Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

an ihren hitzigen Freund.
ren, womit Sie jede Wahrheit in ein neues Licht zu se-
tzen wissen; warum wollen Sie alle diese großen und ed-
len Vorzüge, durch ihre aufbrausende Hitze verderben?
warum wollen Sie diesem Naturfehler Entschuldigungen
bereiten, und sich dadurch des einzigen Mittels berauben,
womit er noch einigermaaßen gemäßiget werden kann?
Von mir müssen Sie wenigstens nicht fordern, daß ich
Entschuldigungen annehmen soll. Nein das müssen Sie
nicht, ich will Jhnen vielmehr jedesmal, so wie ich heute
gethan habe, meinen ganzen Unwillen zeigen, damit Sie
davon den lebhaftesten Eindruck nehmen, und zur Zeit
der Gefahr einen Erretter haben mögen. Jch will, wenn
wir in Gesellschaften zusammen sind, und ich sehe, daß
Sie sich von Jhrer Hitze übermeistern lassen, meinen Cra-
paud
*) schnurren lassen, und dann schlage dieses Ge-
räusch wie ein Donner in die Bratpfanne, die den besten
Braten immer verbrennen läßt. Jch wünsche indessen
doch, daß er Jhnen mit dieser ereme a la Sultane wohl
schmecken möge, und wenn Sie heute kommen, um die
Ruthe zu küssen, womit Sie gestäupt sind: so sollen Sie
an mir eine eben so warme Freundinn finden, als Sie
ein hitziger Fechter ... gewesen sind.

Amalia.


XV.
*) Eine Art neumodischer Schnurrkatzen, welche die Stelle des
Fächels eingenommen hat. Eine Schnurrkatze aber ist so ein
Ding, ja es ist so ein Ding, womit die Kinder spielen.

an ihren hitzigen Freund.
ren, womit Sie jede Wahrheit in ein neues Licht zu ſe-
tzen wiſſen; warum wollen Sie alle dieſe großen und ed-
len Vorzuͤge, durch ihre aufbrauſende Hitze verderben?
warum wollen Sie dieſem Naturfehler Entſchuldigungen
bereiten, und ſich dadurch des einzigen Mittels berauben,
womit er noch einigermaaßen gemaͤßiget werden kann?
Von mir muͤſſen Sie wenigſtens nicht fordern, daß ich
Entſchuldigungen annehmen ſoll. Nein das muͤſſen Sie
nicht, ich will Jhnen vielmehr jedesmal, ſo wie ich heute
gethan habe, meinen ganzen Unwillen zeigen, damit Sie
davon den lebhafteſten Eindruck nehmen, und zur Zeit
der Gefahr einen Erretter haben moͤgen. Jch will, wenn
wir in Geſellſchaften zuſammen ſind, und ich ſehe, daß
Sie ſich von Jhrer Hitze uͤbermeiſtern laſſen, meinen Cra-
paud
*) ſchnurren laſſen, und dann ſchlage dieſes Ge-
raͤuſch wie ein Donner in die Bratpfanne, die den beſten
Braten immer verbrennen laͤßt. Jch wuͤnſche indeſſen
doch, daß er Jhnen mit dieſer ereme à la Sultane wohl
ſchmecken moͤge, und wenn Sie heute kommen, um die
Ruthe zu kuͤſſen, womit Sie geſtaͤupt ſind: ſo ſollen Sie
an mir eine eben ſo warme Freundinn finden, als Sie
ein hitziger Fechter … geweſen ſind.

Amalia.


