Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.Nachschrift. und reines Zeug überwerfe; und habe allemal einenScherz oder eine kleine Schmeicheley für meinen Mann in Bereitschaft, sollte sie auch nur darinn bestehen, daß er gestern Abend recht prophezeyhet habe, wie es diesen Morgen regnen würde. Er muß es immer vorher ge- wußt haben, was in der Haushaltungsbestellung gera- then würde oder nicht; er ist es immer, den der Erfolg rechtfertiget, wenn wir neues Gesinde bekommen haben, das nach seinen physiognomischen Einsichten gut oder schlecht einschlagen sollte; wäre ich ihm gefolgt, so wä- ren wir unser Korn zu einem bessern Preise los geworden, und wir wären besser mit dem Klaver als mit der Espar- cette gefahren -- das weiß ich ihm alles so gut einzubrö- keln, daß er die Kunst nicht merkt, und wenn er sie auch durchschimmern sieht, mir den Dank für meine Mühe, ein zufriedenes Wort, nicht versagt. Damit ist der Tag angefangen; wir scheiden denn Das
Nachſchrift. und reines Zeug uͤberwerfe; und habe allemal einenScherz oder eine kleine Schmeicheley fuͤr meinen Mann in Bereitſchaft, ſollte ſie auch nur darinn beſtehen, daß er geſtern Abend recht prophezeyhet habe, wie es dieſen Morgen regnen wuͤrde. Er muß es immer vorher ge- wußt haben, was in der Haushaltungsbeſtellung gera- then wuͤrde oder nicht; er iſt es immer, den der Erfolg rechtfertiget, wenn wir neues Geſinde bekommen haben, das nach ſeinen phyſiognomiſchen Einſichten gut oder ſchlecht einſchlagen ſollte; waͤre ich ihm gefolgt, ſo waͤ- ren wir unſer Korn zu einem beſſern Preiſe los geworden, und wir waͤren beſſer mit dem Klaver als mit der Eſpar- cette gefahren — das weiß ich ihm alles ſo gut einzubroͤ- keln, daß er die Kunſt nicht merkt, und wenn er ſie auch durchſchimmern ſieht, mir den Dank fuͤr meine Muͤhe, ein zufriedenes Wort, nicht verſagt. Damit iſt der Tag angefangen; wir ſcheiden denn Das
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Nachſchrift.
und reines Zeug uͤberwerfe; und habe allemal einen
Scherz oder eine kleine Schmeicheley fuͤr meinen Mann
in Bereitſchaft, ſollte ſie auch nur darinn beſtehen, daß
er geſtern Abend recht prophezeyhet habe, wie es dieſen
Morgen regnen wuͤrde. Er muß es immer vorher ge-
wußt haben, was in der Haushaltungsbeſtellung gera-
then wuͤrde oder nicht; er iſt es immer, den der Erfolg
rechtfertiget, wenn wir neues Geſinde bekommen haben,
das nach ſeinen phyſiognomiſchen Einſichten gut oder
ſchlecht einſchlagen ſollte; waͤre ich ihm gefolgt, ſo waͤ-
ren wir unſer Korn zu einem beſſern Preiſe los geworden,
und wir waͤren beſſer mit dem Klaver als mit der Eſpar-
cette gefahren — das weiß ich ihm alles ſo gut einzubroͤ-
keln, daß er die Kunſt nicht merkt, und wenn er ſie auch
durchſchimmern ſieht, mir den Dank fuͤr meine Muͤhe,
ein zufriedenes Wort, nicht verſagt.
Damit iſt der Tag angefangen; wir ſcheiden denn
gemeiniglich aus einander, und des Mittags habe ich
was neues. Wir haben uns froh verlaſſen und ſehen
uns froh wieder. Einen kleinen Enkel von drey Jahren,
den wir bey uns haben, ſetze ich ihm an die Seite, das
iſt dann ſeine Puppe, damit muß er ſpielen. Macht das
Kind etwas das ihm gefaͤllt: ſo ſage ich ihm, es ſey der
leibliche Großpapa. Jſt der Wein nicht gut: ſo bewun-
dre ich ſeinen feinen Geſchmack, und laſſe ihn glauben,
er ſey aus einem neuen Faſſe; findet er die Felderdbeern
wohlſchmeckender, als diejenigen, ſo ich ihm aus dem
Garten vorgeſetzt habe: ſo habe ich auf einem Nebenti-
ſche auch von jenen fuͤr ihn in Bereitſchaft. Schmeckt
ihm das Waſſer vortreflich: ſo iſt es aus der Quelle am
Berge, die er ſelbſt hat oͤffnen laſſen; und ſo mag er lo-
ben oder tadeln, ich mache ihm gleich ein Ragout daraus
nach ſeinem Geſchmacke.
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