Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855.VIERTES BUCH. KAPITEL V. arvernische Krieg noch einmal aufloderte und es bei Vindalium(oberhalb Avignon) am Einfluss der Sorgue in die Rhone zu einer zweiten Entscheidung durch die Waffen kam. Sie fiel nicht anders aus als die erste; es waren diesmal hauptsächlich die africa- nischen Elephanten, die das Keltenheer zerstreuten. Hierauf be- quemten sich die Arverner zum Frieden, womit die Ruhe wieder in das Keltenland zurückkehrte *. -- Das Ergebniss dieser mili- tärischen Operationen war die Einrichtung einer neuen römi- schen Provinz zwischen den Alpen und den Pyrenäen. Die sämmtlichen Völkerschaften zwischen den Alpen und der Rhone wurden von den Römern abhängig und vermuthlich, so weit sie nicht nach Massalia zinsten, schon jetzt den Römern tributär. In der Landschaft zwischen der Rhone und den Pyrenäen behiel- ten die Arverner zwar die Freiheit und wurden nicht den Rö- mern zinspflichtig; allein sie hatten den südlichsten Theil ihres mittel- oder unmittelbaren Gebiets, den Strich südlich der Ce- vennen bis an das Mittelmeer und den oberen Lauf der Garonne bis nach Tolosa (Toulouse) an die Römer abzutreten. Da der wesentliche Zweck dieser Occupationen die Herstellung einer Landverbindung zwischen Spanien und Italien war, so wurde unmittelbar nach der Besetzung gesorgt für die Chaussirung des Küstenweges. Zu diesem Ende wurde von den Alpen zur Rhone der Küstenstrich in der Breite von 1/5 bis einer deutschen Meile den Massalioten, die ja bereits eine Reihe von Seestationen an dieser Küste besassen, überwiesen mit der Verpflichtung die Strasse in gehörigem Stand zu halten; wogegen von der Rhone bis zu den Pyrenaen die Römer selbst eine Militärchaussee an- legten, die von ihrem Urheber Ahenobarbus den Namen der do- mitischen Strasse erhielt. Wie gewöhnlich verband mit dem Strassenbau sich die Anlage neuer Festungen. Im östlichen Theil fiel die Wahl auf den Platz, wo Gaius Sextius die Kelten geschla- gen hatte und wo die Anmuth und Fruchtbarkeit der Gegend wie die zahlreichen kalten und warmen Quellen zur Ansiedlung ein- * Die Schlacht bei Vindalium stellen zwar der livianische Epitomator
und Orosius vor die an der Isara; allein auf die entgegengesetzte Folge führen Florus und Strabon 4, 191 und sie wird bestätigt theils dadurch, dass Maximus nach dem Auszug des Livius und Plinius h. n. 7, 50 sie als Consul lieferte, theils besonders durch die capitolinischen Fasten, nach denen nicht bloss Maximus vor Ahenobarbus triumphirte, sondern auch je- ner über die Allobrogen und den Arvernerkönig, dieser nur über die Ar- verner. Es ist einleuchtend, dass die Schlacht gegen Allobrogen und Ar- verner früher stattgefunden haben muss als die gegen die Arverner allein. VIERTES BUCH. KAPITEL V. arvernische Krieg noch einmal aufloderte und es bei Vindalium(oberhalb Avignon) am Einfluſs der Sorgue in die Rhone zu einer zweiten Entscheidung durch die Waffen kam. Sie fiel nicht anders aus als die erste; es waren diesmal hauptsächlich die africa- nischen Elephanten, die das Keltenheer zerstreuten. Hierauf be- quemten sich die Arverner zum Frieden, womit die Ruhe wieder in das Keltenland zurückkehrte *. — Das Ergebniſs dieser mili- tärischen Operationen war die Einrichtung einer neuen römi- schen Provinz zwischen den Alpen und den Pyrenäen. Die sämmtlichen Völkerschaften zwischen den Alpen und der Rhone wurden von den Römern abhängig und vermuthlich, so weit sie nicht nach Massalia zinsten, schon jetzt den Römern tributär. In der Landschaft zwischen der Rhone und den Pyrenäen behiel- ten die Arverner zwar die Freiheit und wurden nicht den Rö- mern zinspflichtig; allein sie hatten den südlichsten Theil ihres mittel- oder unmittelbaren Gebiets, den Strich südlich der Ce- vennen bis an das Mittelmeer und den oberen Lauf der Garonne bis nach Tolosa (Toulouse) an die Römer abzutreten. Da der wesentliche Zweck dieser Occupationen die Herstellung einer Landverbindung zwischen Spanien und Italien war, so wurde unmittelbar nach der Besetzung gesorgt für die Chaussirung des Küstenweges. Zu diesem Ende wurde von den Alpen zur Rhone der Küstenstrich in der Breite von ⅕ bis einer deutschen Meile den Massalioten, die ja bereits eine Reihe von Seestationen an dieser Küste besaſsen, überwiesen mit der Verpflichtung die Straſse in gehörigem Stand zu halten; wogegen von der Rhone bis zu den Pyrenaen die Römer selbst eine Militärchaussee an- legten, die von ihrem Urheber Ahenobarbus den Namen der do- mitischen Straſse erhielt. Wie gewöhnlich verband mit dem Straſsenbau sich die Anlage neuer Festungen. Im östlichen Theil fiel die Wahl auf den Platz, wo Gaius Sextius die Kelten geschla- gen hatte und wo die Anmuth und Fruchtbarkeit der Gegend wie die zahlreichen kalten und warmen Quellen zur Ansiedlung ein- * Die Schlacht bei Vindalium stellen zwar der livianische Epitomator
