Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

Ueber die Adelsprobe in Deutschland.
dann gewiß ein mehrers, als bey den Turnieren und an-
dern adlichen Feyerlichkeiten üblich gewesen, erwiesen,
mithin nicht zu fürchten haben, daß ein einziges geschlos-
senes Capitel, besonders, wenn man sich allenfalls darü-
ber auch vorher vereiniget hätte, diesen Beweis für un-
gültig erklären würde; nachdem so gar die Rollen einiger
Turniere neuerer Zeiten, oder fürstlicher Leichenbeglei-
tungen, für gute Beweise angenommen sind, wobey ge-
wiß die Proben nicht so förmlich untersuchet seyn mögen,
als in jenem Falle geschehen kann. Ein beständiges He-
roldsamt
ist für kleine Provinzen zu beschwerlich, und
wenn es nicht vollständig und gehörig besetzet ist, unzu-
verläßig: sonst würde dieses den deutschen Provinzen,
worin keine geschlossene Stifter und Ritterschaften sind,
zu empfehlen seyn. Jenes Mittel, daß sie einmal für
alle, die vorgeschlagene Untersuchung vornehmen sollen,
ist aber auch um deswillen angenehmer, weil es nur ein-
mal mit Ausschluß aller Stillschweigenden gehalten wer-
den soll, und solchergestalt nicht zu einer Quelle von künf-
tigen Erschleichungen mißbrauchet werden kann.

Wenn nun einmal die Adelsprobe auf diese oder eine
andere Art, worin man, unter der höchsten Genehmi-
gung des Reichsoberhauptes, gemeinschaftlich überein
gekommen ist, gleichförmig gemacht seyn wird: so wird
auch damit der Vorwurf, welchen von Zeit zu Zeit, eine
geschlossene adeliche Ritterschaft der andern gemacht hat,
und wodurch es dahin gekommen ist, daß oft die eine das
Zeugnis der andern nicht hat gelten lassen wollen, von
selbst verschwinden. Denn wenn alle nach gleichförmigen,
von dem höchsten Reichsoberhaupte bestätigten Beweis-
arten verfahren, und daß dieses geschehen sey, künftig
in ihren Zeugnissen ausdrücken, auch allenfalls noch die-

ses,
T 3

Ueber die Adelsprobe in Deutſchland.
dann gewiß ein mehrers, als bey den Turnieren und an-
dern adlichen Feyerlichkeiten uͤblich geweſen, erwieſen,
mithin nicht zu fuͤrchten haben, daß ein einziges geſchloſ-
ſenes Capitel, beſonders, wenn man ſich allenfalls daruͤ-
ber auch vorher vereiniget haͤtte, dieſen Beweis fuͤr un-
guͤltig erklaͤren wuͤrde; nachdem ſo gar die Rollen einiger
Turniere neuerer Zeiten, oder fuͤrſtlicher Leichenbeglei-
tungen, fuͤr gute Beweiſe angenommen ſind, wobey ge-
wiß die Proben nicht ſo foͤrmlich unterſuchet ſeyn moͤgen,
als in jenem Falle geſchehen kann. Ein beſtaͤndiges He-
roldsamt
iſt fuͤr kleine Provinzen zu beſchwerlich, und
wenn es nicht vollſtaͤndig und gehoͤrig beſetzet iſt, unzu-
verlaͤßig: ſonſt wuͤrde dieſes den deutſchen Provinzen,
worin keine geſchloſſene Stifter und Ritterſchaften ſind,
zu empfehlen ſeyn. Jenes Mittel, daß ſie einmal fuͤr
alle, die vorgeſchlagene Unterſuchung vornehmen ſollen,
iſt aber auch um deswillen angenehmer, weil es nur ein-
mal mit Ausſchluß aller Stillſchweigenden gehalten wer-
den ſoll, und ſolchergeſtalt nicht zu einer Quelle von kuͤnf-
tigen Erſchleichungen mißbrauchet werden kann.

Wenn nun einmal die Adelsprobe auf dieſe oder eine
andere Art, worin man, unter der hoͤchſten Genehmi-
gung des Reichsoberhauptes, gemeinſchaftlich uͤberein
gekommen iſt, gleichfoͤrmig gemacht ſeyn wird: ſo wird
auch damit der Vorwurf, welchen von Zeit zu Zeit, eine
geſchloſſene adeliche Ritterſchaft der andern gemacht hat,
und wodurch es dahin gekommen iſt, daß oft die eine das
Zeugnis der andern nicht hat gelten laſſen wollen, von
ſelbſt verſchwinden. Denn wenn alle nach gleichfoͤrmigen,
von dem hoͤchſten Reichsoberhaupte beſtaͤtigten Beweis-
arten verfahren, und daß dieſes geſchehen ſey, kuͤnftig
in ihren Zeugniſſen ausdruͤcken, auch allenfalls noch die-

