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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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DRITTES BUCH. KAPITEL IX.
römischen Truppen auf den Feind. Er zählte nahe an 80000
Mann, darunter 12000 Reiter; die Römer, die von Achaeern,
Pergamenern und makedonischen Freiwilligen etwa 5000 Mann
bei sich hatten, bei weitem nicht die Hälfte, allein sie waren
des Sieges so gewiss, dass sie nicht einmal die Genesung
ihres krank in Elaea zurückgebliebenen Feldherrn abwarteten,
an dessen Stelle Gnaeus Domitius das Commando übernahm.
Um nur seine ungeheure Truppenzahl aufstellen zu können,
bildete Antiochos zwei Treffen; im ersten stand die Masse
der leichten Truppen, die Peltasten, Bogenwerfer, Schleuderer,
die berittenen Schützen der Myser, Daher und Elymaeer, die
Araber auf ihren Dromedaren und die Sichelwagen; im
zweiten hielt auf den beiden Flügeln die schwere Cavallerie
(die Kataphrakten, eine Art Kürassiere), neben ihnen nach
innen das gallische und kappadokische Fussvolk und im Cen-
trum die makedonisch bewaffnete Phalanx, 16000 Mann stark,
der Kern des Heeres, die aber auf dem engen Raum nicht
Platz fand und sich in Doppelgliedern 32 Mann tief aufstellen
musste. In dem Zwischenraum der beiden Treffen standen
54 Elephanten zwischen die Haufen der Phalanx und der
schweren Reiterei vertheilt. Die Römer stellten auf den linken
Flügel, wo der Fluss Deckung gab, nur wenige Schwadronen;
die Masse der Reiterei und die sämmtlichen Leichtbewaffneten
kamen auf den rechten, den Eumenes führte; die Legionen
standen im Mitteltreffen. Eumenes begann die Schlacht damit,
dass er seine Schützen und Schleuderer gegen die Sichelwagen
schickte mit dem Befehl auf die Bespannung zu halten; in
kurzer Zeit waren nicht bloss diese in Verwirrung gerathen,
sondern auch die nächststehenden Kameelreiter mit fortge-
rissen und schon gerieth sogar im zweiten Treffen der da-
hinterstehende linke Flügel der schweren Reiterei in Verwir-
rung. Eumenes warf sich sogleich mit der ganzen römischen
Reiterei, die 3000 Pferde zählte, auf die Söldnerinfanterie,
die im zweiten Treffen zwischen der Phalanx und dem linken
Flügel der Kürassiere stand, und da diese wich, flohen auch
die schon in Unordnung gerathenen Kürassiere. Die Phalanx,
die eben die leichten Truppen durchgelassen hatte und sich
fertig machte gegen die römischen Legionen vorzugehen, wurde
durch den Angriff der Reiterei in der Flanke gehemmt und
sah sich genöthigt stehen zu bleiben und nach beiden Seiten
Front zu machen, wobei die tiefe Aufstellung ihr wohl zu
Statten kam. Wäre die schwere asiatische Reiterei zur Hand