und Orosius vor die an der Isara; allein auf die entgegengesetzte Folge führen Florus und Strabon 4, 191 und sie wird bestätigt theils dadurch, daſs Maximus nach dem Auszug des Livius und Plinius h. n. 7, 50 sie als Consul lieferte, theils besonders durch die capitolinischen Fasten, nach denen nicht bloſs Maximus vor Ahenobarbus triumphirte, sondern auch je- ner über die Allobrogen und den Arvernerkönig, dieser nur über die Ar- verner. Es ist einleuchtend, daſs die Schlacht gegen Allobrogen und Ar- verner früher stattgefunden haben muſs als die gegen die Arverner allein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0166" n="156"/><fw place="top" type="header">VIERTES BUCH. KAPITEL V.</fw><lb/> arvernische Krieg noch einmal aufloderte und es bei Vindalium<lb/> (oberhalb Avignon) am Einfluſs der Sorgue in die Rhone zu<lb/> einer zweiten Entscheidung durch die Waffen kam. Sie fiel nicht<lb/> anders aus als die erste; es waren diesmal hauptsächlich die africa-<lb/> nischen Elephanten, die das Keltenheer zerstreuten. Hierauf be-<lb/> quemten sich die Arverner zum Frieden, womit die Ruhe wieder<lb/> in das Keltenland zurückkehrte <note place="foot" n="*">Die Schlacht bei Vindalium stellen zwar der livianische Epitomator<lb/> und Orosius vor die an der Isara; allein auf die entgegengesetzte Folge<lb/> führen Florus und Strabon 4, 191 und sie wird bestätigt theils dadurch,<lb/> daſs Maximus nach dem Auszug des Livius und Plinius <hi rendition="#i">h. n.</hi> 7, 50 sie als<lb/> Consul lieferte, theils besonders durch die capitolinischen Fasten, nach<lb/> denen nicht bloſs Maximus vor Ahenobarbus triumphirte, sondern auch je-<lb/> ner über die Allobrogen und den Arvernerkönig, dieser nur über die Ar-<lb/> verner. Es ist einleuchtend, daſs die Schlacht gegen Allobrogen und Ar-<lb/> verner früher stattgefunden haben muſs als die gegen die Arverner allein.</note>. — Das Ergebniſs dieser mili-<lb/> tärischen Operationen war die Einrichtung einer neuen römi-<lb/> schen Provinz zwischen den Alpen und den Pyrenäen. Die<lb/> sämmtlichen Völkerschaften zwischen den Alpen und der Rhone<lb/> wurden von den Römern abhängig und vermuthlich, so weit sie<lb/> nicht nach Massalia zinsten, schon jetzt den Römern tributär.<lb/> In der Landschaft zwischen der Rhone und den Pyrenäen behiel-<lb/> ten die Arverner zwar die Freiheit und wurden nicht den Rö-<lb/> mern zinspflichtig; allein sie hatten den südlichsten Theil ihres<lb/> mittel- oder unmittelbaren Gebiets, den Strich südlich der Ce-<lb/> vennen bis an das Mittelmeer und den oberen Lauf der Garonne<lb/> bis nach Tolosa (Toulouse) an die Römer abzutreten. Da der<lb/> wesentliche Zweck dieser Occupationen die Herstellung einer<lb/> Landverbindung zwischen Spanien und Italien war, so wurde<lb/> unmittelbar nach der Besetzung gesorgt für die Chaussirung des<lb/> Küstenweges. Zu diesem Ende wurde von den Alpen zur Rhone<lb/> der Küstenstrich in der Breite von ⅕ bis <formula notation="TeX">\frac{3}{10}</formula> einer deutschen Meile<lb/> den Massalioten, die ja bereits eine Reihe von Seestationen an<lb/> dieser Küste besaſsen, überwiesen mit der Verpflichtung die<lb/> Straſse in gehörigem Stand zu halten; wogegen von der Rhone<lb/> bis zu den Pyrenaen die Römer selbst eine Militärchaussee an-<lb/> legten, die von ihrem Urheber Ahenobarbus den Namen der do-<lb/> mitischen Straſse erhielt. Wie gewöhnlich verband mit dem<lb/> Straſsenbau sich die Anlage neuer Festungen. Im östlichen Theil<lb/> fiel die Wahl auf den Platz, wo Gaius Sextius die Kelten geschla-<lb/> gen hatte und wo die Anmuth und Fruchtbarkeit der Gegend wie<lb/> die zahlreichen kalten und warmen Quellen zur Ansiedlung ein-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0166]
VIERTES BUCH. KAPITEL V.
