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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855.

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sus die Alpenthäler weit und breit durchstöbern und die Einwoh-
ner niedermachen und dennoch gelang es ihm nicht derselben
genug zu erschlagen, um auch nur einen Dorftriumph feiern und
mit seinem Rednerruhm den Siegeslorbeer paaren zu können.
Allein da man es bei derartigen Razzias bewenden liess, die die
Eingebornen nur erbitterten ohne sie unschädlich zu machen,
und, wie es scheint, nach jedem solchen Ueberlauf die Trup-
pen wieder wegzog, so blieb der Zustand in der Landschaft jen-
seit des Po im Wesentlichen wie er war. -- Auf der entgegenge-
setzten Grenze in Thrakien scheint man sich gar nicht um die
Nachbarn bekümmert zu haben; kaum dass im J. 651 ein Kampf
mit den Thrakern, im J. 657 ein anderer mit den Maedern in
den Grenzgebirgen zwischen Makedonien und Thrakien erwähnt
wird. -- Ernstlichere Kämpfe fanden statt im illyrischen Land,
wo über die unruhigen Dalmater von den Nachbarn und den
Schiffern auf der adriatischen See beständig Beschwerde geführt
ward und an der völlig offenen Nordgrenze Makedoniens, welche
nach dem bezeichnenden Ausdruck eines Römers so weit ging
als die römischen Schwerter und Speere reichten, die Kämpfe
mit den Nachbarn niemals ruhten. Im J. 619 ward ein Zug ge-
macht gegen die Ardyaeer oder Vardaeer und die Pleraeer oder
Paralier, eine dalmatische Völkerschaft in dem Littoral nördlich
der Narentamündung, die nicht aufhörte auf dem Meer und an
der gegenüberliegenden Küste Unfug zu treiben; auf Geheiss der
Römer siedelten sie von der Küste weg im Binnenland, der heu-
tigen Herzegowina sich an und begannen den Acker zu bauen,
verkümmerten aber in der rauhen Gegend bei dem ungewohnten
Beruf. Gleichzeitig ward von Makedonien aus ein Angriff gegen
die Skordisker gerichtet, die vermuthlich mit den angegriffenen
Küstenbewohnern gemeinschaftliche Sache machten. Bald darauf
(625) demüthigte der Consul Tuditanus in Verbindung mit dem
tüchtigen Decimus Brutus, dem Bezwinger Galiciens, die Japyden
und trug, nachdem er anfänglich eine Niederlage erlitten, schliess-
lich die römischen Waffen tief nach Dalmatien hinein bis an den
Kerkafluss, 25 deutsche Meilen abwärts von Aquileia; die Japyden
erscheinen fortan als eine befriedete und mit Rom in Freund-
schaft lebende Nation. Dennoch erhoben zehn Jahre später
(635) die Dalmater sich aufs Neue, abermals in Gemeinschaft
mit den Skordiskern; während der Consul Lucius Cotta gegen
die Bewohner des Binnenlandes kämpfte und wie es scheint bis
Segestica vordrang, zog gegen die Dalmater dessen College, der
ältere Bruder des Besiegers von Numidien, Lucius Metellus, seit-

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sus die Alpenthäler weit und breit durchstöbern und die Einwoh-
ner niedermachen und dennoch gelang es ihm nicht derselben
genug zu erschlagen, um auch nur einen Dorftriumph feiern und
mit seinem Rednerruhm den Siegeslorbeer paaren zu können.
Allein da man es bei derartigen Razzias bewenden lieſs, die die
Eingebornen nur erbitterten ohne sie unschädlich zu machen,
und, wie es scheint, nach jedem solchen Ueberlauf die Trup-
pen wieder wegzog, so blieb der Zustand in der Landschaft jen-
seit des Po im Wesentlichen wie er war. — Auf der entgegenge-
setzten Grenze in Thrakien scheint man sich gar nicht um die
Nachbarn bekümmert zu haben; kaum daſs im J. 651 ein Kampf
mit den Thrakern, im J. 657 ein anderer mit den Maedern in
den Grenzgebirgen zwischen Makedonien und Thrakien erwähnt
wird. — Ernstlichere Kämpfe fanden statt im illyrischen Land,
wo über die unruhigen Dalmater von den Nachbarn und den
Schiffern auf der adriatischen See beständig Beschwerde geführt
ward und an der völlig offenen Nordgrenze Makedoniens, welche
nach dem bezeichnenden Ausdruck eines Römers so weit ging
als die römischen Schwerter und Speere reichten, die Kämpfe
mit den Nachbarn niemals ruhten. Im J. 619 ward ein Zug ge-
macht gegen die Ardyaeer oder Vardaeer und die Pleraeer oder
Paralier, eine dalmatische Völkerschaft in dem Littoral nördlich
der Narentamündung, die nicht aufhörte auf dem Meer und an
der gegenüberliegenden Küste Unfug zu treiben; auf Geheiſs der
Römer siedelten sie von der Küste weg im Binnenland, der heu-
tigen Herzegowina sich an und begannen den Acker zu bauen,
verkümmerten aber in der rauhen Gegend bei dem ungewohnten
Beruf. Gleichzeitig ward von Makedonien aus ein Angriff gegen
die Skordisker gerichtet, die vermuthlich mit den angegriffenen
Küstenbewohnern gemeinschaftliche Sache machten. Bald darauf
(625) demüthigte der Consul Tuditanus in Verbindung mit dem
tüchtigen Decimus Brutus, dem Bezwinger Galiciens, die Japyden
und trug, nachdem er anfänglich eine Niederlage erlitten, schlieſs-
lich die römischen Waffen tief nach Dalmatien hinein bis an den
Kerkafluſs, 25 deutsche Meilen abwärts von Aquileia; die Japyden
erscheinen fortan als eine befriedete und mit Rom in Freund-
schaft lebende Nation. Dennoch erhoben zehn Jahre später
(635) die Dalmater sich aufs Neue, abermals in Gemeinschaft
mit den Skordiskern; während der Consul Lucius Cotta gegen
die Bewohner des Binnenlandes kämpfte und wie es scheint bis
Segestica vordrang, zog gegen die Dalmater dessen College, der
ältere Bruder des Besiegers von Numidien, Lucius Metellus, seit-