DRITTES BUCH. KAPITEL IX.
römischen Truppen auf den Feind. Er zählte nahe an 80000
Mann, darunter 12000 Reiter; die Römer, die von Achaeern,
Pergamenern und makedonischen Freiwilligen etwa 5000 Mann
bei sich hatten, bei weitem nicht die Hälfte, allein sie waren
des Sieges so gewiſs, daſs sie nicht einmal die Genesung
ihres krank in Elaea zurückgebliebenen Feldherrn abwarteten,
an dessen Stelle Gnaeus Domitius das Commando übernahm.
Um nur seine ungeheure Truppenzahl aufstellen zu können,
bildete Antiochos zwei Treffen; im ersten stand die Masse
der leichten Truppen, die Peltasten, Bogenwerfer, Schleuderer,
die berittenen Schützen der Myser, Daher und Elymaeer, die
Araber auf ihren Dromedaren und die Sichelwagen; im
zweiten hielt auf den beiden Flügeln die schwere Cavallerie
(die Kataphrakten, eine Art Kürassiere), neben ihnen nach
innen das gallische und kappadokische Fuſsvolk und im Cen-
trum die makedonisch bewaffnete Phalanx, 16000 Mann stark,
der Kern des Heeres, die aber auf dem engen Raum nicht
Platz fand und sich in Doppelgliedern 32 Mann tief aufstellen
muſste. In dem Zwischenraum der beiden Treffen standen
54 Elephanten zwischen die Haufen der Phalanx und der
schweren Reiterei vertheilt. Die Römer stellten auf den linken
Flügel, wo der Fluſs Deckung gab, nur wenige Schwadronen;
die Masse der Reiterei und die sämmtlichen Leichtbewaffneten
kamen auf den rechten, den Eumenes führte; die Legionen
standen im Mitteltreffen. Eumenes begann die Schlacht damit,
daſs er seine Schützen und Schleuderer gegen die Sichelwagen
schickte mit dem Befehl auf die Bespannung zu halten; in
kurzer Zeit waren nicht bloſs diese in Verwirrung gerathen,
sondern auch die nächststehenden Kameelreiter mit fortge-
rissen und schon gerieth sogar im zweiten Treffen der da-
hinterstehende linke Flügel der schweren Reiterei in Verwir-
rung. Eumenes warf sich sogleich mit der ganzen römischen
Reiterei, die 3000 Pferde zählte, auf die Söldnerinfanterie,
die im zweiten Treffen zwischen der Phalanx und dem linken
Flügel der Kürassiere stand, und da diese wich, flohen auch
die schon in Unordnung gerathenen Kürassiere. Die Phalanx,
die eben die leichten Truppen durchgelassen hatte und sich
fertig machte gegen die römischen Legionen vorzugehen, wurde
durch den Angriff der Reiterei in der Flanke gehemmt und
sah sich genöthigt stehen zu bleiben und nach beiden Seiten
Front zu machen, wobei die tiefe Aufstellung ihr wohl zu
Statten kam. Wäre die schwere asiatische Reiterei zur Hand

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[558/0572] DRITTES BUCH. KAPITEL IX. römischen Truppen auf den Feind. Er zählte nahe an 80000 Mann, darunter 12000 Reiter; die Römer, die von Achaeern, Pergamenern und makedonischen Freiwilligen etwa 5000 Mann bei sich hatten, bei weitem nicht die Hälfte, allein sie waren des Sieges so gewiſs, daſs sie nicht einmal die Genesung ihres krank in Elaea zurückgebliebenen Feldherrn abwarteten, an dessen Stelle Gnaeus Domitius das Commando übernahm. Um nur seine ungeheure Truppenzahl aufstellen zu können, bildete Antiochos zwei Treffen; im ersten stand die Masse der leichten Truppen, die Peltasten, Bogenwerfer, Schleuderer, die berittenen Schützen der Myser, Daher und Elymaeer, die Araber auf ihren Dromedaren und die Sichelwagen; im zweiten hielt auf den beiden Flügeln die schwere Cavallerie (die Kataphrakten, eine Art Kürassiere), neben ihnen nach innen das gallische und kappadokische Fuſsvolk und im Cen- trum die makedonisch bewaffnete Phalanx, 16000 Mann stark, der Kern des Heeres, die aber auf dem engen Raum nicht Platz fand und sich in Doppelgliedern 32 Mann tief aufstellen muſste. In dem Zwischenraum der beiden Treffen standen 54 Elephanten zwischen die Haufen der Phalanx und der schweren Reiterei vertheilt. Die Römer stellten auf den linken Flügel, wo der Fluſs Deckung gab, nur wenige Schwadronen; die Masse der Reiterei und die sämmtlichen Leichtbewaffneten kamen auf den rechten, den Eumenes führte; die Legionen standen im Mitteltreffen. Eumenes begann die Schlacht damit, daſs er seine Schützen und Schleuderer gegen die Sichelwagen schickte mit dem Befehl auf die Bespannung zu halten; in kurzer Zeit waren nicht bloſs diese in Verwirrung gerathen, sondern auch die nächststehenden Kameelreiter mit fortge- rissen und schon gerieth sogar im zweiten Treffen der da- hinterstehende linke Flügel der schweren Reiterei in Verwir- rung. Eumenes warf sich sogleich mit der ganzen römischen Reiterei, die 3000 Pferde zählte, auf die Söldnerinfanterie, die im zweiten Treffen zwischen der Phalanx und dem linken Flügel der Kürassiere stand, und da diese wich, flohen auch die schon in Unordnung gerathenen Kürassiere. Die Phalanx, die eben die leichten Truppen durchgelassen hatte und sich fertig machte gegen die römischen Legionen vorzugehen, wurde durch den Angriff der Reiterei in der Flanke gehemmt und sah sich genöthigt stehen zu bleiben und nach beiden Seiten Front zu machen, wobei die tiefe Aufstellung ihr wohl zu Statten kam. Wäre die schwere asiatische Reiterei zur Hand

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/572>, abgerufen am 23.11.2024.