arvernische Krieg noch einmal aufloderte und es bei Vindalium
(oberhalb Avignon) am Einfluſs der Sorgue in die Rhone zu
einer zweiten Entscheidung durch die Waffen kam. Sie fiel nicht
anders aus als die erste; es waren diesmal hauptsächlich die africa-
nischen Elephanten, die das Keltenheer zerstreuten. Hierauf be-
quemten sich die Arverner zum Frieden, womit die Ruhe wieder
in das Keltenland zurückkehrte *. — Das Ergebniſs dieser mili-
tärischen Operationen war die Einrichtung einer neuen römi-
schen Provinz zwischen den Alpen und den Pyrenäen. Die
sämmtlichen Völkerschaften zwischen den Alpen und der Rhone
wurden von den Römern abhängig und vermuthlich, so weit sie
nicht nach Massalia zinsten, schon jetzt den Römern tributär.
In der Landschaft zwischen der Rhone und den Pyrenäen behiel-
ten die Arverner zwar die Freiheit und wurden nicht den Rö-
mern zinspflichtig; allein sie hatten den südlichsten Theil ihres
mittel- oder unmittelbaren Gebiets, den Strich südlich der Ce-
vennen bis an das Mittelmeer und den oberen Lauf der Garonne
bis nach Tolosa (Toulouse) an die Römer abzutreten. Da der
wesentliche Zweck dieser Occupationen die Herstellung einer
Landverbindung zwischen Spanien und Italien war, so wurde
unmittelbar nach der Besetzung gesorgt für die Chaussirung des
Küstenweges. Zu diesem Ende wurde von den Alpen zur Rhone
der Küstenstrich in der Breite von ⅕ bis [FORMEL] einer deutschen Meile
den Massalioten, die ja bereits eine Reihe von Seestationen an
dieser Küste besaſsen, überwiesen mit der Verpflichtung die
Straſse in gehörigem Stand zu halten; wogegen von der Rhone
bis zu den Pyrenaen die Römer selbst eine Militärchaussee an-
legten, die von ihrem Urheber Ahenobarbus den Namen der do-
mitischen Straſse erhielt. Wie gewöhnlich verband mit dem
Straſsenbau sich die Anlage neuer Festungen. Im östlichen Theil
fiel die Wahl auf den Platz, wo Gaius Sextius die Kelten geschla-
gen hatte und wo die Anmuth und Fruchtbarkeit der Gegend wie
die zahlreichen kalten und warmen Quellen zur Ansiedlung ein-
* Die Schlacht bei Vindalium stellen zwar der livianische Epitomator
und Orosius vor die an der Isara; allein auf die entgegengesetzte Folge
führen Florus und Strabon 4, 191 und sie wird bestätigt theils dadurch,
daſs Maximus nach dem Auszug des Livius und Plinius h. n. 7, 50 sie als
Consul lieferte, theils besonders durch die capitolinischen Fasten, nach
denen nicht bloſs Maximus vor Ahenobarbus triumphirte, sondern auch je-
ner über die Allobrogen und den Arvernerkönig, dieser nur über die Ar-
verner. Es ist einleuchtend, daſs die Schlacht gegen Allobrogen und Ar-
verner früher stattgefunden haben muſs als die gegen die Arverner allein.
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