und Trümmer und verglimmende Brände, hie und da

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische02_1855/244>, abgerufen am 23.11.2024.