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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

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Ueber die Osnabrückischen Zehnten.
in dem Landeigenthume beruhet, zu diesem seinen Ver-
luste schweigen, und blos im höchsten Falle der Noth
seine Rechte gegen die Zehntherrn gültig machen, ohne
zu bedenken, daß das Land, was von schwachen und elen-
den Leuten gebauet wird, in großen Nothfällen von die-
sen früher als von guten Eigenthümern verlassen werde,
und ein verlassener Acker seine Steuer nicht bezahle.

Jedoch ich will die höhern Gründe bey Seite setzen,
und Jhnen lediglich aus demjenigen was hier im Stifte
vorgegangen ist, zeigen, daß ein Zehnte, welcher bis-
her mit Korn oder Gelde bezahlt worden, um deswillen,
daß von seiner Verpachtung noch offenbare Urkunden
vorhanden sind, noch nicht so gleich mit Unterlassung der
fernern Verpachtung vom Felde gezogen werden könne,
wofern er nicht noch jetzt die Natur der Steuer hat.

Mein erster Grund ist:

Die hiesigen Zehnten sind von Anfang an nicht vom
Felde gezogen, sondern so fort mit Korn oder Gelde ge-
löset worden.

Diese Wahrheit kann ich Jhnen so gleich mit hun-
dert Urkunden belegen, und damit Sie nicht glauben,
daß ich zuviel sage; so will ich Jhnen so viel davon aus-
ziehen, als hoffentlich zu Jhrer und aller Menschen Ue-
berzeugung hinreichen wird. Zuerst mag das Nicrolo-
gium
der hiesigen Domkirche, worin die derselben ver-
machten Zehnten, von den ältesten Zeiten her aufgefüh-
ret sind, das Wort nehmen: hierin kommen folgende
Stellen vor.

Ad diem IV. Jan.
1) Ob. Gerardus de foro, Canonicus noster, qui nobis
contulit decimam V. domorum in parochia Anchem,
unde fratribus dabuntur V. Solidi et in ascensione
Domini XXX den.
ad.

Ueber die Oſnabruͤckiſchen Zehnten.
in dem Landeigenthume beruhet, zu dieſem ſeinen Ver-
luſte ſchweigen, und blos im hoͤchſten Falle der Noth
ſeine Rechte gegen die Zehntherrn guͤltig machen, ohne
zu bedenken, daß das Land, was von ſchwachen und elen-
den Leuten gebauet wird, in großen Nothfaͤllen von die-
ſen fruͤher als von guten Eigenthuͤmern verlaſſen werde,
und ein verlaſſener Acker ſeine Steuer nicht bezahle.

Jedoch ich will die hoͤhern Gruͤnde bey Seite ſetzen,
und Jhnen lediglich aus demjenigen was hier im Stifte
vorgegangen iſt, zeigen, daß ein Zehnte, welcher bis-
her mit Korn oder Gelde bezahlt worden, um deswillen,
daß von ſeiner Verpachtung noch offenbare Urkunden
vorhanden ſind, noch nicht ſo gleich mit Unterlaſſung der
fernern Verpachtung vom Felde gezogen werden koͤnne,
wofern er nicht noch jetzt die Natur der Steuer hat.

Mein erſter Grund iſt:

Die hieſigen Zehnten ſind von Anfang an nicht vom
Felde gezogen, ſondern ſo fort mit Korn oder Gelde ge-
loͤſet worden.

Dieſe Wahrheit kann ich Jhnen ſo gleich mit hun-
dert Urkunden belegen, und damit Sie nicht glauben,
daß ich zuviel ſage; ſo will ich Jhnen ſo viel davon aus-
ziehen, als hoffentlich zu Jhrer und aller Menſchen Ue-
berzeugung hinreichen wird. Zuerſt mag das Nicrolo-
gium
der hieſigen Domkirche, worin die derſelben ver-
machten Zehnten, von den aͤlteſten Zeiten her aufgefuͤh-
ret ſind, das Wort nehmen: hierin kommen folgende
Stellen vor.

Ad diem IV. Jan.
1) Ob. Gerardus de foro, Canonicus noſter, qui nobis
contulit decimam V. domorum in parochia Anchem,
unde fratribus dabuntur V. Solidi et in aſcenſione
Domini XXX den.
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[256[356]/0368] Ueber die Oſnabruͤckiſchen Zehnten. in dem Landeigenthume beruhet, zu dieſem ſeinen Ver- luſte ſchweigen, und blos im hoͤchſten Falle der Noth ſeine Rechte gegen die Zehntherrn guͤltig machen, ohne zu bedenken, daß das Land, was von ſchwachen und elen- den Leuten gebauet wird, in großen Nothfaͤllen von die- ſen fruͤher als von guten Eigenthuͤmern verlaſſen werde, und ein verlaſſener Acker ſeine Steuer nicht bezahle. Jedoch ich will die hoͤhern Gruͤnde bey Seite ſetzen, und Jhnen lediglich aus demjenigen was hier im Stifte vorgegangen iſt, zeigen, daß ein Zehnte, welcher bis- her mit Korn oder Gelde bezahlt worden, um deswillen, daß von ſeiner Verpachtung noch offenbare Urkunden vorhanden ſind, noch nicht ſo gleich mit Unterlaſſung der fernern Verpachtung vom Felde gezogen werden koͤnne, wofern er nicht noch jetzt die Natur der Steuer hat. Mein erſter Grund iſt: Die hieſigen Zehnten ſind von Anfang an nicht vom Felde gezogen, ſondern ſo fort mit Korn oder Gelde ge- loͤſet worden. Dieſe Wahrheit kann ich Jhnen ſo gleich mit hun- dert Urkunden belegen, und damit Sie nicht glauben, daß ich zuviel ſage; ſo will ich Jhnen ſo viel davon aus- ziehen, als hoffentlich zu Jhrer und aller Menſchen Ue- berzeugung hinreichen wird. Zuerſt mag das Nicrolo- gium der hieſigen Domkirche, worin die derſelben ver- machten Zehnten, von den aͤlteſten Zeiten her aufgefuͤh- ret ſind, das Wort nehmen: hierin kommen folgende Stellen vor. Ad diem IV. Jan. 1) Ob. Gerardus de foro, Canonicus noſter, qui nobis contulit decimam V. domorum in parochia Anchem, unde fratribus dabuntur V. Solidi et in aſcenſione Domini XXX den. ad.

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 256[356]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/368>, abgerufen am 05.05.2024.