Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.als die Ausheurung der Bauerhöfe. an der Emse und in einigen Gegenden im Bremischen, woder Bauer nach vollendeten Heuerjahren die Pfähle seiner Hütte aufziehet, und solche weiter setzt. Das giebt aber armselige Leute für den Staat, und geht nur in Gegenden an, wo ein leichter Boden, ohne Holzungen dem Heuer- ling untergeben wird. Hier im Stifte sind die Häuser dauer- hafter gegründet, und so lange in der Winnnottel oder dem Heuercontrakt nicht steht oder bey der Auflassung nicht be- dungen wird, wie man es am Ende der Heuerjahre mit Bau- und Besserung halten wolle, ist die Heuer, Pacht oder das Colonat, in so fern der Heuermann oder Pächter die Häuser ohne Berechnung bauet und unterhält, erblich. Hat das Erbrecht des Leibeignen also den väterlichen den a) Das Gut soll fallen an den nächsten Erben huldig und hörig. S. Essensches Hofrecht beym von Steinen im VI Stück sei- ner Westphäl. Gesch. p. 1754 sq. Die Erben sollen seyn ledig, huldig und Hofbörig an dem Gute. S. die Westhofischen Hofrechte beym von Senkenberg in corp. jur. Germ. T. I. p. 115. post praefat. Die Hörigkeit schloß alle emancipatos, clericos, cives, und in genere alle diejenigen von der Hofes Erbschaft aus, die sich entweder als Frey oder Eigne in an- dern Schutz oder Hulde begeben hatten. Sie hat die Schick- sale der emancipation erlitten, die sich auch später verdunkelt hat. Man fühlt es kaum mehr, daß sie der Grund gewesen, warum Geistliche des Lehnrechts darbten, und noch der Grund der gesammten Hand als eines brieflichen Gehörs ist. T 4
als die Ausheurung der Bauerhoͤfe. an der Emſe und in einigen Gegenden im Bremiſchen, woder Bauer nach vollendeten Heuerjahren die Pfaͤhle ſeiner Huͤtte aufziehet, und ſolche weiter ſetzt. Das giebt aber armſelige Leute fuͤr den Staat, und geht nur in Gegenden an, wo ein leichter Boden, ohne Holzungen dem Heuer- ling untergeben wird. Hier im Stifte ſind die Haͤuſer dauer- hafter gegruͤndet, und ſo lange in der Winnnottel oder dem Heuercontrakt nicht ſteht oder bey der Auflaſſung nicht be- dungen wird, wie man es am Ende der Heuerjahre mit Bau- und Beſſerung halten wolle, iſt die Heuer, Pacht oder das Colonat, in ſo fern der Heuermann oder Paͤchter die Haͤuſer ohne Berechnung bauet und unterhaͤlt, erblich. Hat das Erbrecht des Leibeignen alſo den vaͤterlichen den a) Das Gut ſoll fallen an den naͤchſten Erben huldig und hoͤrig. S. Eſſenſches Hofrecht beym von Steinen im VI Stuͤck ſei- ner Weſtphaͤl. Geſch. p. 1754 ſq. Die Erben ſollen ſeyn ledig, huldig und Hofboͤrig an dem Gute. S. die Weſthofiſchen Hofrechte beym von Senkenberg in corp. jur. Germ. T. I. p. 115. poſt præfat. Die Hoͤrigkeit ſchloß alle emancipatos, clericos, cives, und in genere alle diejenigen von der Hofes Erbſchaft aus, die ſich entweder als Frey oder Eigne in an- dern Schutz oder Hulde begeben hatten. Sie hat die Schick- ſale der emancipation erlitten, die ſich auch ſpaͤter verdunkelt hat. Man fuͤhlt es kaum mehr, daß ſie der Grund geweſen, warum Geiſtliche des Lehnrechts darbten, und noch der Grund der geſammten Hand als eines brieflichen Gehoͤrs iſt. T 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0309" n="295"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">als die Ausheurung der Bauerhoͤfe.</hi></fw><lb/> an der Emſe und in einigen Gegenden im Bremiſchen, wo<lb/> der Bauer nach vollendeten Heuerjahren die Pfaͤhle ſeiner<lb/> Huͤtte aufziehet, und ſolche weiter ſetzt. Das giebt aber<lb/> armſelige Leute fuͤr den Staat, und geht nur in Gegenden<lb/> an, wo ein leichter Boden, ohne Holzungen dem Heuer-<lb/> ling untergeben wird. Hier im Stifte ſind die Haͤuſer dauer-<lb/> hafter gegruͤndet, und ſo lange in der Winnnottel oder dem<lb/> Heuercontrakt nicht ſteht oder bey der Auflaſſung nicht be-<lb/> dungen wird, wie man es am Ende der Heuerjahre mit<lb/> Bau- und Beſſerung halten wolle, iſt die Heuer, Pacht<lb/> oder das Colonat, in ſo fern der Heuermann oder Paͤchter<lb/> die Haͤuſer ohne Berechnung bauet und unterhaͤlt, erblich.