XV.
*) Eine Art neumodiſcher Schnurrkatzen, welche die Stelle des
Faͤchels eingenommen hat. Eine Schnurrkatze aber iſt ſo ein
Ding, ja es iſt ſo ein Ding, womit die Kinder ſpielen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0075" n="63"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">an ihren hitzigen Freund.</hi></fw><lb/>
ren, womit Sie jede Wahrheit in ein neues Licht zu &#x017F;e-<lb/>
tzen wi&#x017F;&#x017F;en; warum wollen Sie alle die&#x017F;e großen und ed-<lb/>
len Vorzu&#x0364;ge, durch ihre aufbrau&#x017F;ende Hitze verderben?<lb/>
warum wollen Sie die&#x017F;em Naturfehler Ent&#x017F;chuldigungen<lb/>
bereiten, und &#x017F;ich dadurch des einzigen Mittels berauben,<lb/>
womit er noch einigermaaßen gema&#x0364;ßiget werden kann?<lb/>
Von mir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Sie wenig&#x017F;tens nicht fordern, daß ich<lb/>
Ent&#x017F;chuldigungen annehmen &#x017F;oll. Nein das mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Sie<lb/>
nicht, ich will Jhnen vielmehr jedesmal, &#x017F;o wie ich heute<lb/>
gethan habe, meinen ganzen Unwillen zeigen, damit Sie<lb/>
davon den lebhafte&#x017F;ten Eindruck nehmen, und zur Zeit<lb/>
der Gefahr einen Erretter haben mo&#x0364;gen. Jch will, wenn<lb/>
wir in Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften zu&#x017F;ammen &#x017F;ind, und ich &#x017F;ehe, daß<lb/>
Sie &#x017F;ich von Jhrer Hitze u&#x0364;bermei&#x017F;tern la&#x017F;&#x017F;en, meinen <hi rendition="#fr">Cra-<lb/>
paud</hi> <note place="foot" n="*)">Eine Art neumodi&#x017F;cher Schnurrkatzen, welche die Stelle des<lb/>
Fa&#x0364;chels eingenommen hat. Eine Schnurrkatze aber i&#x017F;t &#x017F;o ein<lb/>
Ding, ja es i&#x017F;t &#x017F;o ein Ding, womit die Kinder &#x017F;pielen.</note> &#x017F;chnurren la&#x017F;&#x017F;en, und dann &#x017F;chlage die&#x017F;es Ge-<lb/>
ra&#x0364;u&#x017F;ch wie ein Donner in die Bratpfanne, die den be&#x017F;ten<lb/>
Braten immer verbrennen la&#x0364;ßt. Jch wu&#x0364;n&#x017F;che inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
doch, daß er Jhnen mit die&#x017F;er <hi rendition="#aq">ereme à la Sultane</hi> wohl<lb/>
&#x017F;chmecken mo&#x0364;ge, und wenn Sie heute kommen, um die<lb/>
Ruthe zu ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, womit Sie ge&#x017F;ta&#x0364;upt &#x017F;ind: &#x017F;o &#x017F;ollen Sie<lb/>
an mir eine eben &#x017F;o warme Freundinn finden, als Sie<lb/>
ein hitziger Fechter &#x2026; gewe&#x017F;en &#x017F;ind.</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Amalia</hi>.</hi> </salute>
          </closer><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">XV.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0075] an ihren hitzigen Freund. ren, womit Sie jede Wahrheit in ein neues Licht zu ſe- tzen wiſſen; warum wollen Sie alle dieſe großen und ed- len Vorzuͤge, durch ihre aufbrauſende Hitze verderben? warum wollen Sie dieſem Naturfehler Entſchuldigungen bereiten, und ſich dadurch des einzigen Mittels berauben, womit er noch einigermaaßen gemaͤßiget werden kann? Von mir muͤſſen Sie wenigſtens nicht fordern, daß ich Entſchuldigungen annehmen ſoll. Nein das muͤſſen Sie nicht, ich will Jhnen vielmehr jedesmal, ſo wie ich heute gethan habe, meinen ganzen Unwillen zeigen, damit Sie davon den lebhafteſten Eindruck nehmen, und zur Zeit der Gefahr einen Erretter haben moͤgen. Jch will, wenn wir in Geſellſchaften zuſammen ſind, und ich ſehe, daß Sie ſich von Jhrer Hitze uͤbermeiſtern laſſen, meinen Cra- paud *) ſchnurren laſſen, und dann ſchlage dieſes Ge- raͤuſch wie ein Donner in die Bratpfanne, die den beſten Braten immer verbrennen laͤßt. Jch wuͤnſche indeſſen doch, daß er Jhnen mit dieſer ereme à la Sultane wohl ſchmecken moͤge, und wenn Sie heute kommen, um die Ruthe zu kuͤſſen, womit Sie geſtaͤupt ſind: ſo ſollen Sie an mir eine eben ſo warme Freundinn finden, als Sie ein hitziger Fechter … geweſen ſind. Amalia. XV. *) Eine Art neumodiſcher Schnurrkatzen, welche die Stelle des Faͤchels eingenommen hat. Eine Schnurrkatze aber iſt ſo ein Ding, ja es iſt ſo ein Ding, womit die Kinder ſpielen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/75
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/75>, abgerufen am 24.11.2024.