1. Besuch beim Pascha von Neu-Orsowa. Reise durch die Wallachei -- Bukarest.
Bukarest, den 25. Oktober 1835.
Dicht unterhalb Alt-Orsowa taucht aus den Fluthen des Donaustroms ein Eiland empor, welches eine türkische Fe- stung trägt. Die Oesterreicher, die sie erbaut, tauften sie Neu-Orsowa; die Türken eroberten den Platz, und obwohl seitdem ihre Grenzen von den Karpathen bis zum Balkan zurückgedrängt wurden, hauset noch heute ein Pascha in Ada-Kalessi, der Jnselfestung. Weit hinaus geschoben zwi- schen christliche Länder ragt hier ein letztes Minareh em- por, von welchem die Verehrung des Propheten verkündet wird, und die Türken, die von ihrem eigenen Grund und Boden, aus Serbien und Wallachei verbannt sind, finden auf jener Jnsel eine Zuflucht.
Jn Begleitung eines Zoll- und eines Gesundheits-Be- amten wurde meinem Reisegefährten, dem Baron von B., und mir erlaubt, Sr. türkischen Excellence einen Besuch ab- zustatten. Jn funfzehn Minuten waren wir da, aber nur in funfzehn Tagen konnten wir auf österreichischen Grund zurückkehren, wenn wir in die geringste Berührung mit Personen oder Stoffen geriethen, die für pestfangend gel- ten. Diese Drohung war indeß weniger schrecklich für uns, die wir nach der Türkei wollten, als für die beiden Beamten, welche wieder zurück mußten. Auch hatte der eine von ihnen während unserer Audienz vollauf zu thun,
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1. Beſuch beim Paſcha von Neu-Orſowa. Reiſe durch die Wallachei — Bukareſt.
Bukareſt, den 25. Oktober 1835.
Dicht unterhalb Alt-Orſowa taucht aus den Fluthen des Donauſtroms ein Eiland empor, welches eine tuͤrkiſche Fe- ſtung traͤgt. Die Oeſterreicher, die ſie erbaut, tauften ſie Neu-Orſowa; die Tuͤrken eroberten den Platz, und obwohl ſeitdem ihre Grenzen von den Karpathen bis zum Balkan zuruͤckgedraͤngt wurden, hauſet noch heute ein Paſcha in Ada-Kaleſſi, der Jnſelfeſtung. Weit hinaus geſchoben zwi- ſchen chriſtliche Laͤnder ragt hier ein letztes Minareh em- por, von welchem die Verehrung des Propheten verkuͤndet wird, und die Tuͤrken, die von ihrem eigenen Grund und Boden, aus Serbien und Wallachei verbannt ſind, finden auf jener Jnſel eine Zuflucht.
Jn Begleitung eines Zoll- und eines Geſundheits-Be- amten wurde meinem Reiſegefaͤhrten, dem Baron von B., und mir erlaubt, Sr. tuͤrkiſchen Excellence einen Beſuch ab- zuſtatten. Jn funfzehn Minuten waren wir da, aber nur in funfzehn Tagen konnten wir auf oͤſterreichiſchen Grund zuruͤckkehren, wenn wir in die geringſte Beruͤhrung mit Perſonen oder Stoffen geriethen, die fuͤr peſtfangend gel- ten. Dieſe Drohung war indeß weniger ſchrecklich fuͤr uns, die wir nach der Tuͤrkei wollten, als fuͤr die beiden Beamten, welche wieder zuruͤck mußten. Auch hatte der eine von ihnen waͤhrend unſerer Audienz vollauf zu thun,
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1.
Beſuch beim Paſcha von Neu-Orſowa. Reiſe durch
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Bukareſt, den 25. Oktober 1835.
Dicht unterhalb Alt-Orſowa taucht aus den Fluthen des
Donauſtroms ein Eiland empor, welches eine tuͤrkiſche Fe-
ſtung traͤgt. Die Oeſterreicher, die ſie erbaut, tauften ſie
Neu-Orſowa; die Tuͤrken eroberten den Platz, und obwohl
ſeitdem ihre Grenzen von den Karpathen bis zum Balkan
zuruͤckgedraͤngt wurden, hauſet noch heute ein Paſcha in
Ada-Kaleſſi, der Jnſelfeſtung. Weit hinaus geſchoben zwi-
ſchen chriſtliche Laͤnder ragt hier ein letztes Minareh em-
por, von welchem die Verehrung des Propheten verkuͤndet
wird, und die Tuͤrken, die von ihrem eigenen Grund und
Boden, aus Serbien und Wallachei verbannt ſind, finden
auf jener Jnſel eine Zuflucht.
Jn Begleitung eines Zoll- und eines Geſundheits-Be-
amten wurde meinem Reiſegefaͤhrten, dem Baron von B.,
und mir erlaubt, Sr. tuͤrkiſchen Excellence einen Beſuch ab-
zuſtatten. Jn funfzehn Minuten waren wir da, aber nur
in funfzehn Tagen konnten wir auf oͤſterreichiſchen Grund
zuruͤckkehren, wenn wir in die geringſte Beruͤhrung mit
Perſonen oder Stoffen geriethen, die fuͤr peſtfangend gel-
ten. Dieſe Drohung war indeß weniger ſchrecklich fuͤr
uns, die wir nach der Tuͤrkei wollten, als fuͤr die beiden
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Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/11>, abgerufen am 27.11.2024.
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