ſes,
T 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0305" n="293"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ueber die Adelsprobe in Deut&#x017F;chland.</hi></fw><lb/>
dann gewiß ein mehrers, als bey den Turnieren und an-<lb/>
dern adlichen Feyerlichkeiten u&#x0364;blich gewe&#x017F;en, erwie&#x017F;en,<lb/>
mithin nicht zu fu&#x0364;rchten haben, daß ein einziges ge&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enes Capitel, be&#x017F;onders, wenn man &#x017F;ich allenfalls daru&#x0364;-<lb/>
ber auch vorher vereiniget ha&#x0364;tte, die&#x017F;en Beweis fu&#x0364;r un-<lb/>
gu&#x0364;ltig erkla&#x0364;ren wu&#x0364;rde; nachdem &#x017F;o gar die Rollen einiger<lb/>
Turniere neuerer Zeiten, oder fu&#x0364;r&#x017F;tlicher Leichenbeglei-<lb/>
tungen, fu&#x0364;r gute Bewei&#x017F;e angenommen &#x017F;ind, wobey ge-<lb/>
wiß die Proben nicht &#x017F;o fo&#x0364;rmlich unter&#x017F;uchet &#x017F;eyn mo&#x0364;gen,<lb/>
als in jenem Falle ge&#x017F;chehen kann. Ein be&#x017F;ta&#x0364;ndiges <hi rendition="#fr">He-<lb/>
roldsamt</hi> i&#x017F;t fu&#x0364;r kleine Provinzen zu be&#x017F;chwerlich, und<lb/>
wenn es nicht voll&#x017F;ta&#x0364;ndig und geho&#x0364;rig be&#x017F;etzet i&#x017F;t, unzu-<lb/>
verla&#x0364;ßig: &#x017F;on&#x017F;t wu&#x0364;rde die&#x017F;es den deut&#x017F;chen Provinzen,<lb/>
worin keine ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Stifter und Ritter&#x017F;chaften &#x017F;ind,<lb/>
zu empfehlen &#x017F;eyn. Jenes Mittel, daß &#x017F;ie einmal fu&#x0364;r<lb/>
alle, die vorge&#x017F;chlagene Unter&#x017F;uchung vornehmen &#x017F;ollen,<lb/>
i&#x017F;t aber auch um deswillen angenehmer, weil es nur ein-<lb/>
mal mit Aus&#x017F;chluß aller Still&#x017F;chweigenden gehalten wer-<lb/>
den &#x017F;oll, und &#x017F;olcherge&#x017F;talt nicht zu einer Quelle von ku&#x0364;nf-<lb/>
tigen Er&#x017F;chleichungen mißbrauchet werden kann.</p><lb/>
          <p>Wenn nun einmal die Adelsprobe auf die&#x017F;e oder eine<lb/>
andere Art, worin man, unter der ho&#x0364;ch&#x017F;ten Genehmi-<lb/>
gung des Reichsoberhauptes, gemein&#x017F;chaftlich u&#x0364;berein<lb/>
gekommen i&#x017F;t, gleichfo&#x0364;rmig gemacht &#x017F;eyn wird: &#x017F;o wird<lb/>
auch damit der Vorwurf, welchen von Zeit zu Zeit, eine<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene adeliche Ritter&#x017F;chaft der andern gemacht hat,<lb/>
und wodurch es dahin gekommen i&#x017F;t, daß oft die eine das<lb/>
Zeugnis der andern nicht hat gelten la&#x017F;&#x017F;en wollen, von<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;chwinden. Denn wenn alle nach gleichfo&#x0364;rmigen,<lb/>
von dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten Reichsoberhaupte be&#x017F;ta&#x0364;tigten Beweis-<lb/>
arten verfahren, und daß die&#x017F;es ge&#x017F;chehen &#x017F;ey, ku&#x0364;nftig<lb/>
in ihren Zeugni&#x017F;&#x017F;en ausdru&#x0364;cken, auch allenfalls noch die-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;es,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0305] Ueber die Adelsprobe in Deutſchland. dann gewiß ein mehrers, als bey den Turnieren und an- dern adlichen Feyerlichkeiten uͤblich geweſen, erwieſen, mithin nicht zu fuͤrchten haben, daß ein einziges geſchloſ- ſenes Capitel, beſonders, wenn man ſich allenfalls daruͤ- ber auch vorher vereiniget haͤtte, dieſen Beweis fuͤr un- guͤltig erklaͤren wuͤrde; nachdem ſo gar die Rollen einiger Turniere neuerer Zeiten, oder fuͤrſtlicher Leichenbeglei- tungen, fuͤr gute Beweiſe angenommen ſind, wobey ge- wiß die Proben nicht ſo foͤrmlich unterſuchet ſeyn moͤgen, als in jenem Falle geſchehen kann. Ein beſtaͤndiges He- roldsamt iſt fuͤr kleine Provinzen zu beſchwerlich, und wenn es nicht vollſtaͤndig und gehoͤrig beſetzet iſt, unzu- verlaͤßig: ſonſt wuͤrde dieſes den deutſchen Provinzen, worin keine geſchloſſene Stifter und Ritterſchaften ſind, zu empfehlen ſeyn. Jenes Mittel, daß ſie einmal fuͤr alle, die vorgeſchlagene Unterſuchung vornehmen ſollen, iſt aber auch um deswillen angenehmer, weil es nur ein- mal mit Ausſchluß aller Stillſchweigenden gehalten wer- den ſoll, und ſolchergeſtalt nicht zu einer Quelle von kuͤnf- tigen Erſchleichungen mißbrauchet werden kann. Wenn nun einmal die Adelsprobe auf dieſe oder eine andere Art, worin man, unter der hoͤchſten Genehmi- gung des Reichsoberhauptes, gemeinſchaftlich uͤberein gekommen iſt, gleichfoͤrmig gemacht ſeyn wird: ſo wird auch damit der Vorwurf, welchen von Zeit zu Zeit, eine geſchloſſene adeliche Ritterſchaft der andern gemacht hat, und wodurch es dahin gekommen iſt, daß oft die eine das Zeugnis der andern nicht hat gelten laſſen wollen, von ſelbſt verſchwinden. Denn wenn alle nach gleichfoͤrmigen, von dem hoͤchſten Reichsoberhaupte beſtaͤtigten Beweis- arten verfahren, und daß dieſes geſchehen ſey, kuͤnftig in ihren Zeugniſſen ausdruͤcken, auch allenfalls noch die- ſes, T 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/305
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/305>, abgerufen am 11.05.2024.