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[162/0172] VIERTES BUCH. KAPITEL V. sus die Alpenthäler weit und breit durchstöbern und die Einwoh- ner niedermachen und dennoch gelang es ihm nicht derselben genug zu erschlagen, um auch nur einen Dorftriumph feiern und mit seinem Rednerruhm den Siegeslorbeer paaren zu können. Allein da man es bei derartigen Razzias bewenden lieſs, die die Eingebornen nur erbitterten ohne sie unschädlich zu machen, und, wie es scheint, nach jedem solchen Ueberlauf die Trup- pen wieder wegzog, so blieb der Zustand in der Landschaft jen- seit des Po im Wesentlichen wie er war. — Auf der entgegenge- setzten Grenze in Thrakien scheint man sich gar nicht um die Nachbarn bekümmert zu haben; kaum daſs im J. 651 ein Kampf mit den Thrakern, im J. 657 ein anderer mit den Maedern in den Grenzgebirgen zwischen Makedonien und Thrakien erwähnt wird. — Ernstlichere Kämpfe fanden statt im illyrischen Land, wo über die unruhigen Dalmater von den Nachbarn und den Schiffern auf der adriatischen See beständig Beschwerde geführt ward und an der völlig offenen Nordgrenze Makedoniens, welche nach dem bezeichnenden Ausdruck eines Römers so weit ging als die römischen Schwerter und Speere reichten, die Kämpfe mit den Nachbarn niemals ruhten. Im J. 619 ward ein Zug ge- macht gegen die Ardyaeer oder Vardaeer und die Pleraeer oder Paralier, eine dalmatische Völkerschaft in dem Littoral nördlich der Narentamündung, die nicht aufhörte auf dem Meer und an der gegenüberliegenden Küste Unfug zu treiben; auf Geheiſs der Römer siedelten sie von der Küste weg im Binnenland, der heu- tigen Herzegowina sich an und begannen den Acker zu bauen, verkümmerten aber in der rauhen Gegend bei dem ungewohnten Beruf. Gleichzeitig ward von Makedonien aus ein Angriff gegen die Skordisker gerichtet, die vermuthlich mit den angegriffenen Küstenbewohnern gemeinschaftliche Sache machten. Bald darauf (625) demüthigte der Consul Tuditanus in Verbindung mit dem tüchtigen Decimus Brutus, dem Bezwinger Galiciens, die Japyden und trug, nachdem er anfänglich eine Niederlage erlitten, schlieſs- lich die römischen Waffen tief nach Dalmatien hinein bis an den Kerkafluſs, 25 deutsche Meilen abwärts von Aquileia; die Japyden erscheinen fortan als eine befriedete und mit Rom in Freund- schaft lebende Nation. Dennoch erhoben zehn Jahre später (635) die Dalmater sich aufs Neue, abermals in Gemeinschaft mit den Skordiskern; während der Consul Lucius Cotta gegen die Bewohner des Binnenlandes kämpfte und wie es scheint bis Segestica vordrang, zog gegen die Dalmater dessen College, der ältere Bruder des Besiegers von Numidien, Lucius Metellus, seit-

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische02_1855/172>, abgerufen am 21.11.2024.