</p><lb/> <p>Hat das Erbrecht des Leibeignen alſo den vaͤterlichen<lb/> Bau und deſſen Beſſerung zum Grunde: ſo iſt die letztere<lb/> ein wuͤrklicher <hi rendition="#fr">Freyſtamm;</hi> und fehlt ihm nichts als der<lb/> Name und die Beſtimmung. Nichts iſt aber feiner als das<lb/> Mittel, wodurch unſre Voreltern verhinderten, daß der<lb/><hi rendition="#fr">Freyſtamm</hi> nicht auf freye Erben fallen konnte. Da ſie<lb/> vorherſahen, daß bey Einraͤumung des Satzes vom <hi rendition="#fr">Frey-<lb/> ſtamme,</hi> ſich auch <hi rendition="#fr">freye</hi> Erben beym Gutsherrn melden,<lb/> und eine Verguͤtung dafuͤr fordern koͤnnten: ſo machten ſie<lb/> das Geſetz, daß keiner als der naͤchſte Erbe im <hi rendition="#fr">Gehoͤr</hi> <note place="foot" n="a)">Das Gut ſoll fallen an den naͤchſten Erben huldig und hoͤrig.<lb/> S. Eſſenſches Hofrecht beym <hi rendition="#fr">von Steinen</hi> im <hi rendition="#aq">VI</hi> Stuͤck ſei-<lb/> ner Weſtphaͤl. Geſch. <hi rendition="#aq">p. 1754 ſq.</hi> Die Erben ſollen ſeyn <hi rendition="#fr">ledig,<lb/> huldig</hi> und <hi rendition="#fr">Hofboͤrig</hi> an dem Gute. S. die Weſthofiſchen<lb/> Hofrechte beym <hi rendition="#fr">von Senkenberg</hi> <hi rendition="#aq">in corp. jur. Germ. T. I.<lb/> p. 115. poſt præfat.</hi> Die <hi rendition="#fr">Hoͤrigkeit</hi> ſchloß alle <hi rendition="#aq">emancipatos,<lb/> clericos, cives,</hi> und <hi rendition="#aq">in genere</hi> alle diejenigen von der Hofes<lb/> Erbſchaft aus, die ſich entweder als Frey oder Eigne in an-<lb/> dern Schutz oder Hulde begeben hatten. Sie hat die Schick-<lb/> ſale der <hi rendition="#aq">emancipation</hi> erlitten, die ſich auch ſpaͤter verdunkelt<lb/> hat. Man fuͤhlt es kaum mehr, daß ſie der Grund geweſen,<lb/> warum Geiſtliche des Lehnrechts darbten, und noch der Grund<lb/> der geſammten Hand als eines brieflichen <hi rendition="#fr">Gehoͤrs</hi> iſt.</note><lb/> <fw place="bottom" type="sig">T 4</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [295/0309]
als die Ausheurung der Bauerhoͤfe.
an der Emſe und in einigen Gegenden im Bremiſchen, wo
der Bauer nach vollendeten Heuerjahren die Pfaͤhle ſeiner
Huͤtte aufziehet, und ſolche weiter ſetzt. Das giebt aber
armſelige Leute fuͤr den Staat, und geht nur in Gegenden
an, wo ein leichter Boden, ohne Holzungen dem Heuer-
ling untergeben wird. Hier im Stifte ſind die Haͤuſer dauer-
hafter gegruͤndet, und ſo lange in der Winnnottel oder dem
Heuercontrakt nicht ſteht oder bey der Auflaſſung nicht be-
dungen wird, wie man es am Ende der Heuerjahre mit
Bau- und Beſſerung halten wolle, iſt die Heuer, Pacht
oder das Colonat, in ſo fern der Heuermann oder Paͤchter
die Haͤuſer ohne Berechnung bauet und unterhaͤlt, erblich.
Hat das Erbrecht des Leibeignen alſo den vaͤterlichen
Bau und deſſen Beſſerung zum Grunde: ſo iſt die letztere
ein wuͤrklicher Freyſtamm; und fehlt ihm nichts als der
Name und die Beſtimmung. Nichts iſt aber feiner als das
Mittel, wodurch unſre Voreltern verhinderten, daß der
Freyſtamm nicht auf freye Erben fallen konnte. Da ſie
vorherſahen, daß bey Einraͤumung des Satzes vom Frey-
ſtamme, ſich auch freye Erben beym Gutsherrn melden,
und eine Verguͤtung dafuͤr fordern koͤnnten: ſo machten ſie
das Geſetz, daß keiner als der naͤchſte Erbe im Gehoͤr a)
den
a) Das Gut ſoll fallen an den naͤchſten Erben huldig und hoͤrig.
S. Eſſenſches Hofrecht beym von Steinen im VI Stuͤck ſei-
ner Weſtphaͤl. Geſch. p. 1754 ſq. Die Erben ſollen ſeyn ledig,
huldig und Hofboͤrig an dem Gute. S. die Weſthofiſchen
Hofrechte beym von Senkenberg in corp. jur. Germ. T. I.
p. 115. poſt præfat. Die Hoͤrigkeit ſchloß alle emancipatos,
clericos, cives, und in genere alle diejenigen von der Hofes
Erbſchaft aus, die ſich entweder als Frey oder Eigne in an-
dern Schutz oder Hulde begeben hatten. Sie hat die Schick-
ſale der emancipation erlitten, die ſich auch ſpaͤter verdunkelt
hat. Man fuͤhlt es kaum mehr, daß ſie der Grund geweſen,
warum Geiſtliche des Lehnrechts darbten, und noch der Grund
der geſammten Hand als eines brieflichen Gehoͤrs iſt.
T 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeFür das DTA wurde die „Neue verbesserte und verme… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |